Es tut sich was am Steinhorster Becken in Delbrück

Delbrück-Steinhorst. Ein Besuch am Steinhorster Becken ist wie ein &bdquo;Nordseeurlaub light". Wind weht um die Nase, der Spazierweg führt übern Deich und die Blicke schweifen über lebendige Wasserflächen. Der Nordseevergleich stamme von einer Besucherin sagt Gerhard Lakmann – und er gefällt ihm sehr. Er ist der Mann, der vor Ort jeden Grashalm und vor allem jeden Vogel kennt. Lakmann ist Gebietsbetreuer der Biologischen Station Kreis Paderborn-Senne für das größte von Menschenhand geschaffene Biotop in NRW. Es befindet sich in Steinhorst kurz vor der Grenze zum Kreis Gütersloh. Die 82,6 Hektar, die einst intensiv genutzte Agrarflächen waren, sind seit Jahren eines der Top-Ziele im Kreis – für Ausflügler und besonders für Vögel zur Rast- und Brutzeit. Ornithologen reisen immer wieder an, um auf dem Flachwasser der Ems die Tiere zu beobachten. Auch derzeit gibt es viel zu sehen, denn gerade hat eine Serie von Arbeiten begonnen, die dank EU- und Landesgeldern unter dem Projektnamen &bdquo;Life" die Lebensräume von Wiesenvögeln schützen sollen. Auf Anfrage der NW erläutert Biologe Lakmann, was mit dem Fördergeld geschehen soll. &bdquo;Zunächst sind im östlichen Teilgebiet vier Kiesinseln entfernt und zwei aufgeschüttet worden. Die beseitigten Kiesinseln hatten keine Bedeutung für Vögel – und sie sind in Ufernähe sogar Brücken für den Waschbären." Der Waschbär ist eine Bedrohung für die Vögel am Steinhorster Becken. Sein Einfluss ist so groß, dass viele Arten laut Lakmann Probleme haben, überhaupt Nachkommen groß zu ziehen, weil sich die räuberischen Vierbeiner regelmäßig die Inhalte der Nester einverleiben. Auch deshalb gehört es zum Life-Programm, Waschbären Fallen zu stellen. Dies soll in enger Zusammenarbeit mit Jägern erfolgen. "Die Menschen stören hier überhaupt nicht" Während das Steinhorster Becken 1972 an der Ems als Hochwasserschutz angelegt und erst 1990 als Wasservogelreservat geflutet wurde, wird es heute als Naturschutzgebiet mit vielfältigen Vogelarten wahrgenommen. Besonders die Vögel auf ihrem Zug aus nördlichen und arktischen Gefilden lieben die weite Fläche. Aktuell ist der Wasserstand bewusst abgesenkt worden, damit zum Beispiel Schnepfenvögel die Schlammbänke nach Nahrung abstochern können. Weil sich aber nicht nur Fachleute und Hobby-Vogelkundler am Anblick großer und kleiner Flieger erfreuen, ist auch die Zahl der Spaziergänger auf dem 4,5 Kilometer langen Rundweg ums Steinhorster Becken konstant hoch. In Lockdownzeiten war der Besucherparkplatz oft überfüllt und die beiden Beobachtungstürme beliebte Ziele für Familien. Die Naturschützer haben nichts gegen den Rummel. Ganz im Gegenteil. &bdquo;Die Menschen stören hier überhaupt nicht. Wir freuen uns, dass sie kommen", sagt der Delbrücker Lakmann. &bdquo;Sie bleiben auf dem Weg, kommen den Vögeln nicht zu nah. Die Fluchtdistanz der Tiere hat sich deutlich verringert, sodass sie gut beobachtet werden können." Gute Nachricht für alle Besucher: Damit künftig der Blick auf die Vögel und ihr Treiben noch besser möglich ist, sollen 2022 am westlichen Arm der Ems Büsche und Bäume entfernt werden, die auf Inseln im Flachwasser wachsen. Ihre Abholzung dient laut Lakmann aber nicht in erster Linie den Menschen, sondern den Tieren. &bdquo;Die brütenden und rastenden Vögel suchen speziell offene Flächen im Flachwasser, um Feinde im Blick zu haben. Wenn wir den Bewuchs entfernen, wächst die potenzielle Fläche, auf der sie sich niederlassen können." Das Steinhorster Becken soll eben auch zukünftig ein Top-Ziel im Kreis Paderborn bleiben.

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