Naturschutz: Sollten in Rahden noch große Baugebiete ausgewiesen werden?

Rahden. Die Stadt Rahden will auch in Zukunft neues Bauland für Wohnhäuser und Firmen ausweisen. Im Entwurf des Regionalplans sind entsprechende Flächen eingetragen. Menschen sollen aus Sicht der Stadt auch künftig in Rahden bauen können, Firmen sich hier niederlassen können. Eine maßvolle Entwicklung möchten auch die Grünen. Die im Regionalplanentwurf genannten Flächen aber seien &bdquo;völlig überzogen“, sagt Winrich Dodenhöft. Grüne, FDP und SPD in Rahden wollen darüber sprechen, wie Baugebiete in Rahden künftig nachhaltiger und ökologischer werden. Sollten in Rahden überhaupt noch große neue Baugebiete ausgewiesen werden? Ist überhaupt noch mit einem Bau-Boom zu rechnen? Im Gespräch mit der NW äußert sich Dodenhöft dazu. "Es geht an die Substanz der Landwirte" Im Landesentwicklungsplan habe die Versiegelung von Flächen begrenzt werden sollen, merkt Dodenhöft an. Das aber sei von der CDU/FDP-Landesregierung wieder gestrichen worden. &bdquo;Es geht inzwischen an die Substanz auch der Landwirte.“ Es sei enorm, was jeden Tag an landwirtschaftlicher Fläche verloren gehe. Der Regionalplan, über den auch in Rahden lange gesprochen wurde, ist nach Einschätzung Dodenhöfts &bdquo;noch nicht endgültig durch“. Die Städte und Gemeinden hätten bei der Anmeldung des Bedarfs an Wohnbauland und Gewerbefläche noch einmal richtig zugeschlagen. &bdquo;Rahden hat einen Bedarf für Wohnbau- und Gewerbefläche angemeldet, der völlig überzogen ist.“ Neues Stadtviertel in Planung Neue Wohngebiete sind aus Sicht der Stadt vor allem in Rahden und Kleinendorf vorstellbar. Aktuell ist ein neues Stadtviertel zwischen Osnabrücker Straße, B 239 und der Mühlenfeld-Siedlung in Planung. Auf gut zwölf Hektar sollen Dutzende Einfamilienhäuser, mehrere Mehrfamilienhäuser und ein neuer großer WEZ-Markt entstehen. Neue Gewerbefläche ist nicht nur anschließend an das Gewerbegebiet Rahden-Süd vorstellbar. Auch den Bereich, der von der Osnabrücker Straße im Westen, der B 239 im Osten und der Sudriede im Süden begrenzt wird, könnte aus Rathaus-Sicht Gewerbegebiet werden. Derzeit zählt diese Fläche aber zu den Flächen, die dem Kreis und den Mühlenkreiskliniken als Standort für ein mögliches neues Klinikum im Lübbecker Land angeboten waren. Chancen dabei hatte das Areal nicht. Um das interkommunale Gewerbegebiet ist es still geworden Gemeinsam mit den Nachbarn in Espelkamp war über ein großes interkommunales Gewerbegebiet auf beiden Seiten der Stadtgrenze Rahden/Espelkamp gesprochen worden. Um dieses Thema ist es still geworden. Im Prinzip seien interkommunale Gewerbegebiete in Ordnung, merkt Dodenhöft an. Es gebe dafür gute Beispiele – etwa an der B 239 in Kirchlengern. Hinsichtlich von Gewerbeflächen sei Espelkamp ziemlich am Limit. Die B 239 sei zwischen dem Wiehengebirge und Rahden weitgehend zugebaut. Laut Naturschutzbehörden sollten einige Schneisen frei bleiben – ebenso wie die bislang nicht bebauten Bereiche südlich des Kanals in Lübbecke, die Überschwemmungsgebiet seien. Auch laut Landschaftsplan sollten die noch freien Flächen in Espelkamp frei bleiben, sagt Dodenhöft. Spekulanten kaufen Flächen auf &bdquo;Aber der Flächenfraß geht weiter, allen Sonntagsreden zum Trotz.