Diemel-Renaturierung: Neues Flussbett in Warburg schützt Artenvielfalt

Germete. Ein aufkeimendes Naturidyll. Dass sich ein Spaziergang zur &bdquo;neuen Diemel“ bei Germete lohne, hat sich schnell herumgesprochen. Im Sinne der Artenvielfalt hatte der Diemelwasserverband den Fluss zwischen der Fußgängerbrücke am Segelflugplatz bei Ossendorf bis gut 200 Meter vor der Straßenbrücke bei Germete ökologisch auf Vordermann bringen lassen. Das Ergebnis zog über den Sommer Spaziergänger und Erholungsuchende magisch an. Seit dem September vergangenen Jahres bis in den März rollten für Äsche und Insekten die Bagger. Unterbrochen vom Starkregen im November und den Überschwemmungen zum Jahreswechsel. Die Renaturierung hat den Fluss auf dem 840 Meter langen Abschnitt massiv verändert. Das einst schnurgerade Flussbett verwandelte sich in eine mäandernde Strecke. Mit Nebenrinnen und Altarmen, Kiesbänken und Totholzzonen. &bdquo;Dafür wurden rund 25.000 Kubikmeter Boden und Kies bewegt“, sagt Bernd Schackers vom UIH-Planungsbüro. Und das Ergebnis könne sich auch im wahrsten Sinne des Wortes &bdquo;sehen lassen“. Der Landschaftsarchitekt aus Höxter übergab am Mittwoch die Baustelle. &bdquo;Als Rohbau“, wie er anmerkt. Denn im rund sechs Hektar großen und gut 80 Meter breiten Plangebiet übernehme die Natur. Genügend Raum für eine sich nun selbst weiterentwickelnde Auenlandschaft. Ganz im Sinne des von den Wasserrahmenrichtlinien der EU geforderten &bdquo;sehr guten ökologischen Zustands“, wie Schackers betonte. Die Pläne orientierten sich am Konzept zur Verbesserung der Fließstruktur von Fließgewässern im Kreis Höxter, das 2010 aufgelegt wurde. Die Renaturierung in Germete stärkt die biologische Vielfalt Dazu zählen zum Beispiel Durchgängigkeit, Gewässerstruktur und Wasserhaushalt. Zusammen mit der Maßnahme an der Nethe in Hembsen sei die Renaturierung der Diemel bei Germete kreisweit die größte ökologische Maßnahme zur Ausgestaltung eines Fließgewässers. Nach Angaben der Stadt liegen deren Kosten bei rund 760.000 Euro. Finanziert mit 570.000 Euro aus Landesmitteln. Der Eigenanteil beläuft sich auf gut 155.000 Euro. Inklusive eines Flusserlebnispunkts. Ans Diemelufer gelangen Spaziergänger und Radfahrer über eine hölzerne Brücke. 1860 war der Flussabschnitt unterhalb des Heinberges und den Germeter Gemarkungen In der Hölle und Köhleranger begradigt worden. Damals mit dem Ziel, mehr Ackerland zu gewinnen und zu verhindern, dass sich bei Hochwasser Geröll und Sediment auf den Flächen ablagern. Man zwang die Diemel in einen schnell fließenden geraden Lauf. Doch schwand die Artenvielfalt. Fische, Vogelarten und Pflanzen, die an Mittelgebirgsflüssen wie der Diemel vorkommen, zogen sich zurück. Die Folgen waren aber auch auf andere Weise dramatisch. Das Diemeltal wurde anfälliger für Hochwasser, die Auen waren ihrer natürlichen Funktion als Überschwemmungsgebiete beraubt. Jetzt ist der Fluss gewachsen Jetzt ist der Fluss gewachsen. &bdquo;Um 130 Meter“, sagt Schackers und berichtet von sich ansiedelnden Pionierpflanzen wie Hochstauden, Erlen und Weiden. &bdquo;Mit den Jahren werden sie einen dichten Auenwald bilden.“ Dass dem naturnah umgestalteten Flussabschnitt schon jetzt derart viel Zuspruch entgegengebracht werde, freue Planer und Verantwortliche. Zeige aber auch &bdquo;den Wunsch und den Bedarf nach erlebbaren Bach- und Flussauen“. Veränderungen nach Hochwasserereignissen seien ausdrücklich Planungsziel und erwünscht. Mit der Zeit werden sich nützliche Organismen an der Gewässersohle ansiedeln. Aus Totholz, Kies und Sandablagerungen bilden sich Lebensräume für Kieslaicher &bdquo;wie die Äsche, die sauerstoffreiches, kühles Gewässer liebt“, weis UIH-Bauleiter Klaus Leifels. Die neue &bdquo;lebendige Gestaltung“ biete den Raum, damit sich die Diemel auch im weiteren Verlauf besser entwickeln könne. Eine stabile, artenreiche Biozone, die sich dauernd verändert, im Fachjargon Strahlursprung genannt. Eine Kinderstube von Äsche, Bachforelle, Elritze, Groppe. Ein naturnaher Flussabschnitt, von dem aus gewässertypische Organismen in andere Abschnitte wandern und auch dort positivere Bedingungen schaffen werden. Seltene Vögel brüten im Kies der Diemel Von Anfang an war es geplant, das Gebiet erlebbar zu machen. Info-Tafeln am Radweg an der Brücke zum Erlebnispunkt bieten Naturfreunden, Touristen, Radfahrern, Wanderern und Spaziergängern Erklärungen. Beispielsweise zum Flussregenpfeifer. Den hatte Schackers bei Besuchen auf dem renaturierten Gelände am Germeter Flussufer bereits entdeckt. &bdquo;Drei Pärchen“, freut er sich und schätzt damit auch drei Brutpaare der seltenen Vögel auf den neu geschaffenen Kiesflächen. &bdquo;Lebensraum für viele spezialisierte Auenbewohner“, weist der Landschaftsarchitekt auf außerhalb des Wassers lebende Tiere hin.

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