Bielefelder Erfolgsgeschichte: Unternehmer Ortwin Goldbeck wird 85

Bielefeld. In seinem Büro steht ein Tisch mit vier Stühlen, der zum Diskutieren einlädt, auf dem Sideboard an der Wand finden sich zahlreiche Preise wieder, mit denen der Unternehmer schon ausgezeichnet wurde. An der Wand hinterm Schreibtisch hängt eine gerahmte Luftaufnahme des elterlichen Betriebs neben dem Wohnhaus der Familie. Und auf dem Schreibtisch liegen noch immer Zeichnungen und Skizzen, die sich mit aktuellen Projekten befassen. Vom Schlosser zum Großunternehmer – das ist die Geschichte von Ortwin Goldbeck. Am Montag, 1. April, ist der Bielefelder, der aus einer kleinen Schlosserei, die sich zunächst zu einem Stahlbau-Unternehmen entwickelte, das größte Bauunternehmen in deutscher Hand gemacht hat, 85 Jahre alt geworden. Noch immer kommt er jeden Tag in sein Büro am Goldbeck-Stammsitz an der Ummelner Straße. Die Erfolgsgeschichte Goldbeck hat ihren Anfang im September 1969, als der gelernte Schlossermeister mit einem kombinierten Stahlbau- und Maschinenbau-Studium im Familienbetrieb keine Zukunft für sich sieht und sich mit 30 Jahren dazu entschließt, sich selbstständig zu machen. &bdquo;Mir war schnell bewusst, dass ich die Freiheit, meine eigenen Ideen und Vorstellungen umzusetzen, nur als Selbstständiger haben werde“, erinnert sich Goldbeck. Das junge Unternehmen wächst kontinuierlich und mit gefragten Innovationen und neuen Geschäftsmodellen gelingt es Goldbeck, sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterzuentwickeln. Immer an seiner Seite: Seine langjährigen Geschäftspartner Dieter Pohlmann und Hans-Heinrich Knufinke, die bis zum Ruhestand im Unternehmen bleiben. Bis heute ist Goldbeck seinen Weggefährten und vor allem seinem &bdquo;Ziehvater“, Hans Tönsmann, seiner Zeit Teil der Geschäftsführung der Handwerkskammer, dankbar. Tönsmann sei es gewesen, der ihn zur Selbstsändigkeit ermutigte. &bdquo;Er sagte: Herr Goldbeck, machen Sie mal und sorgte mit einem 300.000 Mark-Bürgschaft der Kreditgarantiegemeinschaft des Handwerks für das entscheidende Startkapital.“ Im Geschäftsjahr 2022/2023 erzielte das Bauunternehmen, inzwischen geführt von zwei seiner drei Söhne, einen Gesamtumsatz in Höhe von 6,7 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten ist von anfänglich sieben Mitarbeitern auf inzwischen über 10.000 Menschen gestiegen und das Unternehmen ist europaweit in 19 Ländern vertreten. Auszeichnung mit Innovationspreis Für seine Leistungen ist Goldbeck in der Vergangenheit schon mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet worden. Die Rudolf-Diesel-Medaille, der älteste Innovationspreis Europas, erhielt der Unternehmer 2021 für seine Idee des seriellen Bauens von Produktionshallen, Parkhäusern, Bürogebäuden und Schulen. Das Konzept: Statt Gewerbebauten immer wieder neu zu konstruieren, werden sie schneller und materialsparender gebaut, wenn sie aus einem System von industriell vorgefertigten Teilen bestehen. &bdquo;Zu Beginn der 1980er Jahre war klar: Wir müssen mehr bieten als Stahlkonstruktionen. Es muss um komplette Gebäude als Produkt aus einer Hand gehen.“ Die unterschiedlichsten Bauten entstehen dabei aus dem gleichen System. &bdquo;Wir haben die Legosteine des Gewerbebaus entwickelt“, sagt Goldbeck. Eine Strategie, die in den 1990er Jahren zur Internationalisierung führte. Besonders glücklich ist Goldbeck über den gut gelungenen Generationenwechsel im Familienunternehmen. Schon frühzeitig kündigte der Unternehmer an, mit 70 aus dem Unternehmen ausgeschieden sein zu wollen, am 65. Geburtstag verkündet er seinen Endgültigen Austritt aus der Geschäftsführung am 31. März 2007, einen Tag vor seinem 68. Geburtstag. &bdquo;Das habe ich extra so öffentlich verkündet, um mich in Zugzwang zu bringen“, sagt Goldbeck rückblickend. Auch wenn es ihm die ersten sechs Monate schwer gefallen sei, habe er sich an seinen Plan gehalten und seit dem an keiner Geschäftsführungssitzung mehr teilgenommen. Engagement für die Kunst Ablenkung verschaffte ihm in der Zeit sein ehrenamtliches Engagement in verschiedenen Gremien wie beispielsweise dem Stahlbauverband oder den von Bodelschwinghschen Stiftungen. Doch in seiner Heimatstadt Bielefeld machte sich Goldbeck auch einen Namen als Kunstmäzen. Im Jahr 2015 kaufte er die alte Handwerkskammer am Eingang zur Bielefelder Altstadt für mehr als drei Millionen Euro, ließ das Goldbeck-Forum anbauen und die ehemalige Villa Weber für zwölf Millionen Euro großzügig zum Kunstforum umbauen. Benannt wurde sie nach dem Bielefelder Expressionisten Hermann Stenner (1891-1914). Über sein Motiv, sich dermaßen in seiner Heimatstadt auch für die Kunst zu engagieren, sagte er einst: &bdquo;Weil sie meine Heimat ist, mit der ich mich mit ganzem Herzen verbunden fühle. Ich liebe diese Stadt.“ Leider kam es im Kunstforum in den Folgejahren zum Bruch mit dem Bielefelder Kunstsammler Hermann-Josef Bunte, der aus Verärgerung über die künftige Ausrichtung des Hauses seinen Leihvertrag kündigte. 2023 gab Goldbeck bekannt, dass das Kunstforum der Kunsthalle für deren Umbauzeit ab 2025 als Ausweichquartier zur Verfügung stehen wird – mietfrei. Das Kunstforum ist in seiner bisherigen Form dann Geschichte, aber Ortwin Goldbeck engagiert sich so weiter für die Kunst in Bielefeld. Große Pläne hat Goldbeck für die Zukunft nicht mehr, viel wichtiger sei es für ihn, im Hier und Jetzt den Augenblick zu leben. &bdquo;Aber wenn ich einen Wunsch äußern darf, dann dass ich noch so lange wie möglich täglich in mein Büro kommen möchte und bei technischen Entwicklungen mit Rat zur Seite stehen kann“, sagt Goldeck.

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