Alkoholisierter greift erst Freundin, dann Polizei an: Preußisch Oldendorfer vor Gericht

Rahden/Espelkamp/Preußisch Oldendorf. Im Sitzungssaal des Rahdener Amtsgerichtes gibt es einen großen Bildschirm. Bei der Größe würde jeder Fußballfan sich freuen, auf dem Bildschirm Spiele seines Vereins zu sehen. Der Bildschirm des Amtsgerichts wird allerdings nur genutzt, wenn es etwa um Dokumente geht, die für ein Strafverfahren relevant sind. Ein 53-jähriger Mann aus Preußisch Oldendorf konnte sich nun als Hauptdarsteller eines Videos sehen, das über den Bildschirm des Gerichts flimmerte. Angeklagt war der Preußisch Oldendorfer wegen Sachbeschädigung sowie wegen Widerstands und Angriffs gegen Vollstreckungsbeamte. Auch Sachbeschädigung wurde ihm vorgeworfen. Mitte Dezember 2023 soll der Pr. Oldendorfer laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld mit seiner damaligen Freundin den Weihnachtsmarkt in Espelkamp besucht haben. Mit der Frau soll der Mann in Streit geraten und dann laut Anklage die Tür einer Textilpflege eingetreten haben. Die damalige Freundin soll die Polizei gerufen haben. Als die eintraf, soll der Mann immer aggressiver geworden sein und nur mit erheblichem Aufwand zu fixieren gewesen sein. Er soll laut Anklage in Richtung der Beamten gespuckt und sie während der Fahrt zum Gewahrsam nach Minden mehrfach beleidigt haben. Am Gewahrsam angekommen soll der Mann versucht haben, in Richtung der Beamten zu treten. Knapp zwei Stunden später wurde bei der Untersuchung bei dem Pr. Oldendorfer ein Wert von 1,85 Promille festgestellt. Stolpern statt Tritt gegen Ladentür Allzu viel könne sein Mandant nicht sagen, weil der stark alkoholisiert gewesen sei und sich nur bruchstückhaft erinnere, sagte Rechtsanwalt Sven Kupka als Verteidiger des Pr. Oldendorfers. Sein Mandant könne sich nicht vorstellen, gezielt gegen die Tür des Ladenlokals getreten zu haben. Nach Darstellung des Anwalts will der Pr. Oldendorfer eher gestolpert und gegen die Tür gestoßen sein. Anklage-Vertreterin Schwagmeier fragte, ob dieser Schaden beglichen worden sei. Das verneinte der Angeklagte. Schadensnachweise seien mehrfach angefordert worden, bislang aber noch nicht gekommen, merkte Richter Bastian Janotta dazu an. Zur Tatzeit dürfte sein Mandant rund zwei Promille intus gehabt haben, merkte Anwalt Kupka an und deutete eine verminderte Schuldfähigkeit wegen der erheblichen Alkoholisierung an. Das Video der Polizei-Bodycam sei eindeutig. &bdquo;Es war echt eine Mist-Aktion“, so der Anwalt. Sein Mandant schäme sich dafür. Bei früheren Verhandlungen wegen Widerstands und Angriffs auf Vollstreckungsbeamte hatten sich Angeklagte im Gerichtssaal bei den betroffenen Polizeibeamten entschuldigt. Das war bei der Verhandlung gegen den Pr. Oldendorfer nicht zu hören. Lesen Sie auch: Polizeimeldungen Kreis Minden-Lübbecke &bdquo;Er verhielt sich unter aller Sau“ Die damalige Freundin sei wohl von dem Pr. Oldendorfer geschlagen worden, erinnerte sich einer der beiden Polizeibeamten an den Einsatz in jener Nacht in Espelkamp. Er bestätigte die Darstellung der Anklage, wonach der Pr. Oldendorfer immer aggressiver geworden sei. Wegen der Spuck-Versuche sei dem Mann eine Spuckhaube aufgesetzt worden. &bdquo;Er verhielt sich unter aller Sau“, sagte der Beamte. Während der Fahrt zum Gewahrsam wäre der Mann kaum zu beruhigen gewesen. Ob der Angeklagte Ausfallerscheinungen gehabt habe, fragte Richter Janotta. Dazu der Beamte: &bdquo;Er war rotzevoll.