Paderborn

Die Lippe breitet sich in ihrem neuen Bett bei Sande aus

Die Regierungspräsidentin zieht nach der Renaturierung des Flusses eine positive Bilanz. Viele Tier- und Pflanzenarten haben sich bereits angesiedelt.

Judith Pirscher (Mitte) hat sich gemeinsam mit Anna Morsbach und Günter Bockwinkel, Projekt-Planer und Bauoberleiter vom Büro NZO GmbH, ein Bild von der renaturierten Lippe gemacht. | © Bezirksregierung Detmold

26.08.2021 | 26.08.2021, 03:00

Paderborn-Sande. Ende April dieses Jahres wurden die Arbeiten zur Renaturierung der Lippe abgeschlossen. Jetzt zog Regierungspräsidentin Judith Pirscher bei einem Besuch vor Ort mit Vertretern von Stadt und Kreis Paderborn eine positive Bilanz. „Was die Natur hier von selbst leistet, ist beeindruckend. Gerade mit Blick auf die aktuellen Hochwasserereignisse zeigt sich, wie wichtig die Renaturierung der Lippe war", erklärt Judith Pirscher in einer Mitteilung der Bezirksregierung.

Nicht nur der Fluss habe sich in seinem neuen Bett ausgebreitet und suche sich seinen eigenen Weg durch Flutmulden und Nebenrinnen. Verschiedene Tierarten besiedeln die neu entstandenen Lebensräume an Fluss und Aue: Uferschwalben haben in den Steilufern gebrütet, Flussregenpfeifer auf den Kies- und Sandinseln ihre Brutreviere ausgebildet.

Auch Kiebitze, Austernfischer und Eisvögel nutzen das Gebiet zum Brüten, Jungfische tummeln sich in strömungsberuhigten Buchten. Unter Wasser hätten bereits typische Pflanzen wie der Wasserstern oder der Wasserhahnenfuß die Sohle der Lippe besiedelt. Viele von ihnen seien auf den Wechsel zwischen Überstauung und Trockenfallen angewiesen, heißt es in der Mitteilung weiter.

Laut Anna Morsbach, Projektverantwortliche bei der Bezirksregierung, sei schon jetzt klar, dass die wichtigsten Projektziele erreicht und die Erwartungen zum Teil übertroffen würden. Vergleichbare Auenbereiche in so einer naturnahen Ausprägung und Vollständigkeit gebe es an der Lippe zwischen Sande und Lippstadt sonst nicht. Rings um das Renaturierungsgebiet wurde zusätzlich ein Weidezaun errichtet. Zukünftig sollen Rinder in der Lippeaue weiden und in Teilflächen die aufkommende Vegetation zu einer Mischung aus Auwald, Hochstauden und Grasfluren entwickeln.

Der Renaturierungsbereich ist Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden. Auf der Lippe selbst ist das Kanufahren erlaubt, ein Einstieg am Gut Lippesee ermöglicht den Start. Das Aussteigen aus dem Boot im Renaturierungsgebiet ist nicht erlaubt. Das Naturschutzgebiet soll zügig durchfahren werden.

Tafeln informieren über das Projekt

Für die Renaturierung hat die Bezirksregierung die künstlich befestigten Ufer der Lippe entfesselt und den begradigten Verlauf in ein geschwungenes Fließgewässer umgestaltet. Auf einer Auenfläche von rund 14 Hektar kann sich der Fluss nun ausbreiten. Der Verlauf der Lippe wurde von 650 Meter auf 1.300 Meter Länge verdoppelt. An ausgewählten Punkten informieren Tafeln über das Renaturierungsprojekt und die Entwicklung der Lippe.

Aufgrund der Corona-Pandemie sind derzeit keine öffentlichen Führungen möglich, sie sollen aber in Zukunft allen Interessierten ermöglichen, sich vor Ort ein Bild zu machen. Weitere Infos gibt es auf www.wilde-lippe.de.