Polizei verfolgt Motorradfahrer durch Kirchlengern

Kirchlengern/Bünde. An einem Rennen müssen nicht zwingend mindestens zwei Personen oder Fahrzeuge teilnehmen. Auch allein kann ein Verkehrsteilnehmer ein Rennen fahren. So sieht es der Gesetzgeber. Ein 23-Jähriger musste sich jetzt vor Gericht deshalb verantworten, nachdem ihn Polizeibeamte im vergangenen März nur mit Mühe verfolgen konnten. Als Philipp S. (Name geändert) am frühen Abend des 16. März mit seinem Motorrad die Lübbecker Straße in Kirchlengern befuhr, übersah er offenbar, dass aus einer Seitenstraße zwei Polizeibeamte mit ihrem Einsatzwagen, ein Mercedes Vito, einbiegen wollten. &bdquo;Er fuhr in Richtung Rathaus die Lübbecker Straße hoch und gab meiner Ansicht nach dabei Vollgas“, sagte einer der beiden Polizisten, die im Prozess jetzt als Zeugen aussagten. Doch darum, wie schnell der 23-Jährige tatsächlich gefahren sein könnte, entbrannte im Verlauf der Verhandlung eine Diskussion zwischen Richterin, Verteidigung und Zeugen. Lesen Sie dazu auch: Verfolgungsjagd: Motorrad-Raser fliehen mit 120 km/h vor der Polizei &bdquo;Wer dort 30 fährt, fährt eher aufrecht“ Die beiden Beamten versuchten, mit ihrem Mercedes Vito an dem Motorrad dranzubleiben, was nicht einfach war. &bdquo;Ich sah den Motorradfahrer, wie er sich tief in die 90-Grad-Kurve am Rathaus in Kirchlengern legte“, sagte einer der Beamten und fügte an: &bdquo;So tief kann man bei der zulässigen Höchstgeschwindigkeit nicht in einer Kurve liegen. Wer dort mit 30 fährt, fährt eher aufrecht“. 50 km/h und teilweise nur 30 km/h sind auf der Lübbecker Straße erlaubt. Beide Beamten schilderten, dass sie den Motorradfahrer zeitweise mit bis zu 95 km/h verfolgt hätten. Diese Geschwindigkeit hätten sie nach der Kurve am Rathaus erreicht, und dennoch habe sich das Motorrad von ihnen entfernt. Kurz vor der Westfalen-Tankstelle an der Lübbecker Straße muss der Angeklagte aber gemerkt haben, dass sich ein Streifenwagen hinter ihm befand. Laut den Schilderungen der Beamten sei er dann auf das Tankstellengelände gefahren, wo sie ihn kontrollierten. Das Kennzeichen am Motorrad war manipuliert Einer der Beamten schilderte, dass das Kennzeichen am Motorrad, eine Kawasaki Z650, manipuliert worden sei. &bdquo;Wir kennen das normalerweise von Rollerfahrern, dass das Kennzeichen hochgebogen wird“, so der Polizist. Als er Philipp S. aufgefordert hat, die Maschine aufrecht auf den Hauptständer zu stellen, habe dieser das Kennzeichen wieder heruntergedrückt, so dass von der Manipulation kein Foto existiere. Seit diesem Tag ist der Angeklagte ohne Fahrerlaubnis. Schwer für den fest angestellten Handwerker, der für seinen Arbeitgeber seither nicht mehr selbstständig Aufträge abarbeiten kann, sondern immer mit einem Kollegen fahren muss. In der Folge versuchte der Verteidiger von S. die Aussagen der Polizisten zu entkräften. Er zweifelte an, dass sie die Geschwindigkeit seines Mandanten hätten messen können. Auch sei fraglich, ob an dem Abend überhaupt Fußgänger gefährdet waren, wie die Staatsanwaltschaft in der Anklage verlas. &bdquo;Der 16. März war immerhin ein Sonntag.“ Lesen Sie dazu auch: Verfolgungsjagd abgebrochen: Motorradfahrer rasen durch Innenstadt Motorrad entfernte sich vom Streifenwagen Konkret sei sicherlich niemand gefährdet gewesen, wie einer der Beamten antwortete. &bdquo;Dennoch wäre ein rechtzeitiges Bremsen im Bereich, in dem sich Passanten auf dem Gehweg befanden, nicht möglich gewesen.“ Einer der Polizisten bestätigte auch, dass für eine gültige Geschwindigkeitsmessung während einer Verfolgungsfahrt bei Geschwindigkeiten über 90 km/h mindestens 500 Meter zurückgelegt werden müssen. Dennoch habe sich Philipp S. nach der 90-Grad-Kurve weiter von ihnen entfernt, als sie selbst schon 95 km/h fuhren. Für den Verteidiger reichten diese Aussagen nicht. Man könne seinen Mandanten höchsten für seine Fahrweise verurteilen, was aber nur eine Ordnungswidrigkeit sei. Er beantragte, dass für einen zweiten Verhandlungstermin ein Verkehrsgutachter hinzugezogen wird. Das jedoch lehnte die Richterin ab. Für sie stand vielmehr fest, dass die Aussagen der Polizeibeamten ausreichten, um Philipp S. ein &bdquo;unerlaubtes Rennen“ vorzuwerfen, weil er versucht, mit seinem Motorrad eine &bdquo;höchstmögliche Geschwindigkeit“ zu erreichen. Nicht zuletzt spielten auch die Einträge über den Angeklagten im Bundeszentralregister eine Rolle, in denen seit 2018 Anklagen wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis oder auch Unfallflucht vermerkt sind. Schließlich lautete das Urteil auf 45 Tagessätze zu je 70 Euro. Ferner soll die Fahrerlaubnis für weitere fünf Monate entzogen bleiben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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