SC Paderborn

Die Leidenschaft führt den SC Paderborn zum ersten Sieg

Nach dem 0:3 in Köln wurde beim Aufsteiger Tacheles geredet. Mit Erfolg: Beim 2:0 gegen Düsseldorf geben alle Vollgas

Frank Beineke
27.10.2019 | 27.10.2019, 15:21

Paderborn. Es war nun wahrlich kein hochklassiges Bundesliga-Spiel gewesen. Und der SC Paderborn hatte in dieser Saison schon bessere Leistungen gezeigt, was das Spielerische betrifft. Doch das war an diesem Samstagnachmittag in der Benteler-Arena vollkommen egal. Die Paderborner Fans unter den 14.182 Zuschauern feierten frenetisch den völlig verdienten 2:0 (1:0)-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf, mit dem der Aufsteiger am neunten Spieltag endlich seinen ersten Saisondreier einfuhr.

„Das war ja kein richtiges Fußballspiel. Das war eher eine Schlacht", bilanzierte SCP-Sport-Geschäftsführer Martin Przondziono nach 90 intensiv geführten Minuten, in denen Paderborn endlich das nötige Matchglück gehabt hatte. Beispielsweise in der 43. Minute, als Startelf-Debütant Abdelhamid Sabiri ansatzlos aus 25 Metern abzog und die überraschende 1:0-Führung erzielte.

Jubel um den Startelf-Debütanten: (v. l.) Sebastian Vasiliadis, Mohamed Dräger, Kai Pröger, Torschütze Abdelhamid Sabiri, Klaus Gjasula (verdeckt), Luca Kilian und Gerrit Holtmann feiern den 1:0-Treffer. | © Wilfried Hiegemann
Jubel um den Startelf-Debütanten: (v. l.) Sebastian Vasiliadis, Mohamed Dräger, Kai Pröger, Torschütze Abdelhamid Sabiri, Klaus Gjasula (verdeckt), Luca Kilian und Gerrit Holtmann feiern den 1:0-Treffer. | © Wilfried Hiegemann

Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Zuschauer eine zerfahrene Partie gesehen, in der die Gäste vom Rhein sich weitgehend auf die Absicherung des eigenen Tores konzentrierten. Bei SCP-Ballbesitz formierte sich stets eine Fortunen-Fünfer-Abwehrkette. Nur wenige Meter davor machten vier weitere Düsseldorfer die Räume eng. Und so entwickelte sich das im Vorfeld erwartete Geduldsspiel.

Die Aggressivität stimmt

Und die Hausherren sollten eben jene Geduld zeigen. „Der SCP hat nicht so wild gespielt wie in den ersten Wochen", urteilte Fortunen-Coach Friedhelm Funkel über den disziplinierten Auftritt der Hausherren. So wies der SCP gerade im Vergleich zu den vergangenen beiden Spielen gegen Mainz (1:2) und in Köln (0:3) eine größere Ballsicherheit und eine geringere Fehlerquote auf. Entscheidend aber war die weitaus höhere Aggressivität.

Während viel zu brave Paderborner in Köln ganze sieben Fouls begangen hatten, hielten sie am Samstag gegen robuste Düsseldorfer voll dagegen. Am Ende standen 22 Fouls und fünf Gelbe Karten auf dem Konto der Gastgeber. Kapitän Klaus Gjasula sah nach einer halben Stunde seine fünfte Gelbe, so dass er am kommenden Freitag, 1. November, im Gastspiel bei der TSG Hoffenheim fehlen wird. „Es war klar, dass es irgendwann passieren wird. In den Spielen zuvor habe ich etwas aufgepasst. Aber heute war es mir scheißegal", erklärte der 29-Jährige, der an diesem Tag als kampfstarker Sechser nahezu alles abräumen sollte.

Eben jene Aggressivität zeigten auch all seine Teamkollegen. „Die Leidenschaft und die Mentalität haben uns einiges überstehen lassen", betonte SCP-Coach Steffen Baumgart und hatte dabei wohl einige heikle Situationen aus der zweiten Halbzeit im Hinterkopf. Denn nachdem Innenverteidiger Sebastian Schonlau in der 64. Minute nach feiner Vorarbeit von Kai Pröger per Hinterkopf das 2:0 markiert hatte, sollte Düsseldorf die Hausherren noch einmal unter Druck setzen. Doch das SCP-Bollwerk stand.

Aussprache zeigt Wirkung

Und wenn es dann doch einmal im Strafraum brenzlig wurde, war auf Torhüter Leopold Zingerle Verlass. „Wir hatten uns heute vorgenommen, dass wir über den Kampf kommen wollen", sagte Torschütze Sabiri, dessen Mannschaft am Montag nach dem Köln-Spiel Tacheles geredet hatte. Da nämlich hatte es eine Aussprache gegeben – mit und ohne Trainerteam.

„Es hat dabei aber nicht gerumst. Keiner hat gesagt, was der andere für ein Idiot ist. Wir sind einfach ehrlich miteinander umgegangen", berichtete Baumgart. „Wir haben besprochen, was gut läuft und was vor allem nicht so gut läuft", präzisierte Sabiri, dessen Traumtor maßgeblich zum ersehnten Befreiungsschlag beigetragen hatte.

Der Sieg war Balsam für die Seele. Dies zeigten die Reaktionen von Spielern und Fans. „Und es ist wichtig für die Köpfe, dass wir gesehen haben, dass wir uns auch in dieser Liga Siege erarbeiten können", so Baumgart. „Aber wir wissen diesen Erfolg einzuordnen. Wir sind weiter Tabellen-Achtzehnter. Es kommt weiter ein Brocken nach dem anderen. Und wir werden versuchen, diese Brocken aus dem Weg zu räumen", fügte der SCP-Coach an.

Der nächste „Brocken" wartet hierbei erst einmal im DFB-Pokal. So geht’s an diesem Dienstag, 29. Oktober, zum Zweitrunden-Match nach Leverkusen (Anstoß 20.45 Uhr). Klaus Gjasula kann es offenbar kaum erwarten. „Das wird ein geiles Spiel", sagte der Mann mit dem Helm und trottete bestens gelaunt in die Kabine. Denn dort konnte endlich mal lautstark gefeiert werden.

INFORMATION


Am 26. Oktober läuft's einfach gegen Fortuna


  • Der 26. Oktober und ein Spiel gegen Fortuna Düsseldorf? Das scheint aus Paderborner Sicht einfach zu passen. Denn am 26. Oktober 2013 hatte der SCP in der 2. Liga einen 6:1-Erfolg in Düsseldorf gefeiert. Auf den Tag genau sechs Jahre später gab es nun den 2:0-Heimsieg.

  • Das 2:0 gegen Düsseldorf war zugleich  Paderborns erster Bundesliga-Sieg seit 1.638 Tagen. Am 2. Mai 2015 hatte der SCP einen 2:1-Erfolg in Freiburg gefeiert. Der zuvor letzte Heimsieg lag 1.659 Tage zurück. Am 11. April 2015 hatte Paderborn den FC Augsburg mit 2:1 bezwungen.

  • Steffen Baumgart feierte am Samstag seinen ersten Sieg als Bundesliga-Trainer. "Aber auch für 98 Prozent meiner Spieler war es ja der erste Bundesliga-Erfolg", erklärte der SCP-Coach. In der Tat: Lediglich Gerrit Holtmann, Uwe Hünemeier und Christian Strohdiek hatten schon einmal bei einem Erstliga-Sieg auf dem Platz gestanden.


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