Virtueller Hermannslauf

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Laufen auf Privatgelände: Was Waldbauern der Hermannslauf bringt

Waldbauern stellen für den Hermannslauf regelmäßig ihr Gebiet zur Verfügung. Vom virtuellen Lauf erhalten sie dieses Jahr die Hälfte der Startgelder. Das hat mehrere Gründe.

Im Einsatz am Hermannsweg: Waldbesitzer Joachim Meyer-Arend (v.l.), Christa Meyer-Arend, Ulrich Traphöner, Förster Erhard Oehle und Hans-Joachim Hölken. | © Ackermann

Juliet Ackermann
15.04.2021 | 06.05.2021, 15:42

Bielefeld. Ohne ihre Zustimmung - kein Hermannslauf: Private Waldbesitzer stellen den 7.000 Teilnehmern des Volkslaufs regelmäßig ihr Territorium zur Verfügung. Vom virtuellen Lauf erhalten sie dieses Jahr die Hälfte der Startgelder. Dabei geht es nicht nur um einen finanziellen Ausgleich, sondern auch um mehr Anerkennung.

Für Sportsfreunde von nah und fern gehört der Präsenzlauf auf dem Kamm des Teutoburger Waldes zu den Höhepunkten des Jahres. "Vielen ist dabei gar nicht klar, dass sie sich zum großen Teil auf privatem Boden bewegen, der über mehrere Generationen hinweg vererbt worden ist", sagt Erhard Oehle, Leiter des Forstbezirks Bielefeld. "Viele denken: Das ist mein Wald oder unser."

"Teilweise ist im Wald mehr los als im Supermarkt"

Hintergrund ist das Betretungsrecht, dass seit 1975 das Betreten des Waldes zum Zwecke der Erholung auf eigene Gefahr erlaubt. Der Nutzungsdruck ist durch die Corona-Pandemie extrem gestiegen, weiß auch Hermannslauf-Organisatorin Almuth Stief. "Teilweise ist im Wald mehr los als im Supermarkt", sagt sie. Die Organisatoren haben sich deshalb dazu entschieden, die Startgelder zur Hälfte den Waldbauern zu spenden. Zehn Euro zahlen Erwachsene für die Teilnahme, bei Kindern sind es 2,50 Euro. Inzwischen haben sich rund 800 Teilnehmer angemeldet.

"Für die Privatwaldbesitzer ist der Spendenlauf ein wichtiges Zeichen", findet Oehle. Er erlebt immer wieder, dass Kleinwaldeigentümer Anfeindungen ausgesetzt sind und ihnen Profitgier unterstellt wird.

Konditionen werden vertraglich festgehalten

"Die Rendite beträgt gleich Null", stellt Waldbesitzer Hans-Joachim Hölken klar. Ihn ärgert, dass in touristischen Gegenden Kurtaxe verlangt werde, während sein Wald uneingeschränkt von Radfahrern, Hunden, Reitern, Läufern und Spaziergängern genutzt werde und er als Eigentümer bisweilen von Mountainbikern angegangen werde, wenn er mit seinem Trecker den Weg besetze. Hölken wünscht sich daher mehr Rücksichtnahme und Freundlichkeit im Umgang - nicht zuletzt beim Grüßen.

Für den Hermannslauf legen Veranstalter und Waldbauern seit acht Jahren die Konditionen vertraglich fest. Für die allgemeine Sicherheit lassen die Organisatoren entlang des Hermannsweges eine Streckenuntersuchung durchführen, bei der Bäume untersucht und gegebenenfalls gefällt werden. Außerdem werden die Waldbauern am Veranstaltungstag von einer Haftung für mögliche Unfälle auf ihrem Gelände ausgenommen. Im Anschluss an den Lauf wird das Gebiet durch ehrenamtliche Helfer mit einem Reinigungsfahrzeug gesäubert.

Beim coronabedingten, ersten Virtuellen Hermannslauf ist die Originalstrecke für die Läufer diesmal tabu, da die Wege nicht gesichert sind. Die Teilnahme per App ist bis zum 25. April möglich. Die eingenommenen Gelder für die Waldbauern sollen für Neuanpflanzungen verwendet werden. Vorgesehen sind Douglasien, Küstentannen, Eichen und Ahorn-Bäume.

INFORMATION


In Bielefeld gibt es rund 300 private Waldbesitzer, die jeweils über ein Gebiet zwischen 1.000 Quadratmetern und 250 Hektar verfügen. Das Gebiet erstreckt sich von Friedrichsdorf bis Jöllenbeck. 16 Waldbesitzern gehören Areale am Hermannsweg.