„Hotspot für Artenvielfalt“: Wie die Große Aue die Landschaft in Rahden verändert

Rahden. Als die Planungen vorgestellt wurden, gab es nicht nur Zustimmung. Die Große Aue sollte renaturiert werden. Das, so wähnten in den 1980er-Jahren es zahlreiche Landwirte in Rahden, würde ihre Felder vernässen und absaufen lassen. Erinnerungen an die großen Hochwasser der 1950er-Jahre wurden beschworen, als Teile des Nordkreises unter Wasser standen. Trotzdem begann vor 35 Jahren das Projekt Aue-Renaturierung. Wie hat sich das Projekt entwickelt? Winrich Dodenhöft hat für die Rahdener Grünen einen Kalender vorgestellt, der die Menschen durch das Jahr 2025 begleitet und mit vielen Fotos Einblicke in ein Naturschutzgebiet von regionaler und europäischer Bedeutung gibt. &bdquo;Unsere ganzen Fließgewässer wurden in den 1960er-Jahren kanalisiert“, sagt Winrich Dodenhöft. Die Kleine und die Große Aue oder auch der Diekfluss seien tiefergelegt und kanalisiert worden. Es sei damals darum gegangen, das Wasser schnell loszuwerden. Auch im Lübbecker Land seien umfangreiche Grabensysteme und Entwässerungen entstanden. &bdquo;Heute will man diese Entwicklung wieder umkehren“, merkt Dodenhöft an. &bdquo;Das kostet wahnsinnig viel Geld, die Fehler der Vergangenheit zu beseitigen.“ Winrich Dodenhöft gehörte von 1984 bis 1989 dem Kreistag an und erinnert sich an den Start des Projektes &bdquo;Aue-Renaturierung“. Die Grünen hätten das damals eingebracht. Bescheiden sei damals ein kleines Gebiet an der Kleinen Aue vorgestellt worden. Das habe ja später die Stadt Espelkamp aufgegriffen. Das Hochwasser transportiert viele Samen Nach der Vorstellung der Idee damals habe der damalige Minden-Lübbecker Oberkreisdirektor Rolf Momburg den Vorschlag der Grünen aufgegriffen und das nach Düsseldorf weitergegeben. Es sei dann ein großer Arbeitskreis gegründet worden und das Land NRW sei in das Projekt eingestiegen. Dann fiel vor 35 Jahren im Bereich an der Varlheider Straße der Startschuss. Dodenhöft: &bdquo;Der damalige Minister Klaus Matthiesen setzte 1989 den ersten Spatenstich.“ Lesen Sie auch: Grün statt Wasser: An der Großen Aue in Rahden herrscht Ebbe Eigentlich hätte die Renaturierung an der L770 beginnen sollen, aber hier hätten die Grundstücke nicht zur Verfügung gestanden. Bei der Renaturierung sei versucht worden, das Flussbett entsprechend des historischen Verlaufs zu gestalten, so Dodenhöft. Der kurvenreiche mäandernde Lauf der alten Aue sei auf alten Karten noch dargestellt. Flussbetten würden sich ja auch ändern, so der Naturschützer und Ratsherr. Im Gebirge verändere sich das Flussbett durch Steine und Felsen, im Flachland durch umgestürzte Bäume. &bdquo;Ein Flussbett ist nicht statisch, das macht die Natürlichkeit aus.“ &bdquo;Ich kann mich noch erinnern: Der erste Bauabschnitt war ein Maisacker“, blickt Dodenhöft zurück. &bdquo;Nach der Maisernte begannen die Arbeiten.“ Im Winter habe es dann Hochwasser gegeben und das habe auch die noch rohen Flächen überschwemmt. &bdquo;Und im nächsten Frühjahr wuchsen hier dann Weiden und Erlen – als ob man sie gesät hätte.“ Durch das Hochwasser seien die Samen transportiert worden, sagt Dodenhöft. Es sei der Vorteil eines Fließgewässers, dass sich die Natur das schnell zurückhole, was da hingehöre. Verschwundene Pflanzen und Tiere kehren zurück Im Lauf der Jahre sei an der renaturierten Großen Aue auch ein Auenwald entstanden, freut sich Winrich Dodenhöft. &bdquo;Das war früher üblich an der Aue.“ Feuchtigkeit sei ausreichend vorhanden. Es gebe keine Probleme mit Trockenheit. &bdquo;Eine hundertprozentige Renaturierung wäre es, den Kanal zuzuschütten und das Wasser durch das neue Flussbett zu leiten.“ Dadurch, so sagt es Dodenhöft, käme noch mehr Dynamik in das Fließgewässer. Bezüglich der Dynamik sei der erste Abschnitt in Varlheide noch gut. Weiter in Richtung Pr. Ströhen aber fehle es an der Dynamik, die Fließgeschwindigkeit sei zu gering. Dodenhöft: &bdquo;Deshalb wäre die richtige Lösung gewesen, den Kanal zuzuschütten.“ So wie sich die renaturierte Aue nun zeige, sei es ein Kompromiss gewesen. &bdquo;Trotzdem ist es eine unglaubliche Bereicherung für unsere Landschaft.“ Die Pflanzen und Tiere, die es nun hier wieder gebe, seien zuvor verschwunden gewesen. &bdquo;Naturnahes Gewässer bedeutet Leben“, betont Winrich Dodenhöft. Das fange bei Insekten an und dann kämen die Frösche, Molche, Vögel und weitere Arten. &bdquo;Es ist ein Hotspot für Artenvielfalt.“ Zudem sei die renaturierte Aue auch ein Beitrag für den Hochwasserschutz. Im vergangenen Winter habe viel Wasser an der Aue gestanden. Der naturnahe Bereich der Aue sei durch Dämme vom Ackerland abgegrenzt. Rund 250 Hektar seien als Polder angelegt, sagt Dodenhöft. &bdquo;Und auf 250 Hektar kann man schon einiges an Wasser speichern.“ Lesen Sie auch: Große Aue - Wenn Arten im Schutzgebiet aussterben Dieser Effekt sei vor 35 Jahren noch nicht im Fokus gewesen. Heute sei das ein wichtiges Thema, das Wasser zu halten und Hochwasserschutz zu haben. Das sei ähnlich wie bei Mooren, wo man nun feststelle, dass Moore als CO2-Speicher und für die Wasserrückhaltung wichtig seien. Mit vielen Fotos zeigt Dodenhöft im Kalender der Rahdener Grünen für 2025, welche Vielfalt an Pflanzen und Tieren es heute an der renaturierten Großen Aue gibt. Erhältlich ist der Kalender im Rahdener Grünen-Büro, im Geschäft &bdquo;Das Buch“ und bei Tabak/Reisen Durnio sowie in Espelkamp in der Buchhandlung Lienstädt & Schürmann. Der Erlös aus dem Verkauf soll für Naturschutz-Projekte gespendet werden.

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