Schmale Spur und Rückstaus: So läuft's mit dem neuen Radweg in Paderborn

Paderborn. Kaum ein Thema erhitzt derzeit die Gemüter so sehr wie der Erprobungsradweg an der Detmolder Straße. Zwischen Nordstraße/Bahnübergang und Schäferweg trennen Bauelemente den Radweg von der Spur der Autofahrer. Immer wieder wird Kritik laut an dem noch bis Ende des Jahres laufenden Verkehrsversuch. Spuren zu eng? Mindestens 3,10 Meter sind die Fahrspuren nach Angaben der Stadtverwaltung - und damit schmaler als vorher. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte sind darauf angewiesen, im Notfall schnell durchzukommen. Grundsätzlich behindert der Radweg die Fahrzeuge nicht. Die Feuerwehr hat das eigenhändig geprüft: Auch die großen Löschfahrzeuge können die Fahrspuren problemlos passieren. Zu beobachten sei aber gelegentlich, dass Autofahrer davor zurückschrecken würden, auf den Radweg auszuweichen, wenn sich die Feuerwehr mit Blaulicht und Sirene nähert. "Gefühlsmäßig handelt es sich um Verzögerungen im Sekundenbereich, bislang ohne Einfluss auf den Einsatzerfolg", sagt Michael Beivers von der Paderborner Feuerwehr. Vom Padersprinter, auf der Detmolder Straße mit der Linie 3 unterwegs, heißt es, dass die Spuren besonders in dem fest markierten zweispurigen Bereich "sehr eng" geworden seien. Dadurch komme es mit entgegenkommenden größeren Fahrzeugen "zu gefährlichen Situationen". Die Busfahrer würden das als "einen weiteren Stressfaktor im aktuell ohnehin nicht leichten Straßenverkehr in Paderborn" empfinden, sagt Padersprinter-Sprecherin Lisa Niemeier-Casey. Knotenpunkt Bahnübergang Ein Knotenpunkt ist der Bahnübergang. Besonders, wenn im Berufsverkehr die Bahnschranken unten sind, staut es sich schnell zurück, teilweise verstopft die Kreuzung komplett. Früher sei dort mehr Platz für Autos gewesen, wird argumentiert. Tatsächlich hat die Polizei beobachtet, dass es seit dem Erprobungsradweg an der Stelle häufiger zu Staus und Verzögerungen komme. "Das kann im Einsatz dann schon problematisch werden", sagt Polizeisprecherin Corinna Koptik. Sobald sich die Schranken öffnen, löse sich das aber schnell wieder auf. Wichtig ist es, dass Autofahrer im Fall eines Rückstaus nicht weiter in die Kreuzungen hineinfahren, sondern diese freihalten, "sonst geht es ganz schnell nicht mehr vor und zurück", appelliert Koptik. Die Feuerwehr sieht durch den Radweg keinen Unterschied, da sie bei geschlossenen Schranken sowieso auf der entgegengesetzten Fahrbahn bis zur Schranke vorfahre, sagt Beivers. Der Padersprinter verzeichnet nach eigenen Angaben teilweise deutliche Verspätungen und führt das auf die Situation am Bahnübergang zurück. Teilweise staue es sich dort soweit zurück, dass auch die Linie 2 in Richtung Marienloh davon betroffen sei, die eigentlich in die Nordstraße abbiegt. "In der Spitzenstunde haben wir eine höhere Fahrzeit zwischen einzelnen Haltestellen festgestellt", betont Niemeier-Casey, "besonders wenn der Bahnübergang geschlossen ist, kann eine Verspätung trotz Fahrzeitreserven nicht ausgeschlossen werden". Beim Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter (NPH), der auf der Detmolder Straße mit den Linien R50 und 51 sowie der Nachtbuslinie 11 fährt, hat man ebenfalls beobacht, dass es zu bestimmten Tageszeiten, insbesondere zum Schulbeginn und zum Schulschluss, im Bereich des Bahnübergangs zu längeren Rückstaus komme. Grundsätzlich seien aber nicht mehr Verspätungen registriert worden. Bushaltestellen Der NPH hat jedoch ein weiteres Problem mit dem neuen Radweg wahrgenommen. So stelle die veränderte Verkehrsführung die Busfahrer vor neue Herausforderungen. Wenn sie die Haltestellen anfahren, entstünden "durchaus kritische Situationen". Denn dann müssen die Busse den Streifen kreuzen. "Die Radfahrer wissen oft nicht, wie sie sich angesichts des kreuzenden Busses verhalten sollen", erläutert NPH-Sprecher Matthias Hack. Zudem verstärke das Problem der &bdquo;toten Winkel“ die Gefahr für Radfahrer. Daher sollten aus Sicht des NPH die Radfahrer im Bereich der Haltestellen auf den alten Radweg zurückgeführt werden, um diese Gefahr abzuwenden. Verkehrssicherheit Befürworter des Erprobungsradweges argumentieren allerdings, dass Radfahrer auf der Straße im Blickfeld des Autofahrers besser wahrgenommen werden als auf dem Gehweg. Eine baulich getrennte Spur biete zudem mehr Sicherheit. Ein Argument, das auch Polizeisprecherin Corinna Koptik hervorhebt: Ein Drittel derjenigen, die bei einem Verkehrsunfall verletzt werden, seien Radler. "Radfahrer zu schützen, ist im Sinne der Verkehrssicherheit wichtig", sagt sie.

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