Münster/Bielefeld

Ehrenprofessur für früheren Ärztepräsidenten Windhorst - in Münster

Einer der Väter der neuen Medizinischen Fakultät in Bielefeld hat zu einer anderen Universität noch engere Verbindungen. Doch wofür bekam der 69-Jährige den Titel?

Dekan Frank Ulrich Müller, ÄKWL-Präsident Hans-Albert Gehle und der Ärztliche Direktor des UKM, Hugo Van Aken, (v.l.) gratulieren Theodor Windhorst (m.) zur Honorarprofessur. Mit dabei sind auch Windhorsts Ehefrau Inge und Sohn Christoph (hinten l.). | © UKM

Martin Fröhlich
01.06.2020 | 02.06.2020, 09:12

Münster/Bielefeld. Jahrzehnte hat er für den Aufbau einer medizinischen Fakultät an der Universität Bielefeld gekämpft - und letztlich Erfolg gehabt. Doch seine erste Ehrenprofessur erhielt Theodor "Theo" Windhorst jetzt ausgerechnet von der medizinischen Fakultät in Münster. Der frühere Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe wird für seine enge Zusammenarbeit mit der Westfälischen-Wilhems-Universität gewürdigt.

Die Honorarprofessur ist keinem Institut zugeordnet, was Windhorst Spielraum bei der Gestaltung gibt. „Ich freue mich sehr über diese Würdigung“, erklärte der 69-Jährige. Anlass sind unter anderem Windhorsts Bemühungen um eine Verknüpfung von Weiterbildung, Forschung und Lehre in der Medizin. So hat er das Modellprojekt „Clinical Scientist“ mit der Uniklinik zu einer Zeit entwickelt, als die parallele Ausübung ärztlicher Weiterbildung und Durchführung von Forschung als unvereinbar galt, wie es im Gutachten heißt. Auch sein Engagement für Organspende und für die Allgemeinmedizin als Fachdisziplin werden genannt.

Windhorst sah sich nie als Halbgott in Weiß

„Der Mediziner gilt als jemand, der alles andere ist als ein Halbgott in Weiß, als einer, der stets ein offenes Ohr hat, als einer, der sagt, was er denkt und tut, was er sagt“, schreibt die Fakultät in ihrer Würdigung. In einem Festakt übergab Dekan Frank-Ulrich Müller dem Bielefelder die Ernennungsurkunde.

Die Westfälische-Wilhelms-Universität in Münster. - © Universität Münster
Die Westfälische-Wilhelms-Universität in Münster. | © Universität Münster

Die wegen der Corona-Beschränkungen klein gehaltene Veranstaltung markierte den Abschluss eines intensiven Prüfverfahrens: Im Herbst hatte ein Klinikdirektor aus der Fakultät den Antrag auf die Honorarprofessur für Windhorst gestellt. Die Honorarprofessur ist ein selten vergebener Titel. Sie wird trotz des Namens in der Regel ehrenamtlich und ohne Vergütung ausgeübt. Laut Hochschulgesetz NRW ist eine Verleihung möglich an Personen, „die auf einem an der Hochschule vertretenen Fachgebiet hervorragende Leistungen in der beruflichen Praxis bei der Anwendung oder Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Methoden (…) erbringen“.

Wissenschaft und Medizin in Praxis eng verknüpft

Die Ehrenkommission der Fakultät bewertete den Antrag und holte neben einem internen Gutachten auch ein externes ein. Bei Theodor Windhorst wurde vor allem der Einsatz des Chirurgen für Qualitätssicherung und -management in der Humanmedizin gewürdigt.

Ein besonderes Augenmerk hat der frühere Kammerpräsident auf eine wissenschaftsbasierte Ausbildung gelegt und auf die Verzahnung von Forschung und Praxis. „Ein gutes Beispiel ist das Clinician-Scientist-Programm, das mit der Weiterbildung der Kammer verknüpft ist und dass wir dank Theodor Windhorst schon 2011 als Modellprojekt starten konnten“, sagte der Ärztliche Direktor des UKM, Hugo van Aken. Auch die Einrichtung eines zentralen Krebsregisters in Deutschland, die Verteidigung der ärztlichen Entscheidungsfreiheit, das Engagement für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum und die Unterstützung für Kinder als schwächste Glieder der Gesellschaft wurden von den Gutachtern hervorgehoben.

In Münster fing einst alles an

Die Hörsäle in Münster kennt Windhorst: 1974 nahm er ein Medizinstudium an der WWU auf. Er jobbte als Hilfskraft für den „Transplantationsdienst“, die für die Arbeitsprozesse rund um eine Organtransplantation verantwortliche Einrichtung. Nach Assistenzarzt-Tätigkeit und Promotion (1983) avancierte Theodor Windhorst 1986 am Klinikum Bielefeld zum Oberarzt in der Allgemeinchirurgie, drei Jahre später zum stellvertretenden Chefarzt der Viszeralchirurgie und 2000 schließlich zum Chefarzt der Thoraxchirurgie. Von 2009 bis zum Ruhestand 2016 leitete er als Chefarzt im selben Haus das interdisziplinäre Lungenzentrum.

Ab 1989 saß er in der Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, rückte 1993 in deren Vorstand auf und wurde 2005 zum Präsident gewählt. Dreimal wurde Windhorst im Amt des Kammerpräsidenten bestätigt. Ende 2019 zog er sich aus seinen berufspolitischen Verpflichtungen zurück. Die frei werdende Zeit soll der Familie und der Buchlektüre zugutekommen, erzählte der Ex-Chefarzt.