Kontroverse um Drogenkonsumraum in Paderborn reißt nicht ab

Paderborn. Ein möglicher Drogenkonsumraum für Paderborn spaltet weiter die Gemüter. Nachdem das Thema jahrelang in Paderborner Ausschusssitzungen gedreht und gewendet wurde, ist es derzeit auf den Tagesordnungen auf Kreisebene zu finden. In der letzten Kreistagssitzung am 7. Juli ging es um die geänderte Version eines gemeinsamen Antrags von Grünen, Linke/die Partei, FDP, SPD und FÜR Paderborn. Beschlossen wurde die Entwicklung eines Konzepts für ein Gesundheits-, Drogen- und Hilfezentrum. In der veränderten Beschlussfassung wird nicht – wie zuvor – von der Umsetzung eines Drogenkonsumraums geschrieben. Stattdessen heißt es: &bdquo;Der Landrat des Kreises Paderborn wird beauftragt, mit den Verantwortlichen der Stadt Paderborn, insbesondere mit dem Bürgermeister, Gespräche über die Situation suchtmittelabhängiger Menschen im Stadt- und Kreisgebiet zu führen.“ Ein möglicher Drogenkonsumraum ist also weiter im Gespräch und polarisiert. Ein Überblick verschiedener Standpunkte von der IG Innenstadt, dem Verein &bdquo;KIM – Soziale Arbeit“, der Jugend- und Drogenberatungsstelle sowie dem Leiter der Abteilung für Suchtmedizin an der LWL-Klinik in Paderborn. IG Innenstadt kritisiert zentralen Drogenkonsumraum scharf Es gibt Kritik an der Idee eines Drogenkonsumraums in Paderborn – unter anderem von Anwohnerinnen und Anwohnern sowie von Geschäftsleuten. Die Interessengemeinschaft (IG) Innenstadt befürchtet &bdquo;gravierende negative Auswirkungen“, falls Paderborn in City-Nähe einen zentralen Drogenkonsumraum bekommt. Alle Artikel zur Themenwoche: Kokain: Unser Fokus auf den Kreis Paderborn Sprecherin Astrid Hunstig findet deutliche Worte: &bdquo;Mit einem zentralen Drogenkonsumraum würden wir uns eine familienfreundliche Innenstadt kaputtmachen.“ Als zentralen Standort versteht sie auch die Einrichtung eines Drogenkonsumraums nahe des B2 am Busdorfwall. .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 142.86%; } } Die Folgen der Einrichtung seien gravierend und vielfältig. Hunstig rechnet unter anderem mit aggressivem Betteln und höherer Kriminalität. Betroffene würden sich daher gegen einen Drogenkonsumraum aussprechen, besonders Anwohnerinnen und Anwohner seien alarmiert. Viele Faktoren spielen laut Hunstig eine Rolle. Offenes Dealen in der direkten Umgebung in Paderborn werde ein Problem Offenes Dealen in der direkten Umgebung sei ein Problem, da die Konsumentinnen und Konsumenten die Drogen selbst mitbringen müssen und nicht im Konsumraum bekommen. &bdquo;Auch die Immobilienwerte sinken in der Umgebung eines Drogenkonsumraums. Die Vermietung von Wohnungen und Gewerbeflächen wird dann ebenfalls schwieriger“, sagt die IG-Innenstadt-Sprecherin. Zudem fragt sie: &bdquo;Wie soll genügend Personal gefunden und die Einrichtung generell finanziert werden?“ Hunstig stellt auch den Erfolg eines Drogenkonsumraums infrage: &bdquo;Welche Probleme würden wir damit in den Griff bekommen? Die Alkoholszene an der Zentralen Omnibushaltestelle (ZOH) wird sich dadurch nicht verändern.“ Um ihre Ansicht zu untermauern, bezieht sich die IG Innenstadt auch auf Aussagen der Kölner Polizei. Diese hatte in der Vergangenheit von einer Sogwirkung eines Drogenkonsumraums berichtet. Demnach habe die Kölner Polizei festgestellt, dass im Umfeld des Drogenkonsumraums am Heumarkt die Zahl der Abhängigen gestiegen sei. KIM: Sogwirkung wird in Paderborn nicht erwartet Nicole Wiggers, Geschäftsführerin des Vereins &bdquo;KIM – Soziale Arbeit“ erwartet keine Sogwirkung als Folge eines Drogenkonsumraums. Stattdessen spricht sie davon, dass eine solche Einrichtung Leben rettet. .responsive23-XkSJO06DQA1vwPU7-ttc-linechart-drogentote { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-XkSJO06DQA1vwPU7-ttc-linechart-drogentote { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-XkSJO06DQA1vwPU7-ttc-linechart-drogentote { padding-top: 142.86%; } } Wiggers sieht einen neuen Schwung in der Diskussion um einen Drogenkonsumraum in Paderborn. &bdquo;Vor 20 Jahren war es überhaupt nicht möglich, sich inhaltlich mit dem Thema auseinanderzusetzen“, sagt sie. Derzeit sei das durchaus der Fall. Der Caritasverband und KIM haben ein Konzept für einen Drogenkonsumraum verfasst und sind in Gesprächen mit Kommunalpolitikern. Wiggers stellt aber auch klar: &bdquo;Das bedeutet nicht, dass eine Finanzierung sichergestellt ist und schon gar nicht, dass eine Standortfrage geklärt wäre.“ Knackpunkt in der Diskussion ist die Finanzierungsfrage Ein wichtiger Knackpunkt in der Diskussion ist die Finanzierungsfrage. Die Kosten kann man laut Wiggers wesentlich über die Öffnungszeiten steuern. Je länger die Einrichtung geöffnet hätte, desto höher wären die Personalkosten. Da gibt es gesetzliche Vorgaben: &bdquo;Auch für Notfallsituationen muss eine gewisse personelle Ausstattung vorhanden sein“, erklärt Wiggers. Denkbar wäre es laut Wiggers daher, zum Start eines Drogenkonsumraums nur werktags zu öffnen. .responsive23-Rn7EQUQoCRDrbmBO-bar-stacked-vertical-kokain_plaetze { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-Rn7EQUQoCRDrbmBO-bar-stacked-vertical-kokain_plaetze { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-Rn7EQUQoCRDrbmBO-bar-stacked-vertical-kokain_plaetze { padding-top: 142.86%; } } Auf die Frage, ob Wiggers die Kritik und Sorgen verstehen kann, macht sie klar: &bdquo;Natürlich. Ich sage immer: In dieser Debatte gibt viele berechtigte Belange.“ Daher sei es wichtig, miteinander ins Gespräch zu kommen. &bdquo;An der Westernmauer kann ich gut verstehen, dass Eltern nicht mit kleinen Kindern durch eine Menge konsumierender Menschen gehen möchten. Aber trotzdem sind es ja auch Menschen und an irgendeinem Ort brauchen sie einen Platz, an dem sie geduldet sind“, so Wiggers. Drogenberatung sieht Drogenkonsumraum als gute Ergänzung Ein Drogenkonsum in Paderborn wäre eine gute Ergänzung der örtlichen Suchthilfelandschaft, erklärt Dominik Neugebauer, Leiter der Jugend- und Drogenberatungsstelle (Drobs). Der öffentliche Raum würde seiner Einschätzung nach entlastet werden, da jeder Konsumvorgang im Drogenkonsumraum ein Konsumvorgang weniger in der Öffentlichkeit bedeute. Lesen Sie auch: Zwei Paderborner über ihren Kokain-Konsum: &bdquo;Albtraum, aus dem ich aufwachen möchte“ &bdquo;Zusätzlich würde der Drogenkonsumraum eine weitere Brücke für Betroffene in das Hilfesystem bedeuten“, betont Neugebauer. &bdquo;Er rettet Leben und verhindert Infektionskrankheiten.“ Zu einem Sogeffekt sagt er: &bdquo;Da ein möglicher Konsumraum ausschließlich für Menschen mit Wohnsitz im Kreis Paderborn eingerichtet würde, kann ein Sogeffekt aus anderen Regionen ausgeschlossen werden.“ LWL-Klinik hält Drogenkonsumraum für gute Einrichtung Tilmann Magerkurth ist Leiter der Abteilung für Suchtmedizin an der LWL-Klinik in Paderborn. Die Diskussion um einen Drogenkonsumraum in Paderborn verfolgt er von Anfang an. Wie steht er dazu? &bdquo;Für mich ist das als Arzt einfach zu beantworten. Natürlich ist das eine gute Einrichtung. Wir sehen die steigende Anzahl von Drogentoten“, konstatiert Magerkurth. Dabei habe es eine lange Zeit gegeben, in der es weniger Drogentote gab oder die Zahlen zumindest stagnierten. Nun steigen sie wieder. Ein Drogenkonsumraum sei eine Einrichtung, die einen Drogentod vermeiden könne. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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