“ Der Polizist berichtete auch von den Trittversuchen des Pr. Oldendorfers gegen die Beamten, als diese ihn am Gewahrsam aus dem Streifenwagen holen wollten. Das war dann anschließend auch auf dem Video der Body-Cam des Beamten zu sehen, das auf dem Bildschirm im Gerichtssaal abgespielt wurde. Das Video zeigte, wie der Mann anscheinend versuchte, in Richtung der Gesichter der Polizisten zu treten. Zelle mit Kot beschmiert Der zweite Beamte, der bei dem Einsatz dabei war, bestätigte ebenfalls den Anklage-Vorwurf. &bdquo;Mein Freund hat mir wieder eine geballert“, habe die damalige Freundin gesagt. In aller Öffentlichkeit habe der Pr. Oldendorfer die Frau beleidigt, sagte der Beamte. Ihn zu fixieren sei schwer gewesen, weil der Mann sich gewehrt habe. Als der Pr. Oldendorfer dann gehört habe, dass es für ihn ins Polizeigewahrsam nach Minden gehe, habe er die Beamten überreden wollen, ihn laufenzulassen. Die Zelle im Gewahrsam habe der Mann dann mit Kot beschmiert. Mit dem Gesetz war der Pr. Oldenorfer bereits in Konflikt geraten – wegen Nötigung, Trunkenheit im Straßenverkehr und vorsätzlicher Trunkenheit in Tateinheit mit vorsätzlichem Fahren ohne Führerschein. Der arbeitslose Mann gab gegenüber Richter Janotta an, aus psychologischen Gründen derzeit krankgeschrieben zu sein. Der Verteidiger verwies darauf, dass der Vorfall knapp eineinhalb Jahre zurückliege, der Mann &bdquo;voll“ gewesen sei und sprach von &bdquo;Abwehrhandlungen“. Sicherlich sei das Verhalten nicht in Ordnung gewesen, so Anwalt Kupka. Er regte eine Einstellung des Verfahrens gegen Auflagen an. Das aber lehnte Anklage-Vertreterin Schwagmeier deutlich ab. Zwei Anträge und ein Urteil Sie forderte acht Monate Freiheitsstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden sollten. Zudem beantragte sie neben 2.000 Euro Geldauflage, dem Mann einen Bewährungshelfer zur Seite zu stellen. Es müsse der Öffentlichkeit klar gemacht werden, dass so ein Verhalten bestraft werde. Die Polizei habe ohnehin einen schweren Job und brauche nicht noch etwas wie das Verhalten des Angeklagten. Der müsse zusehen, sein Alkoholproblem in den Griff zu kriegen. Der Anwalt beklagte, dass eine verminderte Schuldfähigkeit von der Staatsanwaltschaft nicht betrachtet worden sei. Hinsichtlich des Widerstands seines Mandanten gegen die Polizisten sprach der Anwalt von einem &bdquo;Ur-Instinkt“, als mehrere Beamte ihn aus dem Auto holen wollten. Er wolle den Vorfall nicht kleinreden, nur die Sicht des Angeklagten verstehen, sagte der Anwalt und beantragte 60 Tagessätze zu 30 Euro. Richter Janotta verhängte 150 Tagessätze zu 70 Euro. Mangelnde Erinnerung könne man niemanden vorwerfen. Der Richter sprach von einer verminderten Schuldfähigkeit wegen der Alkoholisierung. Ob er das Urteil annimmt oder nicht, das ließen der Pr. Oldenorfer und sein Anwalt im Gerichtssaal offen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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