Paderborn

Kompass-App soll Sehbehinderten im Nahverkehr helfen

Fahrgäste können sich nun selbstständiger mit den Paderborner Bussen bewegen. Ein blinder Informatiker hilft bei der Entwicklung der App, die auch für Sehende interessant ist.

Für Klaus-Peter Wegge ist die neue Kompass-App ein wichtiger Begleiter im öffentlichen Nahverkehr. An der Entwicklung der App war der Diplom-Informatiker mit beteiligt. | © UNICA Marketing

25.05.2021 | 25.05.2021, 08:45

Paderborn. Der Padersprinter verbessert sein Angebot für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Die neue Kompass-App richtet sich in erster Linie an Fahrgäste mit Sehbehinderungen und soll ihnen ab sofort helfen, sich selbstständiger im Paderborner Nahverkehr zu bewegen. Die App selbst ist barrierefrei und unterstützt die geräteeigenen Bedienhilfen des Smartphones, wie etwa die Sprachausgabe.

Einfahrende Busse werden von der App über Bluetooth aus rund 30 Metern Entfernung erkannt und mit Liniennummer und Fahrtziel angezeigt oder vorgelesen. An der Haltestelle selbst können die Nutzer Informationen über die nächsten abfahrenden Busse abrufen oder sich unterwegs die nächsten Haltestellen oder geplante Um- und Ausstiege ansagen lassen.

Auch einen Haltewunsch kann man direkt über die App absetzen oder die Einstiegshilfe anfordern. Darüber hinaus hilft die App durch ein akustisches Signal dabei, die Eingangstür zu orten. Auf Wunsch begleitet sie die Fahrgäste damit von Tür zu Tür. „Bei unserer Kompass-App gelten die Anforderungen von Blinden und sehbehinderten Menschen an eine intuitive und einfache Nutzbarkeit als Maßstab”, betont René Möller, Leiter der Verkehrsplanung beim Padersprinter.

Um diesem Anspruch gerecht zu werden sicherte sich das Unternehmen die Unterstützung von Klaus-Peter Wegge, dem Leiter des Siemens Accessibility Competence Center in Paderborn. Wegges Expertise sowohl als Blinder als auch als Diplom-Informatiker erwies sich bei dem Projekt als sehr wertvoll, Möller lobte die „gute Kooperation" in der Entwicklung der neuen App.

Seit Januar 2020 befand sich das System in der Testphase. Corona sorgte auch hier für Verzögerungen, lieferte aber auch wichtige Erkenntnisse. Wegge sah die Pandemie als „harte Testphase, weil der Fahrer für mich nicht mehr ansprechbar war." Nicht zuletzt als Ergebnis dieser Tests kommuniziert die App direkt mit dem in jedem Fahrzeug der Padersprinter-Flotte installierten Router.

"Features für alle"

Auf jeder Linie sind die Features der Kompass-App damit nutzbar. Wie viele Nutzer sie jedoch haben wird, lässt sich nur schwer abschätzen. „Es gibt etwa 100 Sehbehinderte, die in Paderborn organisiert sind. Das ist aber nur ein kleiner Teil der Zielgruppe", erklärt Klaus-Peter Wegge. „Es ist schwer, die genaue Zahl zu schätzen. Zudem ist die App auch für Sehende interessant, sie enthält Features für alle."

Für die Fahrgäste in Paderborn soll die App eine große Hilfe sein, doch auch darüber hinaus könnte das Projekt als Anstoß dienen, so Möller. „Es handelt sich hier um eine White-Label-Lösung. Auch andere Verkehrsbetriebe können die Software nutzen." Klaus-Peter Wegge formulierte daraus sogar einen Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn auch der Regionalverkehr sich anschließen würde." Auch an Ampeln könne ein ähnliches System umgesetzt werden, ist sich der Diplom-Informatiker sicher. Die kostenlose App ist ab sofort im Appstore verfügbar für iPhone und Android.