
Paderborn. Auch das zweite Bundesliga-Abenteuer des SC Paderborn sollte nach nur einer Saison enden. Während der Außenseiter in der Saison 2014/2015 immerhin 31 Punkte geholt hatte, waren es diesmal nur 20 Zähler. Doch statt Spott und Häme gibt es bundesweit Lob und Anerkennung. Schließlich wartete der SCP mit einem erfrischenden Offensivfußball und einer herausragenden Mentalität auf. Im Folgenden haben wir einige Pressestimmen zum Paderborner Abstieg zusammengestellt.
Kicker
Anders als nach dem ersten Abstieg vor fünf Jahren, als der Klub später bis in die 3. Liga durchgereicht wurde, soll es in Paderborn weitergehen. Ein Platz im Mittelfeld der 2. Liga soll es zumindest sein, getreu dem Langfrist-Ziel, sich fest unter den 30 Top-Klubs in Deutschland zu etablieren. Einige wenige Millionen Euro, man spricht von rund vier, sollen aus dem Erstliga-Abenteuer hängen geblieben sein. Die Formierung einer „schlagkräftigen Mannschaft", die Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth ankündigt, wird wieder mit wenig Geld und viel Geschick angegangen.
Sport-Informations-Dienst (sid)
Der SC Paderborn hat am letzten Spieltag noch einmal gezeigt, warum er absteigt. Courage allein hilft eben nicht – die Chancen müssen auch genutzt und Gegentore besser verhindert werden. (...) Das 2:3 am letzten Spieltag bei Eintracht Frankfurt war dabei nur eine weitere dieser unzähligen Episoden, an deren Ende die Ostwestfalen mit sich haderten. Ihr Auftritt war schließlich gar nicht mal schlecht gewesen, er war geprägt von Courage und Unverdrossenheit. Ob mit etwas mehr Glück und Qualität der Klassenerhalt herausgesprungen wäre? Reine Spekulation.
Sportbuzzer
Es gibt Aufsteiger, die versuchen, den Klassenerhalt mit der Brechstange zu sichern. Das führt nicht selten dazu, dass der Bus vor dem eigenen Tor geparkt wird und ist nicht schön anzusehen. Paderborn hat ganz bewusst einen anderen Ansatz verfolgt. „Wir haben ein eigenes Gesicht – und das wollen wir auch beibehalten", so Trainer Steffen Baumgart. Auch wenn der Erfolg nicht immer gepasst hat und die offensive Spielidee manchmal für böse Pleiten gesorgt hat – die Spiele des SCP waren nur selten langweilig – man denke nur an das spektakuläre 3:3 in Dortmund. Und das lag auch am frechen Neuling. (...) Steffen Baumgart passt in keine Schublade, ist mit seiner emotionalen, ehrlichen und manchmal etwas trockenen Art der Gegenentwurf zur modernen, perfektionistisch veranlagten Trainer-Generation. Und: er nimmt das Fußball-Geschäft nicht allzu ernst, ist immer aufrichtig und macht sich Gedanken über die Bundesliga hinaus.
Süddeutsche Zeitung
Mit einem Kader, dessen Gesamttransferwert ungefähr ein Viertel vom Leverkusener 100-Millionen-Spieler Kai Havertz beträgt, hatten die Paderborner in dieser Saison eigentlich ohnehin nur eine verschwindend kleine Chance, aber dass sie diese in jedem Spiel neu zu nutzen bereit waren, brachte ihnen viel Respekt ein. Nahezu jeder Trainer der Bundesliga outete sich im Laufe der Saison als Paderborn- und Baumgart-Fan. Ohne Angst und mit viel Laufbereitschaft trotzten die Außenseiter aus Ostwestfalen auch den Großkopferten des deutschen Fußballs knappe Ergebnisse ab: zwei Mal ein 2:3 gegen Bayern München, ein 3:3 in Dortmund, ein 2:3 in Leverkusen sowie ein 2:3 und ein 1:1 gegen Leipzig. Was Baumgart aus diesem individuell kaum konkurrenzfähigen Kader herausholte, war aller Ehren wert. Deshalb werden sie wohl auch mit ihm in die zweite Liga gehen. Einen besseren Trainer finden sie in Paderborn nicht.
Donaukurier
Der SC Paderborn steigt ab, jedoch nicht sang- und klanglos. Denn immerhin gibt es gleich drei Titel zu feiern. Da wäre zum einen der Preis für die schrecklichste Torhymne. Kennen Sie den Hit „Hermann Löns, die Heide brennt" von der Band Scheunenrocker? Eine ganz fiese Blutgrätsche für die Ohren. (...) Auch Coach Steffen Baumgart hat ein Echo hinterlassen. Ohrenbetäubende Kommandos, die auch in vollen Stadien gut zu verstehen waren: Baumgart ist der Lautsprecher der Liga. Kompliment! (...) Und dann wäre da noch Ostwestfalens letzter Ritter Klaus Gjasula, der einzige Bundesliga-Profi mit Helm. Der 30-Jährige brachte es in 29 Schlachten auf 17 gelbe Karten. Voller Einsatz und Tugendhaftigkeit bis zum Ende garantieren die Walter-Frosch-Gedächtnismedaille. Bravo! Lieber SC Paderborn, herzlichen Glückwunsch zum Triple und bis bald.
Berliner Zeitung
Was hatte der SC Paderborn schon zu verlieren? Den meisten galt er vor der Saison ohnehin als sicherer Absteiger. Wieso dann nicht einfach die Saison so gut wie möglich genießen, attraktiven und ambitionierten Fußball spielen, die anderen ein wenig ärgern und ohne jede lästige Trainerdiskussion und unnötiges Drama wieder zurück in die Zweite Liga spazieren. (...) Den Titel des draufgängerischsten und spektakulärsten Absteigers dieses Jahrtausends kann den Paderbornern keiner nehmen.