Drohte Espelkamperin mit Säure-Anschlag: 46-Jähriger zum 29. Mal verurteilt

Rahden/Espelkamp. Eine Espelkamperin und ein heute in Lage (Landkreis Lippe) wohnender 46-jähriger Mann waren mal liiert. Es gibt gemeinsame Kinder. Irgendwann muss es aber vorbei gewesen sein mit der Liebe. Mittlerweile soll es ganz anders aussehen zwischen den beiden. Der Mann stand nun in Rahden vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld warf ihm Nachstellung, Beleidigung und Bedrohung vor. Wiederholt soll der Mann seiner Espelkamper Ex-Lebensgefährtin mit dem Tod gedroht haben. Richter Bastian Janotta sprach während der Verhandlung von einem &bdquo;vergifteten Verhältnis“. Am Ende der Verhandlung kassierte der Mann aus Lage seine 29. Verurteilung. Ab dem Mai 2022 soll der heute 46-Jährige aus Lage seine bisherige Lebensgefährtin aus Espelkamp angegangen sein. An einem nicht genau zu konkretisierenden Tag soll der Mann laut Anklage einen Besen in Richtung seiner bisherigen Lebensgefährtin geworfen haben. Die rief die Polizei, der Mann wurde der Wohnung verwiesen und das Paar trennte sich. Die Frau erwirkte Auflagen nach dem Gewaltschutzgesetz gegen ihren bisherigen Partner. Der durfte sich ihr nur bis auf 100 Meter nähern und es gab ein Kontaktverbot. Trotz des Wechsels der Telefonnummer erhielt die Frau Anrufe von ihrem Ex-Partner. Dem ging es laut Anklage der Staatsanwaltschaft Bielefeld darum, seine Ex-Partnerin möglichst umfassend zu diskreditieren und ihr Leben zu beeinflussen. Laut Anklage soll der Mann wiederholt an der Wohnung der Frau erschienen sein und dort geklingelt haben. Etliche Anrufe folgten über Monate. Allein an einem einzigen Tag soll es laut Anklage 150 Anrufe gegeben haben. Bei einem soll der Mann seiner Ex-Partnerin gedroht haben, ihr eine &bdquo;Neun-Millimeter-Kugel in den Kopf zu jagen“. Anwalt erinnert Angeklagten an Regeln vor Gericht An einem anderen Tag soll der Mann allein 30 Mails geschickt haben und in einer laut Anklage Sex eingefordert haben. Andernfalls, so seine Drohung, werde er sie nicht in Ruhe lassen. Wiederholt soll der Mann die Frau auch massiv beleidigt haben. Die Anklage berichtete auch von einem Vorfall, bei dem ein weißer SUV mit zwei unbekannten Männern am Haus der Frau vorbeigefahren sein soll, die sehen wollten, wo die bei diesem Anlass mit einer beleidigenden Bezeichnung versehene Frau wohne. Der Mann aus Lage soll der Espelkamperin laut Anklage außerdem gedroht haben, sie umzubringen und ihr Batteriesäure ins Gesicht zu kippen. Bei einer anderen Gelegenheit soll der Mann der Frau gedroht haben, mit einer drei Meter langen Stahlstange zu ihr zu kommen, um sie &bdquo;tot zu prügeln“. Zudem berichtet die Anklage von einer Drohung des Mannes, die Frau vor den Augen der Kinder &bdquo;abzuknallen“. Als Verteidiger war dem 46-jährigen Angeklagten aus Lage der erfahrene Bad Oeynhauser Anwalt Martin Lindemann beigeordnet worden. &bdquo;Es gibt vor Gericht gewisse Regeln, wie man sich benimmt“, sagte der Anwalt zu seinem Mandanten. Daran solle sich der Mann bitte halten. &bdquo;Nichts passiert außer Wortgefechten“ Der Angeklagte bestritt den Wurf mit dem Besen. Ein Vorfall, bei dem er die Frau am Arm angefasst haben soll, stellte der Angeklagte als Notwehr da, weil die Frau ihn nach seiner Darstellung mit einem Türstopper ins Gesicht schlagen wollte. Die Mails und Anrufe gab er zu – auch die laut Anklageschrift gegenüber der Frau ausgesprochenen Bedrohungen. &bdquo;Das war ich“, sagte der Mann. &bdquo;In Wirklichkeit ist nichts passiert außer Wortgefechten.