Büren

Der zweite Turm der Wewelsburg ist fast fertig

Das Gerüst ist verschwunden. Jetzt stehen am Wahrzeichen im Kreis Paderborn nur noch wenige Restarbeiten an.

Das fleckige Erscheinungsbild am Turm in Büren ist gewollt, um den ertüchtigten Originalputz zu erhalten und zu zeigen. | © Kreismuseum Wewelsburg

27.11.2019 | 27.11.2019, 10:00

Büren-Wewelsburg. Der Blick aufs Gemäuer der Wewelsburg ist wieder frei. Kein Baugerüst stört mehr den Anblick des Kreis-Wahrzeichens, in dem auch das Kreismuseum untergebracht ist. Die Sanierung des Südostturms ist nach Angaben des Kreises Paderborn nahezu abgeschlossen. Beide südlichen Türme hatten saniert werden müssen, weil die Witterung dem über 400 Jahre alten Schloss zugesetzt und die Bausubstanz stark angegriffen hatte. Neu an der Burg sind nicht nur Teile der Außenansicht, sondern auch ein Bronzemodell, das Besuchern einen besonderen Überblick beschert.

Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg ließ die Wewelsburg von 1603 bis 1609 in ihrer charakteristischen dreieckigen Form als Renaissanceschloss erbauen. 1933 bis 1945 geriet das Schloss in den Fokus von Heinrich Himmler, Reichsführer der SS, der die Anlage zu einer zentralen Versammlungsstätte für die SS ausbauen wollte. Umgesetzt werden sollten diese Pläne von Häftlingen eines extra für die Bauvorhaben eingerichteten Konzentrationslagers. Die SS ließ Teile des Putzes abschlagen, um das Bauwerk trutziger wirken zu lassen. Am 2. April 1945 befreiten amerikanische Soldaten die KZ-Häftlinge, nachdem ein SS-Sprengkommando versucht hatte, die Wewelsburg zu zerstören. Bei diesen Sprengungen entstanden tiefe Risse im Mauerwerk.

Bei den Untersuchungen der beiden Südtürme stellte sich heraus, dass großflächige historische Putzflächen vorhanden waren. Bei der Sanierung des Südwestturms wurde darauf geachtet, den wertvollen Originalverputz aus dem 17. Jahrhundert so gut wie möglich zu erhalten. Bei diesen Arbeiten wurde der Originalputz am zweiten Turm entdeckt.

Dunkler Tarnanstrich wieder sichtbar

In Absprache mit den Denkmalpflegern und Restauratoren fiel die Entscheidung, diesen bei der Fassadensanierung zu erhalten. Kleinere Flächen sind überputzt, große, zusammenhängende Putzflächen konservatorisch ertüchtigt und in den neuen Putz integriert worden. Diese sind deutlich erkennbar. Zum Teil sind sie mit jenem dunklen Tarnanstrich überzogen, den Himmler von den KZ-Häftlingen anbringen ließ, um die Burg vor feindlichen Fliegern im zweiten Weltkrieg zu verbergen. „Das erklärt das fleckige Gesamtbild des neuverputzten Südostturms", wird Museumsleiterin Kirsten John-Stucke in der Mitteilung zitiert.

Museumsleiterin Kirsten John-Stucke (v. l.), Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow, Sarah Stephan von der Bezirksregierung und der stellvertretende Landrat Hans-Bernd Janzen. - © Johannes Büttner
Museumsleiterin Kirsten John-Stucke (v. l.), Bürens Bürgermeister Burkhard Schwuchow, Sarah Stephan von der Bezirksregierung und der stellvertretende Landrat Hans-Bernd Janzen. | © Johannes Büttner

Für ein neues Besuchererlebnis sorgt nun das neue Bronzemodell der Wewelsburg. Es bietet laut Kreis auch Menschen mit Behinderung eine gute Möglichkeit zur Information. So können Rollstuhlfahrer nah an das Modell heranfahren und Menschen mit Sehbehinderungen haben durch die aufgetragene Blindenschrift die Möglichkeit, sich zu informieren. Die Kosten der Herstellung waren mit mehr als 30.000 Euro kalkuliert worden. Aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung floss eine Förderung von 80 Prozent.

Das 80 Kilogramm schwere und fest eingearbeitete Bronze-Tastmodell, das seit 2017 vor dem ehemaligen Wachgebäude steht, wurde in der jüngeren Vergangenheit Opfer einer Zerstörung. Zunächst scheiterten Diebe daran das Modell zu stehlen, dann wurde ein Teil des Modells abgebrochen. Zudem kam es zu weiteren Schabeschädigungen.