Bielefeld. Montagmorgen fragte mich ein Arbeitskollege, der erst seit etwa eineinhalb Jahren die Metamorphose zum Arminia-Fan durchlebt, ob das eigentlich alles normal sei? Er meinte, wer gegen Bremen gewinnt, könne doch nicht nur kurze Zeit später in Verl verlieren. Nun, ich musste es ihm erklären. Dieser Verein ist halt nicht für schwache Gemüter. Wer in der Historie ein wenig stöbert, findet rasch Ausnahmesituationen und Begebenheiten, welche für ein ungläubiges Lächeln oder gar heftiges Entsetzen sorgen.
Wer ein Relegationshinspiel 4:0 (1977) gewinnt, sollte doch den Aufstieg schaffen ... oder? Wer auswärts 3:1 (2014) gewinnt, sollte den Klassenerhalt erreichen ... oder? Und wenn ein Klub beim DFB um Spielverlegung bittet, da nur noch sieben (7) Profis gesund waren, wird diesem Wunsch natürlich nicht entsprochen (1986). Dieses Spiel war übrigens gegen Saarbrücken, gegen das Arminia ja auch noch eine weitere schreckliche Relegationsniederlage erleiden musste.
Und dann war da noch der Geldkoffer, der in Berlin auf den Treppenstufen der Tribüne aus der Hand rutschte und seinen Inhalt, viele tausend D-Markscheine, wie Konfetti auf die Ränge nieder segeln ließ. Andererseits gibt es natürlich auch diese Höhepunkte, die einen stolz mit dem Arminia-Wappen auf der Brust durch die Stadt gehen ließen. Acht Aufstiege in die Bundesliga, vier DFB-Pokal-Halbfinal-Teilnahmen, davon zwei als Drittligist. Schaut Euch unser Wappen an! Die Kurven entlang der Arminia-Flagge geben den Verlauf der Zeit wider. Fangt an irgendeinem Punkt der Flagge an und Ihr werdet verstehen.
Felix Hagmann hat das Zeug zum Publikumsliebling
Nun also Saarbrücken. Gerade auf Platz zwei der 3. Liga gerutscht, entsprechend mit dem Selbstbewusstsein eines Bundesligisten ausgestattet, sowie zwei ehemaligen Arminen, die hier eher unglückliche Auftritte hatten und bei einem aus dem Fanklub gar PTBS auslösten (Ich musste auch nachfragen).
Wenn man einem alten Freund aus dem Ruhrpott eine Karte besorgt, fühlt man sich ja irgendwie verantwortlich für ein erfolgreiches Erlebnis. Er kam mit der Bahn, sogar pünktlich, und während es dann in der Kneipe gut anfing, war es dann in den ersten Minuten so, wie befürchtet. Wir hatten früh ein bis eineinhalb Chancen und dann kassierte Arminia ein Gegentor. Ein Armine kann das ab, auch wenn es wehtut.
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Und manchmal werden wir dann eben belohnt. Gegen die Saarländer war es dann so. 3:1 gewonnen, mit einer beherzten Leistung nach dem Rückstand in der ersten Halbzeit. Im teils taktisch geprägten zweiten Abschnitt war es dann der zweite abgefälschte Treffer, der die drei Punkte sicherte und damit den Aufstiegstraum am Leben erhielt. Und besonders gefreut habe ich mich für Felix Hagmann. Ein noch ganz junger Spieler, der beidfüßig unterwegs ist und in seinen häufigen kürzeren Einsatzzeiten selten unangenehm auffiel, sondern immer häufiger sein Potenzial nicht nur andeutete. Einer, der das Zeug zum Publikumsliebling hat.
Arminia braucht jetzt eine Serie
Nun, ich denke, ich war ein guter Gastgeber. Drei Punkte, drei Tore für unsere Arminia. Ich kann ja nichts dafür, dass Torsten noch länger mit dem Schienenersatzverkehr unterwegs war. Wer auch immer zwischen 18 Und 21 Uhr einen Baustellenbeginn bei der Bahn anordnet. Da haben unsere Arminen es besser, fahren sie doch aktuell nur kurze Distanzen. Nach Verl geht es nach Osnabrück, Siegen, Aachen und Köln. Das geht alles recht entspannt mit dem Bus. Wir Fans werden unter Umständen auch mit dem Schienenersatzverkehr vorliebnehmen müssen.
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Aber zurück von irgendwelchen Reiseplänen zur sportlichen Situation! Erneut haben Konkurrenten des oberen Tabellendrittels Punkte gelassen. Wir brauchen jetzt eine Serie! Denn nur dann fahren wir in einigen Monaten nicht nach Mailand, Manchester, Madrid oder Monaco, sondern auch nach Düsseldorf, Karlsruhe oder Schalke.
Euer Armine von der Süd!