Ärger in Elsen: Wenn die Müllabfuhr nicht mehr vor die Haustür kommt

Paderborn-Elsen. Regelmäßig leert der Abfallentsorgungsbetrieb (ASP) die grauen, grünen, gelben und blauen Tonnen der Paderborner Haushalte, kümmert sich um Rest- und Biomüll, um Altpapier und Wertstoffe. In immer mehr Straßen kommt die Müllabfuhr inzwischen allerdings nicht mehr bis vor die Haustür: Dann müssen Bürger selbst Hand anlegen und die schweren Tonnen zum Müllwagen-Haltepunkt ziehen. Besonders betroffen ist der Ortsteil Elsen. Und dort ist nicht nur Nicole Duczek sauer. "Teuer und ungerecht" &bdquo;Wenn man jung und kräftig ist, dann ist das kein Thema. Aber bei uns in der Stichstraße des Hollandweges wohnen außer mir nur ältere und gehbehinderte Menschen", sagt die Elsenerin. Ebenso ärgert es sie, dass erst am Jahresanfang die Abfallgebühren gestiegen sind und nun der ASP seine Leistung einschränke. &bdquo;Würde der Müll wie bislang am Haus abgeholt, müsste ich dafür 100 Euro im Jahr zusätzlich zahlen." Das findet Nicole Duczek viel zu teuer und obendrein ungerecht. Gemeinsam mit ihren Nachbarn Friedhelm Maßmann und Michael Buschmeier hat sie Widerspruch eingelegt und die Kommunalpolitik aktiviert. &bdquo;Wir werden finanziell bestraft, weil wir in einer Stichstraße wohnen. Und weil zu große Fahrzeuge eingesetzt werden", kritisiert Maßmann und fordert, dass die Mehrkosten stattdessen auf alle Bürger umgelegt werden. &bdquo;Wenn in der Von-Ketteler-Straße mehr Personal auf dem Müllwagen nötig ist, dann zahlen das auch nicht die dortigen Anlieger." Rückwärtsfahren für Müllwerker verboten Hintergrund für die Empörung ist die Branchenregel &bdquo;Abfallsammlung", die kein Gesetz ist, aber geltendes Recht im Arbeitsschutz zusammenfasst und seit 2017 gilt. Weil bundesweit viele Unfälle beim Rückwärtsfahren von Müllfahrzeugen passiert sind, ist es nun weitestgehend verboten und für Ausnahmen gelten strenge Auflagen. Dadurch entsteht ein Problem in jenen Stichstraßen, in denen kein Platz zum Wenden ist. &bdquo;Das betrifft letztlich das gesamte Stadtgebiet", sagt Dietmar Regener, stellvertretender Betriebsleiter des ASP. Die Rede ist von rund 50 Straßen, deren Anwohner sich spätestens bis zum Jahresende auf die Veränderung einstellen müssen, ob in Schloß Neuhaus oder Neuenbeken. In zwei Dritteln der Fälle wurde bereits umgestellt. Während es in der Kernstadt wenige Straßen sind, liegt ein Schwerpunkt im Stadtteil Elsen, wo der Hollandweg im Frühjahr den Anfang machte. Jetzt kommen acht weitere dazu: Am Bühlberg, Am Willnteich, An der Brotkuhle, Auf dem Bühlen, Dierksstraße, Höpperteich, Zur Kletterschmiede und der Obernheideweg. 28 Tonnen auf einem Platz &bdquo;Von Willnteich-Anwohnern sollen 28 Mülltonnen zusammen vor einem Zaun abgestellt werden. Niemand kommt da mehr über den Gehweg und gegenüber niemand aus der Ausfahrt", schüttelt Maßmann den Kopf. Dabei habe ein dortiger Anwohner dem ASP sogar eine Wendemöglichkeit auf seinem Privatgrundstück angeboten. Vier Beschwerden liegen dem ASP aktuell vor, drei davon aus Elsen. &bdquo;Am Willnteich steht ein Fahrversuch an", betont Dietmar Regener eine grundsätzliche Kompromissbereitschaft. Bis zu 100 Meter weit muss der Abfall aus der Sackgasse bis zur nächsten Erschließungsstraße geschafft werden. Wer das nicht kann oder will, kann den Sonderservice nutzen: Entweder setzt der ASP ein kleineres Fahrzeug ein, das rückwärts fährt und dabei von einem zweiten Mitarbeiter eingewiesen wird, oder ASP-Mitarbeiter holen die Mülltonne ab. &bdquo;Beides verursacht hohe Zusatzkosten", sagt Regener. Sonderservice für 100 Euro Bislang kostet der Service pro Haushalt 100 Euro im Jahr, ab fünf Haushalten je 50 Euro, ab 25 je 25 Euro. Das ist schlecht für Nicole Duczek und ihre drei Nachbarhaushalte: sie müssten zusammen 400 Euro im Jahr zahlen, während Anwohner in längeren Straßen viel günstiger davon kämen. &bdquo;Über die Kostenstruktur kann man nachdenken", räumt Regener ein und betont, dass die aktuellen Gebühren für diesen Service längst nicht kostendeckend seien. Auf Antrag der CDU, der im Juni vom Betriebsausschuss einstimmig abgesegnet worden war, erarbeitet der ASP derzeit einen Katalog zur Ausweitung der Serviceleistungen, zum Beispiel für Senioren und Berufstätige. Externe Beratung wird noch gesucht, aber bis zum Jahresende soll das Konzept stehen. &bdquo;Bei großer Service-Nachfrage könnten die Gebühren eventuell sinken", sagt der stellvertrende ASP-Leiter. &bdquo;Ich kann nicht verstehen, warum die alte Regelung nicht solange beibehalten wird, bis das neue Konzept endgültig steht", ist Friedhelm Maßmann verärgert. Alle Kommunen haben die Branchenregel offenbar nicht in ihre Satzung übernommen. &bdquo;In Altenbeken zum Beispiel fahren die Müllwagen unverändert rückwärts", sagt seine Nachbarin Irmgard Buschmeier.

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