
Kreis Paderborn. Der Kokain-Konsum boomt. Das betrifft jedoch nicht nur die Millionenstädte, sondern auch den Kreis Paderborn. Die Neue Westfälische und Radio Hochstift haben das zum Anlass für eine gemeinsame Recherche genommen. Entstanden sind Porträts, eine Graphic Novel, Erfahrungsberichte, Interviews, Videos und vieles mehr.
Kokain-Konsum auf Rekordhoch in Paderborn

Der ehemalige Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) aus Delbrück spricht von einer regelrechten Kokainschwemme. Der Leiter des Paderborner Kriminalkommissariats erkennt eine besorgniserregende Entwicklung. In den 80er- und 90er-Jahren sei Koks die Ausnahme gewesen.
Das habe sich drastisch verändert: „Diese Droge kommt immer mehr in der Gesellschaft an“, konstatiert Binder. Besonders schwierig ist seiner Ansicht nach, dass durch den Kokainhandel „zu viel Geld in den Händen von falschen Leuten liegt“.
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Zwei Paderborner über ihren Kokain-Konsum

Ihr Leben hatten sie sich anders ausgemalt. Es war nie geplant, drogenabhängig zu werden. Keine Wohnung zu haben. An offenen Wunden zu leiden, die nicht heilen. Kriminell zu werden, nur um mit geklautem Geld den nächsten Dealer anzusteuern.
Doch genauso kam es für die Paderborner Stefan und Jasmin (Namen geändert). Die beiden sind seit Jahrzehnten schwer drogenabhängig. Sie geben einen Einblick in ihren Alltag, der einem Teufelskreis gleicht. Ihre Geschichte wird auch in einer Graphic Novel illustriert.
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Manager über seinen Konsum: „Schöne Flasche Rotwein und Kokain“
Rauschgift wird immer beliebter. Julian ist erfolgreich im Job und steht mitten im Leben. Das erste Mal kokste er gemeinsam mit Freunden. Er zog eine Line durch die Nase. Auf die Frage, wie sein Freundeskreis aussieht, sagt Julian: „Die haben alle studiert und arbeiten in großen Konzernen, Beratungen oder Banken. Wenn wir feiern gingen, gehörte das Koksen irgendwie dazu.“
Kokain ist für ihn etwas ganz Normales geworden. Genau darin liegt die Gefahr, warnt ein Suchtmediziner.
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Hövelhofer spricht über sein Leben als Drogenschmuggler

Er stellte die Tüte mit dem Kokain hinter den Fahrersitz. Mal transportierte er 50 Gramm, mal sechs Kilo. Drogen im Wert von bis zu 60.000 Euro lagen in seinem Wagen. Thorsten L. (Name geändert) war Drogenschmuggler. Er sitzt seit seiner Festnahme 2023 im Gefängnis, aktuell in der Pflege-Abteilung der JVA Hövelhof. Er wurde zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt.
Der 56-Jährige fuhr Kokain aus den Niederlanden nach Deutschland, oft nach Nordrhein-Westfalen. Das Bargeld für die Drogen holte er in Deutschland ab, um es dann zu den Auftraggebern in die Niederlande zu bringen. Bei einem Besuch erzählt er von einer Sache, die er bereut.
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Notunterkunft und Tiny-Häuser in Paderborn belegt

Der Paderborner Drogenmarkt hat sich verändert. Davon berichten nicht nur Drogenabhängige und die Polizei in der gemeinsamen Recherche von der Neuen Westfälischen und Radio Hochstift, sondern auch Sozialarbeiter und die Drogenberatungsstelle (Drobs).
Vor einigen Jahren wurde die Zahl der Schlafplätze in der Notunterkunft B2 am Busdorfwall von 20 auf 36 erweitert. „Und trotzdem sind es nicht genug Plätze. Die Unterkunft ist oft voll und wir müssen immer wieder Menschen abweisen – unabhängig von der Jahreszeit“, erklärt Ben Schröder vom B2. Die Zahl der Kokainabhängigen hat sich seit 2022 verdreifacht, macht die Drogenberatungsstelle Drobs deutlich.
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Paderborner Suchtmediziner im Interview
Tilmann Magerkurth ist erfahrener Suchtmediziner. Er spricht im Interview über Kokain als Partydroge, die Nachfrage nach Plätzen auf der Entzugsstation und darüber, dass kein Fall dem anderen gleicht.
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Kontroverse um Drogenkonsumraum in Paderborn reißt nicht ab
Die Einrichtung ist ein brisantes Thema in Paderborn. Geschäftsleute und Sozialarbeiter kommen nicht auf einen Nenner. Ein Überblick.
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Kommentar zum Drogenkonsumraum: Es dauert zu lange
Seit Jahren beschäftigen sich Paderborner Akteure mit dem Thema. Nicht zum ersten Mal. Dabei sind die wichtigsten Fragen unbeantwortet, meint unsere Autorin.
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