Paderborn droht der Titel "Absteiger der Herzen"

Paderborn. Steffen Baumgart hatte es am Mittwochabend eilig. Der Chefcoach des SC Paderborn lieferte nach dem 0:0 seiner Mannschaft beim FC Augsburg noch ein kurzes Statement zum Spiel, beantwortete brav eine Frage und machte sich dann schnurstracks auf den Weg zum Teambus. Der Flieger Richtung Heimat musste wegen des Nachtflugverbotes in Augsburg schließlich spätestens bis Mitternacht abheben. Das Vorhaben gelang. Der Paderborner Plan, drei Zähler einzufahren, war dagegen gescheitert. Und so hilft im Kampf um den Klassenerhalt so langsam nur noch ein Wunder. Baumgart hätte sich unterdessen eigentlich den Weg zur besagten Pressekonferenz sparen können. Man hätte auch ein Fazit des SCP-Trainers aus vielen anderen Partien dieser Saison abspielen können. Denn einmal mehr musste Baumgart konstatieren: "Wir haben für unsere Verhältnisse ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber wir haben uns wieder einmal nicht belohnt." Augsburgs Torwart als Spielverderber So hatten seine Schützlinge erneut unter Beweis gestellt, dass sie im Defensiv-Verhalten in der Rückrunde einen Schritt nach vorne gemacht haben. Gleichzeitig ging zwar gerade gegen tiefer stehende Gegner mitunter die gewohnte Offensivpower verloren. Doch in Augsburg sollte der SCP wie schon zuletzt beim 1:1 gegen Hoffenheim durchaus ansehnlich nach vorne spielen. Allein Stürmer Streli Mamba, der nach seiner schweren Knieverletzung erstmals seit 97 Tagen wieder in der Startelf gestanden hatte, verbuchte vor der Pause drei gute Torgelegenheiten (12./21./43.). Der agile Gerrit Holtmann scheiterte an FCA-Keeper Andreas Luthe (22.) und am Pfosten (61.). Spätestens der eingewechselte SCP-Angreifer Sven Michel hätte dann in der 70. Minute das 0:1 machen müssen, doch auch er fand seinen Meister im Augsburger Schlussmann. "Paderborn war heute über 90 Minuten extrem giftig", urteilte Luthe, der seinerseits jede Menge Lob von seinem Cheftrainer erhielt. "Andreas hat uns heute im Spiel gehalten. Er war der beste Spieler", sagte Heiko Herrlich, dessen Team nun immerhin noch vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz hat. Paderborns Rückstand auf eben jenen 16. Rang aber wuchs auf satte acht Zähler an, weil Düsseldorf gegen Schalke gewann. "Wir haben drei Punkte aus den letzten drei Spielen geholt. Das ist zu wenig für das, was wir erreichen wollen", bilanzierte Steffen Baumgart und fügte an: "Dass wir mit unserer Situation nicht zufrieden sind, ist klar. Trotzdem sind noch 18 Punkte zu vergeben. Und so lange es rechnerisch noch möglich ist - und auch wenn es nicht mehr möglich sein sollte - werden wir Vollgas geben." Nun warten extrem schwere Brocken Mit dieser Einstellung und den mutigen Auftritten hat der SCP in dieser Saison viele Sympathien gewonnen. Sky-Experte Didi Hamann bezeichnete die Paderborner am Mittwoch gar als "Absteiger der Herzen". "Aber von Sympathien können wir uns leider nichts kaufen. Am Ende zählt allein der Erfolg", kommentiert Streli Mamba die Aussage des Ex-Nationalspielers. "Unsere Ausgangslage ist natürlich ziemlich kompliziert. Aber wir müssen jetzt alles raushauen", ergänzt der 25-jährige SCP-Stürmer. Die nächsten Gegner heißen Dortmund (Sonntag, 31. Mai, 18 Uhr) und Leipzig (Samstag, 6. Juni, 15.30 Uhr). Es sind Partien, in denen die Paderborner mit ihrem mutigen Offensivfußball wieder bundesweite Anerkennung erringen können. Ob sie aber auch die dringend benötigten Siege einfahren, bleibt fraglich. Denn zwischen Aufwand und Ertrag klafft beim SCP in dieser Saison einfach eine viel zu große Lücke.

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