Aachen. Mitch Kniat stellt in Pressekonferenzen nicht mehr nur die Fähigkeiten des kommenden Gegners, nein, er stellt inzwischen die Stärke seines Teams heraus. Das ist nicht nur eine Veränderung in Nuancen, sondern fast schon ein Paradigmenwechsel. Und irgendwie habe ich den Eindruck, dass es auch ein Zeichen für das kollektive Selbstbewusstsein ist.
Auch bei uns Fans ist das so. Haben wir nicht alle dieses schlechte Gefühl noch in Erinnerung, wenn ein Gegner durch eine Hinausstellung dezimiert wurde? Gegen zehn Spieler hat Arminia gefühlt eher noch verloren, denn den Spielstand beibehalten oder noch nachgelegt. Und nach dem Spiel in Aachen beschlich mich das Gefühl, dass nahezu alles möglich ist beziehungsweise sein wird.
Spätestens nach dieser allumfassenden Pokalfinal-Euphorie in Bielefeld und Ostwestfalen, ach was, weltweit, laufen unsere Spieler mit einer nochmals veränderten Körpersprache auf den Platz. Ob wir ein gutes Spiel in der Kaiserstadt abgeliefert haben? Eher nein, aber es war erfolgreich und allein das zählt in der aktuellen Tabellenkonstellation.
Pokalfinalisten reisen standesgemäß
Da stand ich also am Bahnhof, schaute Richtung Alm und wartete auf den Zug Richtung Westen. Neben mir ein Junggesellinnen-Abschied mit pinken Cowboyhüten, nur die Braut in Weiß, und ich ärgerte mich, dass die Bahn noch nicht da war, obwohl schon die Abfahrtsminute schlug. Dann drehte ich mich um und entsetzt sah ich, dass der Zug recht kurz und schon da war.
Die Türen piepten schon und ich legte winkend einen Spurt hin. Die Zugführerin grinste und nickte, ich kam noch so eben mit. Der Plan, meinen Freund Uli in Brackwede mit einem gedeckten Tisch mit allerlei Leckereien zu überraschen, war in dem Moment quasi pulverisiert. Der Zug war rappelvoll. Er stieg dann zu und wir setzten uns einfach, es anderen nachahmend, in die erste Klasse. Dort deckten wir den Tisch ein, mit einem schmackhaften 23er Primitivo aus Apulien aus schönen Weingläsern. Schließlich reisen Pokalfinalisten standesgemäß.
Leistungssteigerung nach der Pause: Arminia klettert in Aachen auf Rang drei
„Sie dürfen hier nicht sitzen!“, sagte der Zugbegleiter, aber wir könnten uns einen Zuschlag von etwa 4 aufs Handy laden, dann wäre alles okay. Und während Uli und unsere Tisch-Nachbarinnen eifrig die Bahn-App durchsuchten, entspannte ich mich (da kein Empfang) und lächelte siegesgewiss, als die Durchsage kam, dass die erste Klasse für alle freigegeben sei, da der Zug überfüllt war. Jedenfalls bis Düsseldorf.
Arminias frühe Auswechslungen goldrichtig
Hinter Köln wechselten wir in die 2. Klasse (da wollen wir ja nächste Saison eh hin), wo wir auf ein Paar aus Köln in Arminia-Trikots trafen. Er ursprünglich Bielefelder, sie aus einem kleinen Ort Nähe Telgte West mit Studium in Bielefeld und seitdem Fan. Bahnreisen bildet nicht nur, es verbindet Menschen! Uli nutzte die Gelegenheit und ließ sich von ihnen Kölsch ins Weinglas einschenken.
Nach einer irritierend langen Busfahrt rund um Aachen und fast bis nach Belgien kamen wir am Tivoli an. Wir sahen dann eine eher mäßige Leistung unserer Arminia, jedoch springt ein gutes Pferd bekanntlich nicht höher, als es muss. Und der Dreifachwechsel zur zweiten Halbzeit war für mich überraschend, jedoch genau richtig.
Alemannia trifft Latte und Pfosten: Arminia hat „zweimal den Papst in der Tasche“
Wie oft habe ich mir frühere Auswechslungen gewünscht, wenn der eine oder andere Spieler einen schlechteren Tag erwischt hatte. Der Sturm war in den ersten fünfundvierzig Minuten eher blass und glücklos unterwegs. Lag aber bestimmt daran, dass das Spielfeld in Aachen vor dem Anpfiff deutlich zu viel gewässert wurde. In dem Zusammenhang liebe Grüße nach Leverkusen.
Arminias Schützenhilfe aus München und Osnabrück
Die Angst vor einem Gegentor war bei mir durchaus vorhanden, nachdem der Torwart die Rote Karte gezeigt bekam. Aber letztendlich hat unsere Mannschaft das mehr oder weniger souverän runtergespielt. Mit diesem Bewusstsein, auch an schwächeren Tagen (und der Hilfe durch 1860 München und Osnabrück) drei Punkte mitzunehmen und oben noch näher heranzurücken, könnten wir tatsächlich alle Ziele erreichen. Aufstieg! Das eigentlich wichtigste Ziel.
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Den Pokalsieg in Berlin! (Wird dort der Rasen eigentlich vor dem Spiel gewässert?) Ein Bonusspiel für mich, aber auch Tage nach unserem Halbfinalsieg schwebe ich noch immer ein wenig. Und dann das Finale im Landespokal, wo wir, wenn wir zu Hause spielen sollten, alles erneut feiern können. Und dann holen wir uns den Trainer auf den Zaun. So langsam aber sicher hat er sich das verdient!
Euer Armine von der Süd!