SCP-Gegner unter der Lupe

Warum dem BVB die Hinspiel-Blamage gegen den SC Paderborn geholfen hat

Nach dem 3:3 gegen den SCP wurde bei den Schwarz-Gelben Tacheles geredet. Seitdem stimmt die Punkte-Ausbeute. Der Trainer steht vor dem Rückspiel dennoch in der Kritik.

Gerrit Holtmann (l.) hat soeben das 3:0 für Paderborn erzielt. BVB-Keeper Roman Bürki und seine Teamkollegen Mats Hummels und Julian Weigl sind konsterniert. Am Ende holt Dortmund zwar noch 3:3, doch bei Schwarz-Gelb herrscht dicke Luft. | © picture alliance

Frank Beineke
31.05.2020 | 02.06.2020, 17:35

Dortmund/Paderborn. Es ist schon ein wenig paradox. So gewann Borussia Dortmund neun der vergangenen elf Bundesliga-Spiele und schoss dabei stolze 33 Tore. Insgesamt holten die Schwarz-Gelben in der knapp zweijährigen Amtszeit von Chefcoach Lucien Favre bislang 2,15 Punkte pro Partie, womit der Schweizer die beste Bilanz aller BVB-Trainer hat. Noch dazu spielt die Borussia ziemlich attraktiven Fußball. Und dennoch reißen die Trainerdiskussionen einfach nicht ab. Auch vor dem Dortmunder Gastspiel beim SC Paderborn, das an diesem Pfingstsonntag um 18 Uhr in der Benteler-Arena steigt, wird mal wieder munter über Favres Zukunft spekuliert.

Diesmal hatte der 62-jährige BVB-Coach die Spekulationen mit einer kryptischen Aussage nach dem 0:1 im Gipfeltreffen gegen Bayern aber selbst angeheizt. Auf die Frage eines Sky-Reporters, ob er Sorge vor neuerlicher Kritik habe, kein Titel-Trainer zu sein, antwortete Favre: „Das sagt man hier seit Monaten. Ich lese nicht die Zeitung, aber ich weiß, wie es geht. Ich werde darüber sprechen in ein paar Wochen."

Favre nerven die Diskussionen

Dies wurde umgehend als Abschiedsankündigung interpretiert. Für Sky-Experte Lothar Matthäus war der Fall beispielsweise sonnenklar. "Favre weg, Niko Kovac kommt", erklärte der Ex-Nationalspieler. "Das ist unglaublich", kommentierte der BVB-Coach entsprechende Auslegungen seiner Aussage und fügte an: "Ich werde weitermachen. Ich habe einen Vertrag. Ich werde diesen Vertrag erfüllen."

In der Pressekonferenz vor der Partie in Paderborn zeigte sich Favre von diesem Thema (verständlicherweise) genervt. "Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und bereite mich auf das Spiel vor", betonte der Schweizer. Und BVB-Sportdirektor Michael Zorc stellte klar: "Unser Klubboss Aki Watzke hat sehr deutliche Worte gefunden und klargestellt, dass wir keine Trainerdiskussion führen. Im Klub sind wir sehr ruhig."

"Nie wieder so wie gegen Paderborn"

Nach dem 3:3 im Hinspiel gegenden SC Paderborn hatte bei den Schwarz-Gelben dagegen wahrlich keine Ruhe geherrscht. Bei der Jahreshauptversammlung, die zwei Tage nach der Partie über die Bühne ging, wurden die BVB-Profis vielmehr mit lautstarken Buhrufen empfangen. Eine Aussage von Aki Watzke klang zudem nicht gerade nach einer Jobgarantie für den Cheftrainer. "Lucien, du hast unser Vertrauen. Aber eins ist klar: Am Ende ist Fußball immer nur über Ergebnisse definiert", erklärte der BVB-Geschäftsführer, der einst in Paderborn studiert hatte und ein freundschaftliches Verhältnis zum SCP pflegt.

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Und eigentlich hätte Watzke ein paar Wochen nach dem Hinspiel auch einen Präsentkorb nach Paderborn schicken können. Denn die desaströse erste Halbzeit der Dortmunder, die zur Pause mit 0:3 hinten gelegen hatten, sollte durchaus positive Langzeitwirkungen haben. So stellte Sportdirektor Zorc bei der Pressekonferenz am Freitag klar: "Nach diesem Spiel sind in der Mannschaft einige Prozesse in Gang gekommen. Es wurden viele Gespräche geführt und es entwickelte sich eine Eigendynamik. Das Motto war: Wir dürfen uns nie wieder so präsentieren wie in der ersten Halbzeit gegen Paderborn. Das war unterirdisch. Die sind ja permanent auf unser Tor zugelaufen."

Ohne Haaland zum SCP

Seitdem präsentiert sich der BVB in der Tat gefestigter. In den vergangenen sieben Bundesliga-Spielen gab es zum Beispiel sechs Siege und lediglich zwei Gegentore. Schmerzhafte Rückschläge blieben aber auch in der Rückrunde nicht aus. Sei es das unnötige Champions-League-Aus gegen Paris, die überraschende DFB-Pokal-Pleite in Bremen oder die am Mittwoch erlittene 0:1-Niederlage gegen die Bayern. Und so werden die Schwarz-Gelben auch in der zweiten Saison unter Chefcoach Lucien Favre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Titel holen.

Ein Sieg gegen den SC Paderborn ist bei den hohen Ansprüchen der Borussen ohnehin Pflicht. Da kann es auch keine Ausrede sein, dass dem BVB am Pfingstsonntag diverse Stars fehlen werden. Torjäger Erling Haaland, der sich gegen die Bayern leicht verletzte, fällt ebenso aus wie Kapitän Marco Reus, Nico Schulz und Dan-Axel Zagadou. Dafür stellte Lucien Favre seinen Schützlingen Jadon Sancho und Emre Can die Rückkehr in die Startelf in Aussicht.

Mo Dahoud muss dagegen passen. Der Deutsch-Syrer hatte im Hinspiel gegen den SCP restlos enttäuscht, präsentierte sich in den Partien nach der Corona-Pause aber bärenstark. Doch aufgrund einer Knieverletzung ist die Saison für ihn nun vorzeitig beendet. Somit wird Dahoud seinen Teamkollegen am Sonntag vor dem Fernseher die Daumen drücken und hoffen, dass der BVB den 18. Saisonsieg landet. Sollte das Vorhaben misslingen, dürfte die Trainerdiskussion wieder an Fahrt aufnehmen. Dazu bedürfte es diesmal nicht einmal der Interpretationskünste von Lothar Matthäus.

Und so könnten sie spielen:

SCP:Zingerle - Jans, Hünemeier, Schonlau, Collins - Antwi-Ajdei (Pröger), Ritter (Sabiri), Vasiliadis, Holtmann (Antwi-Adjei) - Mamba, Srbeny.

BVB: Bürki - Pisczek, Hummels, Akanji - Hakimi, Can, Delaney, Guerreiro - Sancho, Brandt - Hazard.


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