Obdachlos durch Kokain-Sucht: Paderborner Unterkunft ist voll

Paderborn. Der Paderborner Drogenmarkt hat sich verändert. Davon berichten nicht nur Drogenabhängige und die Polizei in der gemeinsamen Recherche von der Neuen Westfälischen und Radio Hochstift, sondern auch Sozialarbeiter und die Drogenberatungsstelle (Drobs). Drobs berät und vermittelt Menschen aus dem Kreis Paderborn, die von illegalen Substanzen abhängig sind oder riskante Konsummuster aufweisen. Die Anzahl der beratenen Menschen mit einer Kokainabhängigkeit hat sich seit 2022 verdreifacht, berichtet Leiter Dominik Neugebauer. 2024 wurden in der Beratungsstelle 50 kokainabhängige Personen beraten. Es handelt sich laut Neugebauer vornehmlich um junge Männer zwischen 20 und 39 Jahren. &bdquo;Dazu beigetragen hat, dass die Substanz leicht verfügbar ist. Durch den hohen Reinheitsgehalt haben die physischen und psychischen Auswirkungen drastisch zugenommen“, schätzt Neugebauer die Situation in Paderborn ein. Sozialarbeiter aus Paderborn sehen drastische Veränderungen Dirk Wildenberg arbeitet seit 2000 bei &bdquo;KIM – Soziale Arbeit“. Dabei steht die Alltagsbegleitung von Sucht und Substitution im Fokus seiner Arbeit. Gleiches gilt für Ben Schröder, der ebenfalls im B2 als Sozialarbeiter arbeitet. Wildenbergs Eindruck nach wird Kokain seit 2016 in großen Mengen auf den Markt gebracht: &bdquo;Koks war früher teurer und schwer zu bekommen.“ Durch die Corona-Pandemie habe es in Paderborn zudem deutlich weniger Heroin gegeben. &bdquo;Da sind dann viele auf Kokain umgestiegen. Es ist gut verfügbar in Paderborn“, sagt Wildenberg. Lesen Sie auch: Alle Artikel zur Themenwoche Kokainmarkt in Paderborn Das wirkt sich ganz konkret auf die Arbeit im B2 aus. Kokain habe für die Konsumenten eigene Gefahren. Es mache die Menschen empfindlicher, reizbarer, manchmal auch aggressiver. Ein großes Problem stelle die Gesundheit der Kokainkonsumenten dar: &bdquo;Die Menschen haben Schmerzen, offene Wunden, Abszesse. Das muss behandelt werden, aber oft fehlt dafür dann die Geduld.“ Art des Kokain-Konsums spielt wichtige Rolle Auch die Art der Einnahme spielt für die Gesundheit eine wichtige Rolle. &bdquo;Wenn Kokain intravenös konsumiert wird, wird es nicht aufgekocht. So gelangen schnell Keime ungefiltert in den Körper.“ Das kann zu Entzündungen und Sepsis führen. Das sei gerade für Obdachlose immer gefährlich. Zudem habe Kokain deutliche psychische Effekte. Konsumenten jagen der kurzen, ekstatischen Euphorie nach. Doch schon kurz danach kommt der Absturz in die Depression. &bdquo;Insgesamt gesehen ist Kokain für den Körper schädlicher als Heroinkonsum. Es wirkt zerstörerisch“, konstatiert Wildenberg. Ben Schröder spricht aufgrund des gestiegenen Kokainkonsums bei den Klienten im B2 von &bdquo;neuen Herausforderungen“. Die Droge fördere Aggression und Gewalt, was mitunter zu schwierigen Situationen führen könne. Auch Psychosen und Schizophrenien können laut Schröder durch Kokainkonsum schneller ausgelöst werden. &bdquo;Gleichzeitig kann es nicht substituiert werden. Das alles fördert unterm Strich die Verelendung der Betroffenen“, so Ben Schröder. Die Notunterkunft in Paderborn Vor einigen Jahren wurde die Zahl der Schlafplätze in der Notunterkunft B2 am Busdorfwall von 20 auf 36 erweitert. &bdquo;Und trotzdem sind es nicht genug Plätze. Die Unterkunft ist oft voll und wir müssen immer wieder Menschen abweisen – unabhängig von der Jahreszeit“, erklärt Schröder. Den Eindruck, dass womöglich im Sommer bei wärmeren Temperaturen mehr Menschen die Nacht auf der Straße der in einer Unterkunft vorziehen würden, kann er nicht bestätigen. .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-xhJT1kypKmStLlSO-map-map { padding-top: 142.86%; } } Daher betont er auch: &bdquo;Wir sind in jeder Jahreszeit auf Spenden angewiesen.“ Egal ob Kleidung, Bettwäsche, Matratzen: All das wird für die Menschen vor Ort benötigt und kostenlos gestellt. Besonders händeringend suche das Team nach Spenden für Männerschuhe: &bdquo;Die sind sofort vergriffen. Unsere Klienten sind ja auch den ganzen Tag unterwegs“, erklärt Schröder. Sie müssen die Notunterkunft um 9 Uhr morgens verlassen und können sich abends um 18 Uhr wieder anmelden. Sie dürfen maximal sechs Wochen in der Einrichtung wohnen. Viele werden laut Schröder dann zunächst obdachlos und kommen nach einiger Zeit zurück zum B2. Die nach Geschlechtern getrennten Etagen sollen den Frauen in Not einen sicheren Schlafplatz bieten - davon gibt es zwölf. &bdquo;Für Frauen ist der Bedarf bei uns nicht so hoch wie für Männer. Frauen organisieren sich den Schlafraum oft auch über Sexarbeit“, sagt Schröder. In der Notunterkunft können die Menschen ihre Wäsche waschen und werden bei der Wohnungssuche oder bei der Aufnahme in eine andere Einrichtung oder Entgiftung unterstützt. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich &bdquo;vornehmlich an Angehörige der Paderborner Drogenszene“, heißt es auf der Homepage. Die Tiny-Häuser für Obdachlose in Paderborn Doch die Gründe für drohende Obdachlosigkeit sind vielseitig: Verlust des Arbeitsplatzes, Mieterhöhungen, Krankheiten, Trennungen, Schulden, häusliche Gewalt. Auch Klienten, die keine Drogen nehmen, werden im B2 aufgenommen. Lesen Sie auch: Zwei Paderborner über ihren Kokain-Konsum: &bdquo;Ein Albtraum, aus dem ich aufwachen möchte“ Direkt neben der Notunterkunft stehen vier sogenannte &bdquo;Little Homes“, Mini-Häuser, in denen Obdachlose vorübergehend unterkommen können. Dort gibt es keine Heizung, keinen Strom, kein Wasser. &bdquo;Aber es ist ein niedrigschwelliges Angebot für Menschen“, erklärt Schröder. Die Klienten unterschreiben für die Mini-Häuser einen Nutzungsvertrag mit einer Laufzeit von einem halben Jahr. Perspektivisch wünscht sich der Verein KIM, mehr Little Homes anbieten zu können. Das scheitert auf dem Gelände am Busdorfwall jedoch schon am Platzmangel. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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