“ Zudem, sagte der Angeklagte, soll seine Ex-Partnerin ihm geschrieben und ihn auch beleidigt haben. Zudem sei die Frau kein unbeschriebenes Blatt und soll nach Darstellung des Angeklagten in der Kindheit von einem ihr nahe stehenden Menschen missbraucht worden sein. &bdquo;Ich habe ihr gesagt: Was du als Kind erlebt hast, damit habe ich nichts zu tun“, sagte der Angeklagte gegenüber Richter Janotta. Immer wieder habe er Geduld aufbringen müssen und berichtete, dass seine Partnerin einmal nachts aus der Wohnung gegangen und über Stunden nicht wiedergekommen sei. Ein anderes Mal soll sie ihn angegangen sein, als er mit einem der Kinder auf dem Balkon einen Roller reparierte. Die Frau sei ausgerastet und habe unter anderem Teller nach ihm geworfen. Welches Motiv der Angeklagte nennt Als Grund für sein Verhalten nannte der Angeklagte die Sorge um die Kinder. Ob diese Sorge ihn dazu gebracht habe, die angeklagten Dinge zu tun, fragte Anwalt Lindemann. Das bejahte der Angeklagte. Die Sorge höre nicht auf. &bdquo;Ich spüre eine gewisse Aggression, die resultiert aus der Sorge um Ihre Kinder“, so Lindemann zum Angeklagten. Ob er die in der Anklage genannten Vorwürfe bestreite, fragte der Anwalt. Der Angeklagte verneinte. Nur den Besenwurf, das Klingeln und den Griff an den Arm bestritt er. Am Ende sei es nicht mehr so schön gewesen, sagte als Zeugin die 18-jährige Tochter der Frau. Sie nannte in dem Zusammenhang etwa Beleidigungen. Ganz am Anfang sei es schlimm gewesen, nun sei es schon besser geworden. Wegen des Geständnisses des Angeklagten musste die Frau nicht aussagen. Der Mann habe jüngst wieder eine Anordnung nach dem Gewaltschutzgesetz erhalten, sagte Richter Janotta. Wenn er mit etwas nicht einverstanden sei, solle er sich an das Familiengericht und an das Jugendamt wenden, so der Richter gegenüber dem Angeklagten. Anwalt Lindemann riet seinem Mandanten, sich deswegen bei einer Kollegin in Detmold zu melden. Welche Vorstrafen das Register nennt Mit dem Gesetz war der Angeklagte schon mehrfach in Konflikt geraten. Im Zentralregister werden Verurteilungen unter anderem wegen Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Beleidigung, Bedrohung und Steuerhinterziehung genannt. Der Mann saß bereits in Haft. Die Vielzahl der Vorstrafen sei das Problem, sagten die Staatsanwältin und Richter Janotta. Die 28 Vorstrafen müsse man berücksichtigen, sagte auch der Anwalt, der ein Jahr Freiheitsstrafe beantragte, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden sollten. Ein Bewährungshelfer sei eine sehr gute Idee. Ausführlich habe der Mann seine Motive geschildert. Die Staatsanwältin beantragte ein Jahr Freiheitsstrafe, die auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt werden soll. Ein Bewährungshelfer soll sich um den Mann kümmern und der Angeklagte soll 100 Sozialstunden leisten. Dem Antrag schloss sich Janotta an und verhängte als weitere Auflage ein Anti-Aggressions-Training. Der Richter sprach von einem &bdquo;letzten Schuss vor den Bug“. Bei einem Verstoß gegen die Auflagen werde die Bewährung widerrufen. Ob das Urteil rechtskräftig ist, blieb im Gerichtssaal offen. Ob er mit dem Urteil zufrieden sei, fragte Anwalt Lindemann seinen Mandanten. &bdquo;Nein“, antwortete der.

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