Paderborn. Bei eiskaltem Wind und Schneeregen ging am 2. Mai 1979 die Deponie auf der Alten Schanze in Betrieb. An dieses Datum erinnerte der heutige Betriebsleiter Martin Hübner am Donnerstag auf dem Flughafen in Büren. Mit einem Informations- und Theaterabend feierte der Eigenbetrieb Abfall Versorgung Entsorgung (AVE) sein 25-jähriges Bestehen. Denn von jenem Wintertag im Mai bis zur Gründung der AVE sollten noch fast 15 Jahre vergehen. Etliche Millionen Tonnen Abfall waren da schon eingelagert, fünf Millionen sollten es bis zum Deponierungsverbot am 31. Mai 2005 insgesamt werden.
Im Juli 1991 hat sich der Kreis Paderborn eine neues Konzept für die Abfallwirtschaft gegeben. Mit der Absicht einer weitreichenden Modernisierung, so Hübner in seiner Präsentation der Chronologie. Die Alte Schanze sollte zum modernen Entsorgungszentrum umgebaut, Biotonne, Gelber Sack und Papiercontainer eingeführt werden. Außerdem wurde eine neue Privatgesellschaft zur organisierten Verwertung und Entsorgung von Abfällen auf Kreisebene gegründet, die Paveg GmbH. 52 Prozent der Anteile hielt der Kreis, der Rest lag bei Privatbetrieben.
Mehr als 100 Millionen Euro wurden investiert
Im Oktober 1991 nahm sie unter dem Namen AVE GmbH ihre Arbeit auf, musste aber nach einem kartellrechtlichen Urteil des Düsseldorfer Oberlandesgerichts zwei Jahre später aufgelöst werden. Daraufhin gab der Kreistag grünes Licht für den Eigenbetrieb AVE. Heute beschäftigt das kommunale Unternehmen 27 Menschen und zwei Azubis. Wichtigste Aufgabe: „Ausbau und Betrieb des Entsorgungszentrums Alte Schanze in Paderborn-Elsen nach dem Stand der Technik", so Hübner.
Auf 149 Hektar werden dort 90 Hektar Deponiefläche bewirtschaftet. Seit Beginn der 1990er Jahre habe man mehr als 100 Millionen Euro investiert. Sickerwasser und Deponiegas werden aufgefangen, Grüngut wird kompostiert, es wurden Hallen für den Abfallumschlag gebaut. Das Gas wird in einem jüngst modernisierten Blockheizkraftwerk verbrannt, die Abwärme mit einem 1,7 Kilometer langen Leitungsnetz verteilt.
„Ausbau und Modernisierung ist ein ständiger Prozess", stellte Hübner fest. Allein 2018 wurde etwa ein überdachter Recyclinghof gebaut und die Deponie für Bauschutt und Bodenaushub erweitert. Diese ging 2015 in Betrieb. Wegen der anhaltenden Baukonjunktur nimmt sie seither hohe Mengen auf.
Ein Drittel der Abfälle wird verbrannt
Als der Kreistag im Dezember 2018 einen zentralen Kreisbauhof beschloss, kamen neue Aufgaben auf den AVE zu. Der Betrieb wurde damit beauftragt, das Acht-Millionen-Euro-Projekt bis 2022 umzusetzen. Durch den Bau zweier Windräder entwickle sich das Entsorgungs- zu einem „regenerativen Energiezentrum", so Hübner. Die Erlöse sollen helfen, die Abfallgebühren zu stabilisieren. Außerdem sollen die Gebäude der AVE mit Solarzellen aufgerüstet werden.
Zu den Kernaufgaben zählt Hübner auch die Information und Beratung zur Abfallvermeidung und -entsorgung. 2016 wurde die Gelbe Wertstofftonne eingeführt, die den Gelben Sack ersetzte. Zwei Drittel aller Abfälle im Kreis Paderborn werden stofflich verwertet, etwa ein Drittel wird verbrannt. Dazu ist die AVE seit 2017 zu drei Prozent an der Interargem beteiligt, die in Bielefeld und Hameln Müllverbrennungsanlagen betreibt. Das trage zur langfristigen Entsorgungssicherheit bei. Und dies zu vergleichsweise niedrigen Kosten: „Nach den alljährlichen Recherchen des Bundes der Steuerzahler NRW gehören die Städte und Gemeinden des Kreises Paderborn bei den Abfallgebühren wiederholt zu den günstigsten Kommunen im NRW-Vergleich." Wenn das kein weiterer Grund zu feiern ist.
INFORMATION
Paderborns Müll in Zahlen
2017 landeten knapp 39.000 Tonnen Restmüll in den grauen Tonnen des Kreises Paderborn. 24.000 Tonnen davon werden im Bielefelder Müllofen verheizt, der Rest in Zement- und Kraftwerksbetrieben.
Jeder Einwohner des Kreises hat 2017 fast 130 Kilogramm Müll und Sperrmüll produziert. Außerdem sammelte die AVE 120 Kilo Biomüll pro Einwohner ein. Drittgrößter Posten sind Pappe und Papier. Hier kamen 70 Kilo je Einwohner zusammen. In der Wertstofftonne landeten hingegen kaum 35 Kilo je Einwohner. Statistisch gesehen ist jeder außerdem für 24 Kilo Grünabfall, 21 Kilo Altglas und zwölf Kilo Elektroschrott verantwortlich. Zwei Drittel aller kommunalen Hausabfälle werden getrennt erfasst.