Stadtjubiläum: Wie mit regionalem Stolz ein echter Theaterzauber in Lübbecke entstand

Lübbecke. Das hat die Stadt am Wiehen so noch nicht gesehen: 1.250 Jahre Lübbecker Geschichte erzählt in einem zweistündigen Theaterstück. Getragen von 60 heimischen Laiendarstellern, begleitet von zwei bekannten Profi-Schauspielern. Dazu noch unter freiem Himmel mitten auf dem Marktplatz, was die Rahmenbedingungen in puncto Witterung, Lichtverhältnisse, Ton, Beleuchtung und vieles mehr nicht unbedingt erleichtert. Ist so was möglich und wirklich umsetzbar? Mit nur zwei Monaten Probe? Ja, ist es – der Beweis wurde jetzt erbracht. Worum ging es? Kurz gesagt wurde mit Schauspiel, Musik, Tanz und großer Leidenschaft die 1.250-jährige Lübbecker Geschichte erzählt: von Widukind bis Weltkrieg, von Pest bis Charleston, von Bürgerrecht bis Bunker-Wunschkonzert. Das Gute kämpfte gegen das Böse – symbolisiert durch den in Blau gekleideten Engel Gabriel und den teuflisch roten Luzifer (Oliver Seidel und Stefanie Höner – bekannt aus Theater, Film und Fernsehen). Die Zuschauer fieberten mit, wenn das Volk rebellierte. Sie freuten sich, wenn die Lübbecker Darsteller lachten und sie litten genauso mit ihnen. Alles war mitreißend und unterhaltsam aufbereitet. Mit regionalem Stolz entstand unter der Projektleitung von Kulturmanagerin Linda Kowskyein echter Theaterzauber, der auch so manches Stück in Berlin oder sonst wo in den Metropolen in den Schatten stellte. Lesen Sie auch: 1.250 Jahre Lübbecker Stadtgeschichte mit Spannung und Humor Bürgermeister: &bdquo;Das brennt sich ins Herz – und ins Archiv der Stadt“ Regisseur Mario Holetzeck sprach kurz vor der Aufführung mit nw.de und berichtete über die Stimmung unter den Akteuren, &bdquo;die der Hammer ist, wir sind wie eine große Familie“. Mario Holetzeck: &bdquo;Wir haben viel gelacht, hatten aber auch viel Stress“. Bei den Proben hätte man natürlich auch Rücksicht auf diejenigen nehmen müssen, die arbeiten oder eben aufgrund von familiären Verpflichtungen über weniger Zeit verfügen. Deshalb hätten diese auch meist erst nach 17 Uhr stattgefunden. Auf die Frage, ob der Ostwestfale wirklich so stur sei, wie immer behauptet, antwortete er schmunzelnd: &bdquo;Nein, aber offen und neugierig“. Auch bei den Proben hätten einige &bdquo;schon mal vorbeigeschaut“ und es gab bereits vorher viel positives Feedback: &bdquo;Gerade bei der letzten Woche vor der Aufführung, wo wir dann direkt auf dem Marktplatz proben konnten“. Er und sein Team hätten die Stadt Lübbecke lieben gelernt. Nach der Premiere bekam Holetzeck auf der Bühne vom Lübbecker Bürgermeister ein Präsent überreicht – er vermutete lachend die Ehrenbürgerschaft, aber es handelte sich dann &bdquo;um etwas fürs Heimwerken“. Denn das wäre doch sein Hobby, bemerkte Frank Haberbosch augenzwinkernd, der im Vorfeld dazu recherchiert hatte. Zu guter Letzt bedankten sich Regisseur und Bürgermeister beim begeisterten Publikum und bei allen, die das mit auf die Beine gestellt hätten: &bdquo;Das kommt nicht so schnell wieder. Das brennt sich ins Herz – und ins Archiv der Stadt“. Lesen Sie auch: Bei welchem historischen Ereignis Lübbeckes Bürgermeister gern dabei gewesen wäre Auch die bekannte Schauspielerin Stefanie Höner berichtete nw.de in der Pause, die alle Akteure auf dem Burgmannshof verbrachten, dass sie &bdquo;total glücklich“ sei, sich auch sehr wohl in der Stadt fühle und sehr gerne mit den Lübbeckern zusammengearbeitet hätte. Spannender Blick hinter die Kulissen Neben den &bdquo;Lübbeckern, die für Lübbecker“ spielten, fielen den Zuschauern auch die mittelalterlichen Kämpfer auf. Diese schlugen im ersten Akt und immer wieder zwischendurch mit Schwertern und lautem Getöse aufeinander ein – mit großer Kraft und lautem Knall auf die zur Abwehr hochgehaltenen Holzschilder. Das sah so geschmeidig und professionell aus, dass es sich unmöglich um Laien handeln konnte. Nw.de besuchte die Recken in ihrem Heereslager auf dem Marktplatz und erfuhr, dass die Showkämpfer zum Söldnerbund des Fallhoefnir Klans aus Bad Salzuflen gehören. Dabei handelt es sich um &bdquo;frühmittelalterlichen Vollkontaktkampf“, mit dem auch auf den Anno-Märkten in der Region und Turnierplätzen aufgetreten wird. Wer genau hinschaute, der bemerkte die wirklich sehr authentischen Kostüme in allen Szenen. Woher kamen diese? Darum hatte sich Barbara Nestler aus Hamburg gekümmert: Mit dem richtigen Händchen fürs Detail verwandelten sich dank ihr die Lübbecker Akteure in Geistliche, Soldaten, Pestleichen, Würdenträger und mehr. Auch sie nahm sich nach der ersten Halbzeit vor ihrem &bdquo;Kostümlager“ Zeit für ein kurzes Gespräch mit nw.de und erklärte, dass vieles aus dem Theaterfundus stamme, zum Beispiel aus Bautzen und Bielefeld. Auch im Internet oder bei Secondhand-Läden habe sie einiges aufgespürt. Die Gehröcke würden sogar aus dem Lübbecker Stadtarchiv stammen, darauf seien alle besonders stolz. Lesen Sie auch: Stadtarchivarin zum Stadtjubiläum: &bdquo;Lübbecke bedeutet für mich Heimat“ Stadtarchivarin Christel Droste lobte besonders, dass sich so akribisch in die Stadtgeschichte eingearbeitet wurde. Sie begleitete das Entstehen des Theaterspektakels und beriet, welche Themen umgesetzt oder weggelassen werden sollten. Denn alles musste ins Gesamtkonzept passen. Das sei nicht so leicht gewesen für Außenstehende und es sei hauptsächlich darum gegangen, ein Gefühl für die historischen Tatsachen zu bekommen. Der Premierenabend berühre sie besonders, so Christel Droste: &bdquo;Auch wir, die wir heute hier sind, schreiben an der Geschichte mit“. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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