
Paderborn. Was wäre passiert, wenn der SC Paderborn in der starken Anfangsphase in Führung gegangen wäre? Wenn Klaus Gjasula seinen Elfmeter verwandelt hätte? Oder wenn Schiedsrichter Marco Fritz den Regelverstoß beim 1:0-Siegtreffer des FC Augsburg geahndet hätte? Ähnliche Fragen hatten sich die SCP-Fans in dieser bislang so verkorksten Bundesliga-Saison schon oft stellen müssen. Fakt ist: Mit der 0:1-Heimpleite im Kellerduell gegen den FC Augsburg kassierte der Aufsteiger am vergangenen Samstag seine neunte Niederlage im elften Spiel. Nur die größten Optimisten glauben derzeit an einen Paderborner Klassenerhalt.
"Diese Niederlage tut weh. Es tut mir weh für die Jungs und für die Fans, die uns heute super unterstützt haben", sagte Chefcoach Steffen Baumgart nach einer Partie, in der Paderborns Anhänger ihre Mannschaft tatsächlich in bewundernswerter Manier angefeuert hatten. Trotz all der Fehler und Unzulänglichkeiten, die sich die SCP-Kicker auch gegen Augsburg leisteten.
Der Angriffsmotor stottert
"Aber die Jungs stecken nie auf. Und der Glaube an unseren Fußball ist geblieben", betont Baumgart und hat auch in dieser Hinsicht recht. Denn nachdem sein Team zwischen der 20. und 60. Minute die Kontrolle über das Spiel verloren hatte, sollten sich die Hausherren noch einmal in die Partie zurückkämpfen und in der letzten halben Stunde alles in die Waagschale werfen.
Allein: Es war zu wenig, denn derzeit haben die Paderborner enorme Schwierigkeiten, Großchancen zu kreieren. In vier der vergangenen fünf Pflichtspiele blieb der eigentlich so offensivstarke SCP ohne Torerfolg. Dabei sah es gegen Augsburg zunächst so aus, als würde die Angriffs-Maschinerie endlich wieder auf Hochtouren laufen. In einem 4-3-3-System, in dem Sebastian Vasiliadis seine Rolle als Achter äußerst offensiv interpretierte, gab es inklusive des besagten Gjasula-Elfmeters vier gute Torgelegenheiten für die Hausherren.
Baumgart schwört auf Sysiphos
Doch als dann nach rund 20 Minuten die Zahl der Ballverluste peu à peu zunahm, offenbarten sich auch die Risiken der mutigen Spielweise. So konnten die Augsburger nach Ballgewinnen gleich zwei, drei Konter in Überzahl fahren. Nach der Rückkehr zum 4-4-2 hatte der SCP dann ähnlich wie in Hoffenheim zwar mehr Sicherheit und Kontrolle. Doch echte Torgefahr sollte das Team kaum noch ausstrahlen.
"Wir sind derzeit nicht in der Lage, solche Spiele zu gewinnen. Es liegt an uns", urteilt Steffen Baumgart und bemüht hierbei sogar die griechische Mythologie. "Wir müssen uns weiter den Berg hocharbeiten und den Stein nach oben wuchten. Auch wenn er immer wieder zurückrollt", sagt der SCP-Trainer.
Die nächsten Aufgaben könnten erneut zur Sysiphusarbeit werden. Die Gegner heißen Dortmund, Leipzig und Bremen. "Das wird anspruchsvoll. Die Herausforderungen sind groß. Aber wenn ich auf uns blicke, sehe ich keine tote Mannschaft. Uns fehlen nur Kleinigkeiten", meint Paderborns Torhüter Leopold Zingerle.
Der Kampfgeist ist noch da
Die passende Devise gaben am Samstag die SCP-Fans aus. "Kämpfen bis zum Ende", stand auf einem Banner, dass vor Spielbeginn bei einer Choreographie ausgerollt wurde. Zu sehen war zudem das Konterfei eines kämpferischen Steffen Baumgart. "So lange wir Gas geben, werden die Fans hinter uns stehen. Und wir werden weiter Gas geben", verspricht Paderborns Chefcoach.
Daher wird Baumgart gemeinsam mit seinen Schützlingen weiter den Stein nach oben rollen. Und wie schrieb einst der französische Schriftsteller Albert Camus in seinem philosophischen Essay "Der Mythos von Sysiphos": "Wir müssen uns Sysiphos als einen glücklichen Menschen vorstellen." Steffen Baumgart wäre allerdings wohl weitaus glücklicher, wenn nach der Länderspielpause möglichst schnell die nächsten Zähler aufs Paderborner Punktekonto wandern.