Kahlschlag in Bielefeld: Anwohner verärgert über Baumfällungen in Waldstück

Bielefeld. Bäume sind vielen Menschen eine Herzensangelegenheit, ein Symbol für unsere Umwelt, ihren Schutz. Und so löst fast jede Baumfällung kritische Reaktionen aus. Oft wütend, manchmal hemmungslos, immer wieder aber auch sachlich, oft berechtigt. Es sind meist zwei Welten, die aufeinanderprallen. Die eine bewegt sich auf der Metaebene – der Wald als bedrohter, wertvoller Raum, als Oase –, die andere auf der Ebene von Eigentum, Nutzung, Verantwortung vor Ort. Beide Seiten haben ihre Argumente, zusammenbringen lassen sich diese kaum. So auch in diesem konkreten Fall: Es geht um einen größeren Einschlag am Ubbedisser Berg – Buchen wurden gefällt. Das ärgert Udo Kespohl, 61-jähriger Anwohner, der schon als Kind in diesen Wäldern herumstreifte. Kespohl ist kein Wüterich, er steht stellvertretend für viele Bürgerinnen und Bürger, die beim Thema Bäume sensibel sind. Jetzt stapft er durch den Wald, schaut auf die Häuser unter ihm, sagt: &bdquo;Früher konnte ich hier oben aus dem Wald heraus nicht einmal die Stadt sehen, heute könnten hier Busse durchfahren.“ Früher erinnerte der Buchenwald hier an eine Kathedrale Aus dem Buchenwald, der früher an eine &bdquo;Kathedrale“ erinnert habe, sei ein Nutzwald voller beschädigter Bereiche geworden. Kespohl hat den Waldbesitzer angesprochen, es gehe um Verjüngung, um Lichteinfall, habe der erklärt. Doch das mag Kespohl mittlerweile nicht mehr glauben, nun werde immer massiver eingeschlagen – und fast immer etwa gleich dicke Buchen im besten Alter. &bdquo;Ich konnte nichts erkennen, was auf Krankheiten oder Schäden hingewiesen hat.“ In einem Bereich bleibt er stehen, zeigt auf zerstörte Waldwege, stark in Mitleidenschaft gezogene Waldflächen. &bdquo;Hier ist mir die Hutschnur gerissen, hier wurden mehr als 50 Prozent aller Bäume gefällt.“ Kespohl: &bdquo;Aus einem wunderbar dichten Wald ist jetzt das hier geworden, das hat doch nichts mit Waldverjüngung zu tun, das ist reine Geldgier.“ Es seien teilweise drei Reihen Bäume komplett gefällt worden – &bdquo;und jetzt ist da ausgetrockneter Boden, das kann in diesen trockenen Zeiten echt nicht das Ziel sein“. Einer, der ständig mit der Debatte zu tun hat, ist Dieter Wortmeier vom Regionalforstamt OWL. Auch ein besonnener Mensch, wie Kespohl. Wortmeier stellt einiges klar: Der Ubbedisser Berg sei &bdquo;nur“ Landschaftsschutzgebiet – und es handele sich um Privatwald. Da der Eigentümer nichts Verbotenes getan habe, bleibt sein Name hier außen vor. Wortmeier: &bdquo;Es handelt sich um eine normale Durchforstung und um Verkehrssicherheitsmaßnahmen.“ Bis 30 Meter an Straßen entlang muss der Eigentümer dafür sorgen, dass nichts den Verkehr, die Menschen gefährdet. Jetzt gibt’s Ärger: Bielefelder fällt alle Bäume auf seinem Grundstück .responsive23-GnfRrg9BdhLL03QU-choro-anteil-waldflaeche-in-owl { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-GnfRrg9BdhLL03QU-choro-anteil-waldflaeche-in-owl { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-GnfRrg9BdhLL03QU-choro-anteil-waldflaeche-in-owl { padding-top: 166.67%; } } Extrem trockene Sommer haben Buchen massiv zugesetzt Das Problem: Die extrem trockenen Sommer 2018 bis 2020 sowie 2022 haben besonders den Buchen zugesetzt, das bestätigt auch Bielefelds oberster Förster, Herbert Linnemann. Buchen ließen dann Äste einfach ohne jede Vorwarnung abbrechen, eine Gefahr. Wortmeier: &bdquo;Unten sehen diese älteren Buchen dann noch topfit aus, oben ist die Krone trocken – und dann bricht plötzlich ein großer Ast.“ Der Forstmann: &bdquo;Die Buche warnt nicht.“ Oft sei dem Stammholz nichts davon anzusehen, dass oben schon gestorben werde. Und anders als Eichen seien Buchen nicht in der Lage, sich zu regenerieren, sogenannte &bdquo;Sekundärkronen“ zu bilden. Tot ist tot. Geht das Sterben weiter? Noch sei der Boden weitgehend gut durchfeuchtet, dank zurückliegender nasser 18 Monate, so Linnemann. Aber: Erste Warnzeichen gebe es auch jetzt schon nach dem extrem trockenen, frühen Frühjahr, so Wortmeier. Drei Fußballfelder dürfen gefällt werden – ohne zu fragen Aber zurück zu den Fällungen. Wortmeier stellt klar: &bdquo;Im Landschaftsschutzgebiet darf jeder Waldbesitzer – ohne zu fragen – bis zu zwei Hektar komplett fällen.“ Knapp drei Fußballfelder Wald. Selbst in Naturschutzgebieten und Flora-Fauna-Habitat-Gebieten (FFH) seien 0,3 Hektar freigestellt. Knapp ein halber Fußballplatz. Oft gehe es bei der sogenannten &bdquo;Durchforstung“ darum, Bäumen mehr Platz zum Wachsen zu verschaffen – und etwas mehr Licht am Boden zu haben, &bdquo;das ist auch wertvoll, so für Insekten“. Lesen Sie auch: Naturschützer entsetzt über massiven Kahlschlag im Bielefelder Wald Sein Fazit: &bdquo;Juristisch ist am Ubbedisser Berg alles einwandfrei.“ Und Geldgeilheit stecke bei privaten Waldbesitzern auch nicht hinter dem Holzeinschlag, &bdquo;die wollen natürlich auch nicht immer nur draufzahlen, sondern auch mal ein paar Euro herausholen“. Ums Reichwerden gehe es da wahrlich nicht. Bürger vermisst &bdquo;sorgsamen Umgang mit dem Wald“ Kespohl hat da so seine Zweifel. Waldbesitzer hätten doch auch Pflichten, die sich aus der Erholungsfunktion und der ökologischen Bedeutung eines Waldes ableiteten, findet er. &bdquo;Verpflichtet Eigentum nicht auch?“, fragt er rhetorisch. Jeder Gartenbesitzer müsse sich an die Baumschutzsatzung halten, aber im Wald werde dann richtig geholzt. Wortmeier kontert: &bdquo;Die Satzung gilt nun einmal nur in bebauten Bereichen, die Baumpflege im Wald ist Forstwirtschaft, da gilt das Forstgesetz.“ Zufrieden ist Kespohl damit aber nicht. Er vermisst &bdquo;einen sorgsamen Umgang mit dem Wald“. Baumschutzsatzung in Bielefeld: Private Fällungen deutlich im Fokus 📱 News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW-Bielefeld

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