Kreis Paderborn

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Impfdosen für Ü-60-Jährige: Massive Kritik am Sonderweg des Kreises Paderborn

Etwa 6.000 zusätzliche Astrazeneca-Dosen bekommt der Kreis Paderborn an diesem Wochenende, um sie an Menschen über 60 Jahre zu verimpfen. Viele kritisieren die Entscheidung, die Termine über die Hausärzte zu vergeben.

Der Impfstoff von Astrazeneca ist nur noch für über 60-Jährige freigegeben. Um die Terminvergabe für die zusätzlichen Dosen gibt es Diskussionen. | © Reuters

Lena Henning
04.04.2021 | 05.04.2021, 11:19

Kreis Paderborn. Die Entscheidung des Kreises Paderborn, Impftermine mit den etwa 6.000 zusätzlichen Astrazeneca-Dosen für Menschen über 60 Jahre über die Hausärzte abzuwickeln, hat für viel Kritik gesorgt. Während in OWL ab Samstagvormittag aufgrund der hohen Nachfrage Homepage und Telefonhotline der Kassenärztlichen Vereinigung teilweise zusammengebrochen sind, blieben die Menschen im Kreis Paderborn zum Nichtstun verdammt.

Wie der Kreis am Donnerstag mitgeteilt hatte, sollen hier die Hausärzte auf die Patienten zugehen. Der Impfstoff, der am Samstag oder Sonntag im Kreis Paderborn eintreffen soll, werde proportional auf die Städte und Gemeinden im Kreisgebiet verteilt. Da die meisten Praxen übers Osterwochenende geschlossen sind, geht es mit den Impfungen wohl frühestens am Dienstag los.

Für diesen Sonderweg gibt es auch Kritik. Ein Leser wendet sich an die NW: Von einer Gleichbehandlung der Versicherten könne hier wohl kaum die Rede sein. „Während fast alle über 60-Jährigen in NRW zumindest versuchen können, einen Termin zu bekommen (...), haben wir hier gar keine Chance, selbstständig etwas für einen Impftermin zu tun." Hier werde „eklatant der Gleichheitsgrundsatz verletzt".

"Angesichts der Lockdown-Kosten wären Investitionen ins Impftempo die günstigste Lösung"

Das Impfzentrum impfe bereits unter Volllast, so hatte der Kreis Paderborn die Entscheidung begründet, die zusätzlichen Dosen an die Hausärzte weiterzugeben. Warum das in anderen Kreisen zu leisten ist, aber nicht in Paderborn, wundern sich jetzt viele. Eine Nutzerin schreibt auf der Facebook-Seite der NW Paderborn: Erst habe es zwar genug Kapazitäten gegeben, aber nicht genug Impfstoff, „jetzt gibt es mehr Impfstoff und dafür sind die Kapazitäten nicht vorhanden???" Ihr Vorschlag: „Dann impft doch mal ein paar Tage von 7 bis 24 Uhr." Dafür gebe es schließlich die Impfzentren und in anderen Kreisen funktioniere das auch.

Auch auf der Homepage des Kreises Paderborn äußern zahlreiche Menschen Kritik. Wieso die Zeiten im Impfzentrum nicht ausgeweitet würden, wenn Vollauslastung erreicht sei, will ein Kommentator wissen. „Was für Unternehmen in der freien Wirtschaft problemlos möglich ist, bekommt die öffentliche Hand anscheinend seit Februar nicht im Ansatz hin." Angesichts der Lockdown-Kosten seien Investitionen in das Impftempo die günstigste Lösung.

Ein anderer kritisiert, dass der Kreis Paderborn mit seiner Entscheidung die Arbeit und die Verantwortung an die Hausärzte abschiebe: Die Mitarbeiterinnen der Ärzte, insofern diese überhaupt impfen, würden nach Ostern „wohl kaum Zeit haben, noch Patientinnen und Patienten anzurufen. Von den Schlangenbildungen in/vor den Arztpraxen ganz zu schweigen".

Etwas versöhnlichere Töne schlägt diese Kommentatorin an: Was auch immer entschieden werde, es fänden sich „immer egoistische Leute die meinen, sie müssten die Ersten sein". Sie sei sicher, „dass wir alle dran kommen und etwas Geduld wäre sicherlich auch hier angebracht".