Paderborn

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In Paderborn gibt es jetzt die erste Kita auf einem Bauernhof

Seit diesem Sommer gehört Gemüse anpflanzen und auf Ponys reiten für 20 Kinder zum Alltag. Doch in der Tagesstätte "Bullabü" geht es nicht nur darum, das Umweltbewusstsein der Drei- bis Sechsjährigen zu fördern.

Tiere füttern: Johannes, Leonie und Mara sind vorsichtig, doch ihr Kindergarten-Esel freut sich über etwas Leckeres. | © Eva Mikolajczak

10.09.2019 | 10.09.2019, 20:31

Paderborn. Seit diesem Sommer gehört Gemüse anpflanzen, am Lagerfeuer sitzen und auf Ponys reiten für 20 Kindergartenkinder zum Alltag, denn am 1. August hat die Kindertagesstätte "Bullabü" eröffnet: Paderborns erste Bauernhof-Kita. Auf dem Gelände am Dörener Holzweg bringen Mitarbeiter der Seele-Stiftung Kindern die Natur nahe. Für Heike Seele, Leiterin der Seele-Stiftung, geht es dabei nicht nur darum, das Umweltbewusstsein der Drei- bis Sechsjährigen zu fördern.

"Die Kinder erwerben Sozialkompetenzen", sagt Seele. In dem Bauernhof-Kindergarten könnten die Kinder im Umgang mit den Tieren viel lernen. Mutig zu sein, sei etwa eine wertvolle Erfahrung für schüchterne Kinder, die sich zunächst nicht in die Nähe der Ponys wagen würden. Stürmische Kinder würden lernen, ruhig zu bleiben. Und auch, wann so ein Pony mal keine Lust auf Streicheleinheiten hat, lernten die Vorschulkinder nach kurzer Zeit.

"Am Anfang müssen sie sich mit den Tieren anfreunden", erklärt Seele, "wie Tiere sich verhalten, wissen die meisten ja noch nicht." Neben den drei schwarzen Ponys sind Esel, Ziegen Schweine, Hühner und auch mehrere Bienenvölker Teil des Konzepts. Von ihren Mitarbeitern erwartet Heike Seele darum besondere Kompetenzen. "Unsere Mitarbeiterinnen sind tierpädagogisch vorgebildet", sagt sie.

Das steht alles auf dem Programm

Der Umgang mit den Tieren macht den Kindern sichtlich Spaß, denn Obst für die Esel sammeln und Hasen füttern dürfen die Kinder jeden Tag. Doch die Pädagogen wollen den Kindern auch andere Möglichkeiten bieten, um Erfahrungen in der Natur zu sammeln. Los geht es darum mit einem gemeinsamen Treffen morgens an der Feuerstelle, danach ziehen die Kinder in Gruppen los. Holz sammeln oder Gemüse pflanzen gehören zu den Dingen, bei denen die Kinder helfen dürfen. Danach steht reiten, Tiere füttern oder freies Spiel auf dem Programm. Die Kinder könnten so die Natur kennenlernen, um sie wertzuschätzen, erklärt Seele.

Nach dem Mittagessen ist Zeit zum Ausruhen. Das modernisierte Wohngebäude sowie ein wohnlich eingerichteter und beheizter Container in unmittelbarer Nähe zu den Pferdeställen bieten Raum, um sich zurückzuziehen. "Die Kinder finden immer etwas, was sie tun können", ist Seeles Erfahrung, auch wenn sich auf dem Gelände kein Spielzeug finde, sondern nur das, was die Natur zu bieten habe.

Warum die Eröffnung lange unsicher war

Schon während der vergangenen drei Jahre stand die mit Obstbäumen bewachsene Wiese den Kindertagesstätten in der Umgebung offen, um einen Tag mit Ponys, Eseln, Schafen und Hühnern zu verbringen. Als die drei angrenzenden Hektar mitsamt Wohngebäude zum Verkauf standen, stand der Entschluss zur Eröffnung einer Kita auf dem Hofareal fest. Für nächstes Jahr freut sich Seele, dass es schon Anfragen für Betreuungsplätzen gibt. Dieses Jahr sei allenfalls noch Platz für Vorschulkinder.

Denkt Heike Seele an das letzte halbe Jahr, erinnert sie sich an einen langwierigen Prozess, in dem das Kita-Gebäude modernisiert und Auflagen mehrerer Behörden erfüllt werden mussten. So habe neben dem Jugend- und Bauamt etwa auch das Veterinäramt Voraussetzungen für die Genehmigung aufgestellt. Lange sei unklar gewesen, ob "Bullabü" rechtzeitig würde öffnen können. "Erst im Juli wussten wir: Das wird was", so Seele.