“ Es müsse ein grundsätzliches Umdenken einsetzen, auch im Gewerbe, fordert der Rahdener Grünen-Ratsherr. In bestimmten Bereichen könne etwa auf mehreren Etagen gearbeitet werden, das verbrauche dann nicht so viel Fläche. In der Schwerindustrie sei das eher schwierig, räumt Dodenhöft ein. In der Elektroindustrie etwa sei das aber machbar. &bdquo;Mit unserer Ressourcen müssen wir sparsam umgehen. Dazu gehören auch Grund und Boden.“ Dodenhöft versteht nach eigenen Angaben in diesem Punkt die Landwirte nicht. Sonst gingen sie gegen alles vor, aber gegen den Flächenfraß gebe es kaum Widerstand. &bdquo;Und der Boden ist doch ihr Kapital.“ Flächen seien mittlerweile Spekulationsobjekt. Aber rund 60 Prozent gehörten gar nicht mehr Landwirten, sondern seien von Spekulanten und Konzernen aufgekauft worden. "Wasserknappheit fällt uns auf die Füße" Hinzu komme die zunehmende Wasserknappheit. &bdquo;Die radikale Entwässerung mit den tiefen Gräben und Drainagen fällt uns heute auf die Füße“, sagt Dodenhöft. Die Natur verzeihe nichts. Viele Fehler der Vergangenheit zu beheben, sei entweder gar nicht möglich oder koste viel Geld. Was das nun für die Entwicklung vor Ort heißt? Der Bürgermeister habe wiederholt darauf verwiesen, dass das Neubaugebiet an der Osnabrücker Straße bei der Energieversorgung auf dem neuesten Stand sein sollte, sagt Dodenhöft. Inzwischen sei er etwas zurückgerudert. &bdquo;An der Weher Straße werden fast nur noch die großen Klötze gebaut.“ Das seien Investoren, die Geld anlegten. Ob den Bürgern das Geld für den Eigenheimbau ausgeht? &bdquo;Das sieht so aus“, meint Winrich Dodenhöft. Würden die Baupreise weiter so steigen und wenn nun auch die Zinsen wieder steigen, dann werde das sehr schwierig. In der Folge müsse sich eine Stadt wie Rahden die Frage stellen, &bdquo;ob auf Dauer überhaupt noch Bedarf für große Baugebiete besteht“. Die Tendenz deute auch nicht auf einen großen Anstieg der Einwohnerzahl hin, merkt Dodenhöft an. &bdquo;Dass im Kernbereich Wohnraum entsteht, das macht Sinn.“ Im Ortskern müsse man verdichten, aber nicht immer weiter in die Fläche gehen, vertritt Dodenhöft. In künftigen Baugebieten müsse man auf erneuerbare Energien setzen. Eine gemeinsame Geothermie-Anlage mit Fernwärmeleitung sei für alle eine günstige Lösung. Das müsse durch Photovoltaik und entsprechende Speichertechnik unterstützt werden. "Auf schwarzen Pflastersteinen kann man im Sommer Spiegeleier braten" Schottergärten sollten grundsätzlich verboten werden, sagt Dodenhöft. Derzeit gebe es bei Häusern einen Trend zu schwarzen Pflastersteinen. &bdquo;Die Krönung“, so der Grünen-Ratsherr. Im Sommer könne man darauf Spiegeleier braten. Zudem fordert er, dass die vorgegebene Begrünung auch umgesetzt und kontrolliert werde. &bdquo;Wenn eine Ausgleichsmaßnahme vorgegeben ist, macht sich das auf dem Papier gut“, meint der Grünen-Ratsherr. &bdquo;Aber in der Realität wird so gut wie nichts davon umgesetzt.“ In Tonnenheide etwa werde für die Siedlung eine Eingrünung zur Landschaft hin gefordert. Es würden aber keine Pflanzen wie Hochstamm-Obstbäume gepflanzt. &bdquo;Es wird nichts gepflanzt oder nur etwas Friedhofsgrün.“ Die Stadt solle mit gutem Beispiel vorangehen, aber das tue sie nicht unbedingt, sagt Dodenhöft und verweist auf den Kirschlorbeer am Wohnmobil-Stellplatz.

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