Leverkusen. Spektakel ist im Fußball eine feine Sache. Es unterhält, lässt die Zeit schneller vergehen, produziert schöne Bilder und eine große Zahl von Gesprächsthemen. Für Beteiligte stellt sich die Sache oft anders dar. „Das ist ein schwieriges Wort für mich: Offener Schlagabtausch", sagte Leverkusens niederländischer Trainer Peter Bosz, „und das war genau das, was wir nicht wollten." Sein Paderborner Kollegen Steffen Baumgart erwiderte schelmisch: „Den Schlagabtausch haben wir provoziert."
Schließlich verlor der Außenseiter SC Paderborn mit 2:3, aber die Turbulenz dieses Spiels und der Mut, mit dem der Aufsteiger den Champions-League-Teilnehmer an den Rand der Niederlage gebracht hatte, veranlassten Baumgart zur Genugtuung: „Wenn wir das Ergebnis weglassen, können wir sehr zufrieden sein. Wir können viel mitnehmen. Wir haben gezeigt, wie wir auftreten wollen und dass wir die Eier haben, so zu spielen."
Seinem Gegenüber Baumgart hat Bosz ausdrücklich gratuliert: „Sie haben sehr gut gespielt" – und ihm gewünscht, „dass die Punkte schnell kommen." Zwei Szenen haben diese an Höhepunkten reiche Partie maßgeblich beeinflusst. Die erste ereignete sich in der 25. Minute beim Stand von 1:2 gegen den SCP im Bayer-Strafraum. Leon Bailey (10.) und Kai Havertz (19.) hatten für die Gastgeber getroffen, Sven Michel war zwischenzeitlich das schnelle 1:1 gelungen, als er einen verunglückten Rückpass erlief und blitzgescheit einschob (15.).
Zweite spielentscheidende Szene kurz vor dem Ende
In der 25. Minute nun war Paderborns Christopher Antwi-Adjej der Bayer-Abwehr mühelos davongelaufen, hatte Torhüter Lukas Hradecky mit dem Abschluss zur Ballabwehr nach vorn gezwungen, den Nachschuss von Michel wehrte Bayers Wendell mit beiden Händen auf der Linie ab.
Aber bevor Schiedsrichter Tobias Stieler darüber nachdenken konnte, ob er die in diesem Fall zwangsläufige Maximal-Bestrafung – Rot und Elfmeter – folgen lassen sollte, schoss Paderborns (von Energie Cottbus ablösefrei geholter) Streli Mamba den Ball einfach ins Tor. Damit stand es 2:2, und Stieler konnte es bei Gelb belassen. Pech für den SCP, für Leverkusen sicher die bessere Variante.
Die zweite spielentscheidende Szene geschah drei Minuten vor dem Ende dieser furiosen ersten Halbzeit. Der schnelle Michel hatte die Werkself auf der linken Abwehrseite überlaufen, am entfernten Pfosten sich Antwi-Adjej freigelaufen. Der Ball kam aber mit etwas zu viel Geschwindigkeit, sonst wäre der SCP wohl mit einem 3:2-Vorsprung in die Halbzeit gegangen. „Und was dann passiert wäre, weiß ich nicht", sagte Steffen Baumgart.
Wacklige Überlegenheit für Bayer Leverkusen
So aber zog sich der zuvor gnadenlos in der gegnerischen Hälfte alles in Ballnähe attackierende SC Paderborn zurück, weil er einen solchen Aufwand vielleicht nicht über 90 Minuten würde durchhalten können. Bayer etablierte eine wacklige Überlegenheit, die erst in der 69. Minute belohnt wurde. Havertz öffnete das Feld mit einem Diagonalpass auf Wendell, dessen Pass bei Kevin Volland ankam, der nur noch vollenden musste.
Baumgarts Fazit nach seinen ersten 90 Bundesliga-Minuten als Trainer: „Wir wissen, dass wir uns das ein oder andere blaue Augen holen werden, aber grundsätzlich können wir jedes Spiel mit der richtigen Einstellung in unsere Richtung lenken."