22-Jähriger rast mit 128 km/h durch den Ort - und bekommt die Quittung

Espelkamp/Rahden. Ein 22-Jähriger soll im vorigen August seine Sorgfaltspflicht beim Führen eines PKWs im Straßenverkehr verletzt haben. Die Staatsanwaltschaft warf dem jungen Mann vor, Auto gefahren zu sein, obwohl er wegen Alkohol und anderer berauschender Mittel fahruntüchtig gewesen sei. Aufgefallen war der Espelkamper gegen Mitternacht einer Polizeistreife. Der Angeklagte wollte sich jetzt im Rahdener Amtsgericht zu Sache nicht äußern. Sein Verteidiger erklärte: Bei der Polizeikontrolle sei auf ein Zittern seines Mandanten abgestellt worden. &bdquo;Mein Mandant leidet unter einem Ruhetremor. Das ist ärztlich festgestellt." Das Zittern der Hände nehme unter Anspannung zu, obwohl er medikamentiert sei. &bdquo;Das hat mit einem Cannabiskonsum nichts zu tun", betonte der Rechtsanwalt. Auf eigene Initiative habe sein Mandant im Februar eine Haarprobe veranlasst. Die Laboranalyse auf Drogen sei negativ ausgefallen. Weil seine Fahrerlaubnis von den Behörden im vorigen August vorläufig eingezogen worden sei, habe sein Mandant seinen Job als Verkaufsfahrer verloren, berichtete der Verteidiger. Polizeistreife beobachtete verdächtige Fahrt An besagtem Abend sei ihnen auf einer Streifenfahrt ein Fahrzeug mit augenscheinlich deutlich mehr als der erlaubten 50 km/h aufgefallen, erinnerten sich die als Zeugen geladenen Polizisten. Es sei nicht gelungen aufzuschließen. &bdquo;Unser Tacho zeigte 128 km/h an", erzählte der Mitarbeiter der Polizei Minden-Lübbecke. An der Wohnungsanschrift hätten sie den Angeklagten schließlich anhalten können. Bei der Kontrolle von Führerschein und Fahrzeugpapieren hätten sie Alkohol in der Atemluft und weitere Auffälligkeiten festgestellt. Der Angeklagte habe relativ starke Schweißbildung auf der Stirn gezeigt und seine Hände hätten gezittert. &bdquo;Zunächst dachte ich, das ist vielleicht die Aufregung, aber das Zittern blieb bestehen", erklärte der Polizist. Sein Kollege ergänzte, ihm sei aufgefallen, dass die Augenlider geflattert hätten, die Pupillen kaum Reaktion zeigten, die Augen sehr glasig und die Bindehäute gerötet gewesen seien. &bdquo;Das deutet auf Drogen hin", sagte der Polizist. Darum sei eine Blutprobe auf der Wache angeordnet worden. Das Ergebnis verlas Richterin Mothes: Festgestellt wurden 0,18 Promille Alkohol und verschiedene Substanzen berauschender Mittel. "Strecke nicht für diese Geschwindigkeit ausgelegt" Besagte Straße sei bei Nacht nicht so stark frequentiert, erklärte der Polizist. Jedoch würden sich dort eine Schule und ein Sportplatz und im weiteren Verlauf ein Jugendzentrum befinden, sodass durchaus auch abends und nachts mit Personenverkehr zu rechnen sei. Zudem sei der Bereich neben der Straße durch Bäume schlecht einsehbar. Aufgrund der besonderen Situation gelte dort zwischen 7 und 17 Uhr eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h und sonst von 50 km/h. Fahrunsicherheiten seien ihnen trotz des hohen Tempos aufgefallen, berichtete der Polizist. &bdquo;Die Strecke ist nicht für diese Geschwindigkeit ausgelegt." Dafür sei der Angeklagte noch relativ sicher gefahren. &bdquo;Er hat uns gesagt, er sei 85 bis 90 km/h gefahren, als er das letzte Mal auf den Tacho geschaut habe." Führerschein gab es noch im Gericht zurück Zittern, Augenlidflattern, Pupillenreaktion und Schweiß ließen nicht automatisch auf Fahruntüchtigkeit schließen, vertrat der Verteidiger. &bdquo;Mein Mandant entbehrt seit August seine Fahrerlaubnis. Er hat einen Abstinenznachweis geführt", erinnerte der Rechtsanwalt. Er könne sich eine Einstellung des Verfahrens gegen eine Auflage vorstellen. Die Staatsanwältin zögerte. Sie stelle eine deutlich gesteigerte Risikobereitschaft bei dem Angeklagten fest. Besser als eine Geldauflage fände sie Arbeitsstunden. Er könne seinen alten Job wiederbekommen, gab der Espelkamper zu bedenken. Richterin Mothes und die Staatsanwältin waren letztlich damit einverstanden, dass Verfahren einzustellen gegen Zahlung von 1.000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung. Seinen Führerschein erhielt der 22-Jährige noch im Gerichtssaal zurück.

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