Blick vom Block

Arminia-Kolumne: Zwischen Brunch-Time und Crunch-Time

So ein Derby-Arbeits-Zitter-Auswärtssieg schmeckt lecker, meint unser Kolumnist. Leckerer noch als der Familien-Brunch in Köln. Seine Zuversicht wird größer.

Die Profis von Arminia Bielefeld feiern den 1:0-Derbysieg in Osnabrück mit ihren mitgereisten Anhängern. | © Sarah Jonek

17.03.2025 | 17.03.2025, 06:38

Osnabrück/Köln. Der Druck war enorm. Also auch in der Schlussphase in Osnabrück. Aber ich meine zunächst mal bei mir persönlich. Denn wenn man Kinder und Familie in der Nähe einer großen Kirche an einem großen Fluss hat, wird von der besseren Hälfte schlicht und ergreifend erwartet, dass man zum Geburtstagsbrunch mitkommt. Nun, was denkt sie denn, was mir wichtiger ist? Sie wird das hier hoffentlich nicht lesen, aber gut, ich bin dann nicht beim Spiel gewesen, obwohl ich am Donnerstag gegen 16.20 Uhr noch eine Karte angeboten bekam. Der Druck war hoch, wie schon erwähnt.

Während wir dann so zusammen saßen und uns die 123 Speisen schmecken ließen, wurde ich irgendwann nervös, da der Anpfiff nahte und irgendwie die ganze Sippschaft vor dem Fernseher herumlief. Zwischenzeitlich kamen Fotos aus der Bahn beim Zwischenhalt in Bünde, andere waren schon beim ersten Bier in Osnabrück sowie beim Soave schlürfen in Venedig. Und ich schmierte mir mein drittes Brötchen. Für drei Punkte. Ihr versteht.

Der Dritt-Jüngste (5) fragte mich, wer denn da jetzt spielt und wer gewinnt. Ich erklärte ihm natürlich sofort die Zusammenhänge und witterte meine Chance, ein Fan-Leben beim 1. FC Köln zu verhindern. Diese lila-blau gestreiften Trikots gefielen ihm ganz gut, aber als unser 1:0 fiel, war er dann sofort Feuer und Flamme für Schwarz-Weiß-Blau! So können lebenslange Anhängerschaften starten.

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Zwischendurch „Vier gewinnt“ mit dem Vierjährigen

In der ersten Halbzeit sah ich eine sehr starke Arminia, es fehlten nur die Tore zwei und drei. Und irgendwie beschlich mich die Angst, dass es hinten raus schwer werden könnte, da Osnabrück nach einer desolaten Hinrunde in diesem Jahr schon reichlich Punkte gesammelt hat. Und dann noch ein Derby.

Es wurde dann ja auch zeitweise recht hitzig, da die Osnabrücker nach jedem begangenen Foul mit Unschuldsmiene den Schiedsrichter belagerten. Und Entlastungsangriffe bei uns waren quasi kaum noch vorhanden. Zum Glück hatten die Gastgeber keine klaren Abschlüsse zu verzeichnen und irgendwie konnte ich fast das ganze Spiel sehen. Nur kurz zwischendurch eine Partie „Vier gewinnt“ mit dem Vierjährigen und einmal kurz mit dem Baby gekuschelt.

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Der Brunch ist vorbei, das Spiel auch und ich sitze irgendwo in der Ecke und schreibe. Nebenher studiere ich die anderen Ergebnisse und bin leicht lächelnd am Durchrechnen. Der Aufstieg ist uns eigentlich kaum noch zu nehmen. Vor allem, weil wir jetzt auch Spiele gewinnen, die mir tausende graue Haare einbringen. So ein Derby-Arbeits-Zitter-Auswärtssieg schmeckt echt lecker. Fast so lecker wie das ganze Essen hier. Und während ich aufgrund meines enorm gefüllten Bauches kaum an die Tastatur komme, wird in der Küche schon wieder gebrutzelt. Hurra! Aber egal. Für unseren sportlichen Erfolg bin ich bereit, Opfer zu bringen.

Ein unumstößlicher Termin in Aachen

Die Fußball-Moderatoren sprechen ja in den Schlussphasen eines Spieles gerne von der „Crunch-Time“. Diese beginnt jetzt auch bald in der Liga. Der Westfalen- und der DFB-Pokal sind da zusätzliche, eventuell belastende, Nebenschauplätze. Ich hoffe, dass uns diese Spiele nicht zu viele Körner und Gedanken kosten, denn wir sollten uns kein Nachlassen leisten.

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Durch die Länderspielpause haben wir nach dem Spiel in Siegen eine kurze letzte Verschnaufpause. Und dann beginnt der letzte Weg zum Aufstieg? Nach so einem Spiel wie in Osnabrück glaube ich jetzt wieder mehr daran. Eines der drei Geburtstagskinder verabschiedete sich nach dem Kaffee und gab mir noch etwas mit auf den weiteren Weg: „Seht zu, dass ihr die Leverkusener rausschmeißt!“ Klar, machen wir! Abschließend noch eine Info an meine liebe Ehefrau: Am 5. April habe ich einen wichtigen Termin in Aachen. Quasi beruflich und unwiderruflich.

Euer Armine von der Süd!