Kreis Paderborn. Auf dem Gelände des Entsorgungszentrum "Alte Schanze" leert der Müllwagen den gesammelten Bio-Abfall aus. Doch zwischen der braun-grünlichen Abfallmenge finden sich deutlich sichtbar Plastiktüten und andere Kunststoffe, die im Licht glänzen und so aus der kompostierbaren Masse herausstechen. Für die Weiterverarbeitung des Biomülls ist das problematisch.
"In die Biotonne gehören nur Küchen- und Gartenabfälle", sagt Klaus Harlacher von der AVE, dem Abfallbetrieb des Kreises Paderborn. Sofern der Bio-Abfall in Papiertüten oder Zeitungspapier eingewickelt entsorgt wird, können alle Bestandteile kompostiert werden.
Kritisch allerdings sind Kunststoffe jeglicher Art. "Auch die Tüten, die als biologisch abbaubar beworben werden", so der Experte. Diese können im bis zu zehn Wochen andauernden Prozess nicht kompostiert werden, übrig bleiben Kunststoffreste und auch Mikroplastik. Auch im Kreis Paderborn sei das ein Problem. Wenn der Kompost dann in der Landwirtschaft weiterverwendet wird, könnte das Mikroplastik auch von den Pflanzen aufgenommen werden.
Kunststoffe werden aktuell nur wenig recycelt

Bei der Weiterverwertung von Papier und Glas sieht es deutlich besser aus. "Bei Papier erreichen wir Recyclingquoten von bis zu 80 Prozent, bei Glas ist sie sogar noch höher", berichtet Harlacher. Bei diesen Stoffen sei die Qualität in den Mülltonnen und Containern im Kreis allerdings auch sehr gut, hier wird mit nur wenigen Ausnahmen sehr gut getrennt.
Eine weniger hohe Recyclingquote hingegen findet sich bei Abfällen in der Wertstofftonne. Diese löste 2016 im Kreis Paderborn den gelben Sack ab, seitdem dürfen zu Kunststoffverpackungen beispielsweise auch Metalle gegeben werden. Bisher mussten nach Verpackungsgesetz nur 36 Prozent recycelt werden - die eigentlichen Zahlen dürften laut AVE allerdings deutlich niedriger bei etwa 20 Prozent liegen. Bis 2022 sollen laut dem seit Januar gültigen, neuen Gesetz 63 Prozent der Kunststoffe recycelt werden. Bei Metall, Glas und Papier steigen die Quoten auf 90 Prozent an.
Deutschlandweiter Trend ist im Kreis Paderborn nicht erkennbar
Derzeit läuft ein großer Teil der knapp 11.000 Tonnen Abfall, die jährlich an Wertstoffen im Kreis Paderborn anfallen, in die thermische Verwertung. "Damit können wir einen guten Nutzen erzielen", sagt Klaus Harlacher. Inzwischen gebe es bei der Filterung von Schadstoffen hohe Anforderungen. Eine stoffliche Verwertung sei allerdings nachhaltiger, weiß der Experte. "Beim Thema Wiederverwertung sind wir noch nicht am Limit, das ist noch ausbaufähig."
Grundsätzlich können viele Verpackungen aus Recycling-Material aus der gelben Tonne hergestellt werden, teilt das Umweltbundesamt (UBA) mit. Erst am Dienstag, 29. Oktober, mahnte das UBA die Hersteller, mehr Anstrengung in die Vermeidung von Verpackungen zu investieren. Der Verpackungsverbrauch in Deutschland liegt aktuell auf dem historisch höchsten Stand und soll auch weiter ansteigen. Im Kreis Paderborn hingegen seien die Abfallmengen über die letzten Jahre insgesamt auf gleichem Niveau geblieben, teilt die AVE mit.
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Was sollte bei der Mülltrennung beachtet werden?
„Je besser der Müll sortiert wird, desto bessere Qualität erreichen wir beim Recycling und auch die Recyclingquote steigt", sagt Klaus Harlacher von der AVE.
Tetra-Paks sollten trotz eines hohen Anteils an Papierfasern besser in der Wertstofftonne entsorgt werden. Damit gesellen sie sich zu Joghurtbechern. Diese müssen nicht ausgewaschen werden. Allerdings sollte der Aluminiumdeckel vollständig entfernt werden, bevor sie in die gelbe Tonne wandern. „So können beide Bestandteile recycelt werden", so Harlacher.
Bei Elektrogeräten warnt der Abfallberater allerdings vor falscher Entsorgung: Diese dürfen nicht in der Restmülltonne landen, sondern werden an Abgabestellen gesammelt. Lithium-Akkus, wie sie in vielen Geräten verbaut sind, sind unter Druck entflammbar und können Brände verursachen.
Bei Brieffenstern oder Büroklammern muss man allerdings nicht zu genau sein – die modernen Anlagen in Papierfabriken können die Fremdkörper herausfiltern.
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