Paderborn. Wie wichtig Sebastian Schonlau für den SC Paderborn ist, zeigten nicht zuletzt die Spiele, in denen er gefehlt hatte. Beim 2:2 gegen Braunschweig musste der Innenverteidiger wegen einer Wadenverletzung passen. Beim 2:3 gegen Darmstadt wurde Schonlau wegen einer Augenblessur noch vor der Pause ausgewechselt. Und in beiden Partien ging beim SCP die Ordnung verloren. Paderborns Kapitän ist in dieser Saison bislang der Zweitligaspieler mit den meisten Ballkontakten, zählt zu den zweikampfstärksten Akteuren und trug sich am Montagabend beim 2:0-Sieg auf St. Pauli nun erstmals in dieser Spielzeit in die Torschützenliste ein.
„Es wurde ja auch langsam mal wieder Zeit", kommentiert Schonlau seinen Treffer, mit dem er in der 69. Minute den Endstand markiert hatte. Und das ausgerechnet per Kopf, obwohl er sich gut eine Woche zuvor gegen Darmstadt die besagte Augenverletzung zugezogen hatte. „Aber die hat mich nicht mehr behindert", berichtet der 26-Jährige, der am Montag nicht nur wegen seines Tores der beste Mann auf dem Platz war. So trug Schonlau maßgeblich dazu bei, dass die hochkarätig besetzte Pauli-Offensive um Burgstaller, Marmoush, Kyereh und Co. so gut wie keine zwingende Torchance aus dem Spiel heraus hatte. „Wir waren endlich mal über 90 Minuten sehr konzentriert und haben sehr kompakt verteidigt", bilanziert der gebürtige Warburger.
Gegen den KSC droht ein Geduldsspiel
Und in der Offensive hatte der SCP diesmal die Räume, die es zuvor gegen die extrem defensiv eingestellten Teams aus Heidenheim, Regensburg und Darmstadt nicht gegeben hatte. „Es war von Vorteil, dass St. Pauli bei seinem Spielstil geblieben ist. Das kommt uns entgegen", sagt Schonlau. Dessen Mannschaft war gegen zuletzt eminent formstarke Gastgeber erstaunlich selbstbewusst zu Werke gegangen. „Wir hatten Respekt vor St. Pauli, aber keine Angst. Wir wissen schließlich um unsere Qualität. Wir haben richtig gute Jungs in unseren Reihen und müssen uns vor keinem Gegner verstecken", so das SCP-Eigengewächs.
Unterm Strich hatten die Paderborner am Millerntor ausnahmsweise weniger Ballbesitz als der Gegner. Das dürfte sich an diesem Freitag, 19. März, im Heimspiel gegen den Karlsruher SC (18.30 Uhr, Benteler-Arena) wieder ändern. Dann wird Schonlau im Paderborner Aufbauspiel wohl deutlich mehr Ballkontakte haben. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der KSC recht tief stehen wird. Aber wir müssen einfach an die Leistung aus dem Pauli-Spiel anknüpfen und uns auf die Basics konzentrieren", fordert der Innenverteidiger, der am Freitag auf seinen etatmäßigen Nebenmann verzichten muss.
Schonlau verspürt keinen Zeitdruck
Grund: Uwe Hünemeier sah auf St. Pauli schon nach 58 Sekunden seine fünfte Gelbe Karte der Saison und ist folgerichtig gegen den KSC gesperrt. Es hätte noch schlimmer kommen können, denn auch Schonlau und Mittelfeldabräumer Ron Schallenberg waren mit vier Gelben in die Partie gegangen. „Das hatte ich gerade nach Hünes Verwarnung schon im Hinterkopf. Aber im Laufe des Spiels verdrängst du das dann, denn sonst ist es schwer, vernünftig in die Zweikämpfe zu gehen", sagt der SCP-Kapitän, dessen persönliche Zukunft noch ungeklärt ist.
So läuft Schonlaus Vertrag am Saisonende aus. Der SCP hat ihm ein Angebot zur Verlängerung unterbreitet, doch das Abwehr-Ass hat sich noch nicht entschieden und verspürt keinen Zeitdruck. „Mir wurde keine Deadline gesetzt. Ich tue gut daran, mich erst einmal aufs Sportliche zu konzentrieren", erklärt Schonlau. Fakt ist: Paderborns Spielführer wird im August 27 Jahre alt, ist im besten Fußball-Alter und steht vor dem wohl wichtigsten Vertrag seiner Karriere. Und mit seinen Leistungen ist er längst in den Fokus weitaus zahlungskräftigerer Vereine aus dem In- und Ausland gerückt. Die Chancen für den SC Paderborn dürften nicht allzu gut stehen.
Lockruf von der britischen Insel
Die Gerüchteküche brodelt bereits. Während der TV-Übertragung des SCP-Spiels auf St. Pauli behauptete TV-Experte Torsten Mattuschka, dass der englische Zweitligist Norwich City an einer Verpflichtung Schonlaus interessiert sei. Das Team des aus Büren-Steinhausen stammenden Trainers Daniel Farke liegt derzeit klar auf Kurs Richtung direkter Wiederaufstieg. Bei der Aussicht auf Premier-League-Einsätze würde Schonlau wohl schnell schwach werden. Doch Schonlau hält sich bedeckt. „Ich kann und will dazu nichts sagen", betont der 26-Jährige.
Schonlau wäre nicht der erste SCP-Spieler, den es zu den „Kanarienvögeln" nach Norwich zieht. Auch Teamkollege Dennis Srbeny kickte bekanntlich zwei Jahre lang für den Klub aus dem Osten Englands. „Ich habe mit Dennis auch schon mal über Norwich geredet. Aber das hatte nichts mit mir zu tun", sagt Schonlau. Sollte der Junge aus dem Hochstift tatsächlich dem Lockruf von der britischen Insel folgen, bleibt den SCP-Fans ein Trost. Auch ein Dennis Srbeny und ein Uwe Hünemeier, den es einst nach Brighton zog, sind schließlich nach Paderborn zurückgekehrt.
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