Teutolauf

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So wird der "Virtuelle Hermannslauf" zum Highlight - Tipps vom Laufcoach

Der Virtuelle Hermannslauf soll die 30-monatige Durststrecke zwischen dem 48. und 49. Teutoklassiker überbrücken. Wie es gelingt, einen Hauch des Originals auf den alternativen Wettbewerb zu übertragen.

Hermannslauf-Kenner und Lauftrainer Ingmar Lundström sucht mit seinem Sohn Arne auf der Navigations-App Komoot nach schönen Laufstrecken. | © NW

Stephanie Fust
17.03.2021 | 17.03.2021, 18:32

Bielefeld. Die Laufgemeinde in Ostwestfalen-Lippe ist sich einig: Nicht der Mai, der April ist der Wonnemonat des Jahres. Und wenn’s denn sein muss, auch mal der Oktober. Wegen der Covid-19-Pandemie wird der Hermannslauf zum zweiten Mal in Folge nicht wie üblich im Frühjahr stattfinden, wird aber unter Vorbehalt am 10. Oktober nachgeholt. Zwischen dem 48. und dem 49. Teutolauf liegen dann gut 30 Monate.

Überbrücken soll diese sportliche Durststrecke der „Virtuelle Hermannslauf" vom 26. März bis zum 25. April, dem ursprünglich anberaumten Termin für den Teutolauf. Anmeldungen sind ab sofort unter hermannslauf.de/nachrichten möglich. Es sei ihnen bewusst, dass ein virtueller Lauf niemals den Präsenzlauf ersetzen könne, sagt Almuth Stief, Leiterin des Organisationsteams vom TSVE Bielefeld.

Das Angebot soll vielmehr dazu beitragen, dass der Kultlauf der Region mit Blick auf den Oktober nicht in Vergessenheit gerate. Aber es muss doch möglich sein, zumindest einen Hauch des Originals auf die virtuelle Variante zu übertragen, trotz veränderter, individuell frei wählbarer Strecke und ohne den Begleitschutz tausender Mitstreiter ein bisschen Teutoklassiker zu spüren. Mit Hermannslauf-Kenner und Laufcoach Ingmar Lundström mache ich mich auf die Suche.

Motivation finden

Die Krux ist, dass der Hermannslauf von der Schönheit, der Abwechslung, aber auch der Schwierigkeit der Strecke lebt. Diese führt aber bekanntermaßen durch militärisches Sperrgebiet und private Waldstücke und wird nur für den Präsenzlauf – jetzt am 10. Oktober – offiziell geöffnet. Die für die Teilnahme am virtuellen Lauf einzureichenden 31,1 Kilometer müssen folglich auf einer alternativen, frei wählbaren Streckenabschnitt gelaufen werden. „Das ist natürlich nicht dasselbe. Viele werden sich nur schwer dafür begeistern können, bei einem Hermannslauf irgendwo flach durch die Gegend zu laufen", mutmaßt Lundström. Ein guter Grund für eine Anmeldung ist nach Ansicht des Güterslohers dennoch schnell gefunden: „Menschen brauchen Ziele, damit sie beständig auf etwas hinarbeiten. Ein virtueller Lauf kann so ein Ziel sein. Denn ob virtueller oder Präsenzlauf – das Trainingspensum bleibt gleich", sagt der 48-Jährige.

Belastung anpassen

Wichtig ist, sich bei der Streckenwahl nicht zu überfordern. Die einen haben erst während der Pandemie mangels sportlicher Alternativen mit dem Laufen begonnen, andere ihr Laufpensum aus Frustration reduziert. Allen Gelegenheitsläufern, die keinen richtigen Rhythmus haben oder nur zweimal die Woche 45 Minuten laufen, empfiehlt Lundström die 10-Kilometer-Strecke. Diejenigen, die durchgängig ihre langen Läufe im Teutoburger Wald zelebrieren, in der Lage sind, zwei Stunden am Stück zu laufen, können die 31,1 Kilometer in Angriff nehmen. „Meistens sind das Läufer, die den Hermann schon gelaufen sind."

Eine schöne Strecke wählen

Die Streckenauswahl steigert die Vorfreude und trägt zum Gelingen des Projektes bei. „Die Strecke sollte man sich schon genau abstecken. Einfach loszulaufen und nach 31,1 Kilometern anzuhalten, halte ich psychologisch für sehr schwierig", sagt Lundström, ein großer Freund des Teutoburger Waldes. Er selbst läuft gern Richtung Halle bis zum Aussichtspunkt „Kaffeemühle" oder Richtung Externsteine in Horn-Bad Meinberg. Schöne Laufstrecken gebe es aber viele, beispielsweise im Tatenhauser Wald oder eine 5-Kilometer-Runde am Steinhorster Becken, durch den Lutterwald an der Lutter entlang in Richtung Marienfeld, auf dem Ströhen in Steinhagen, am Bielefelder Obersee oder in Bad Oeynhausen an der Werre entlang. „Ich würde mir im eigenen Umkreis eine schöne, abwechslungsreiche Strecke suchen", so Lundström. Nützliche Helfer sind Navigations-Apps wie Komoot oder Strava.

Aufregung auslösen

Welcher Volksläufer kennt sie nicht, die vom Veranstalter ausgerichtete Nudel- oder Kartoffelparty am Abend vor dem großen Tag. Zwar lebt auch diese von der Geselligkeit, dem Erfahrungsaustausch über Trainingspensum, Ernährung und avisierte Zeiten unter den Teilnehmern. Aber was spricht dagegen dieses feine Ritual im Kreise der Familie zu gestalten und damit einen Unterschied zu einem normalen Trainingslauf zu kreieren? Die künstlich erzeugte Stimmung sei vermutlich nicht so wirkungsvoll wie die wahrhaftige vor einem Präsenzlauf. Aber ein leichtes Kribbeln sei dadurch schon zu erzeugen, glaubt Ingmar Lundström. Letztendlich geht es auch bei einem virtuellen Lauf um die Überprüfung der eigenen Trainingsleistung der vergangenen Wochen und Monate. Und darum, die erreichte Zeit mit den Mitwettbewerbern zu vergleichen.

Den Lauf kreativ gestalten

Nicht zu unterschätzen ist die mentale Herausforderung bei einem virtuellen Lauf. Es fehlt die Unterstützung der Zuschauer Wegesrand. Wenn der Kopf müde, die Beine schwer und die Luft knapp werden, sind es nicht selten die Schlachtrufe von außen, die über diese Schwächephasen bei langen Läufen hinweghelfen. Aus eigener Erfahrung und der seiner zahlreichen Laufanfänger weiß Lundström, dass allein die Tatsache „eine Startnummer auf der Brust zu tragen, den Puls um 40 Schläge steigen lässt". Deshalb rät der Ausdauersport-Experte, sich zu zweit zusammen zu tun oder auch Familie oder Freunde mit einzubinden. „Sie können sich an der Strecke postieren, Getränke reichen und für Stimmung sorgen. Oder man lässt sich von Freunden auf dem Fahrrad begleiten", schlägt Lundström vor. Stellt der Nachwuchs dann noch die Malkreide für die Ziellinie zur Verfügung und drückt beim Finish auf den Auslöser der Kamera, wird aus der Notlösung doch noch ein echtes Highlight.