Lübbecker Buchhändler im Interview: Was ihm seine Stadt bedeutet

Lübbecke. Lübbecke feiert in diesem Jahr sein 1.250. Jubiläum. Was wünschen Bürger ihrer Stadt zum Geburtstag, was bedeutet Lübbecke für sie? Ihre Interview-Reihe zum Stadtjubiläum veröffentlicht die NW in lockerer Reihenfolge. Heute äußert sich Andreas Oelschläger, Inhaber der &bdquo;Bücherstube“ in Lübbecke. Lübbecke besteht seit 1.250 Jahren. Seit wie vielen Jahren sind Sie dabei? Andreas Oelschläger: Seit 47 Jahren. Was bedeutet Lübbecke für Sie? Lübbecke ist mein Lebensmittelpunkt. Auch wenn ich im Krankenhaus Lemgo geborgen wurde, so war ich von klein auf fast jeden Tag in Lübbecke, denn dort arbeiteten meine Eltern in ihrer Buchhandlung. Meine Mutter unterstützt mich bis heute. Ich besuchte den Kindergarten an der Kapitelstraße. Mit sechs Jahren wurde ich in die Grundschule (St. Michael) am Niederwall eingeschult, nach deren Schließung ging es in die Grundschule an der Vom-Stein-Straße (heute: Grundschule im Kleinen Feld) weiter. Die Jahn-Realschule besuchte ich bis zur 10. Klasse, danach machte ich das Abitur am Wittekind-Gymnasium. Nur zum Grundwehrdienst und während der Ausbildung war ich nicht ständig in Lübbecke. Seit 2007 bin ich Inhaber der Bücherstube und somit täglich viele Stunden im Herzen von Lübbecke tätig. Als ich mein Elternhaus in Obermehnen verlassen habe, zog es mich in die Innenstadt von Lübbecke, hier wohne ich seitdem mit einer kurzen Unterbrechung. Ich schätze die kurzen Wege, den täglichen Weg zur Arbeit, aber auch zum Einkaufen und natürlich die Nähe zum Wald und Friedhof. Auch mit dem Fahrrad lässt sich das Lübbecker Land gut erradeln. Welchen Stellenwert hat das 1.250. Stadtjubiläum für Sie? Ich finde es richtig, dass wir unsere Stadt feiern. In diesem Jubiläumsjahr sollten wir alle zusammen die tollen und schönen Dinge unserer Heimatstadt in den Mittelpunkt stellen. Lübbecke und alle Bewohnerinnen und Bewohner haben sich dieses Jubiläum verdient. Natürlich ist nicht alles immer perfekt, auch und gerade jetzt nicht, trotzdem oder gerade deswegen, sollten wir dieses Jubiläum als positive Energiequelle nutzen. Getreu dem Motto: &bdquo;Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude“ – wie in einer Familie oder Partnerschaft. Lesen Sie auch: Stadtarchivarin zum Stadtjubiläum: &bdquo;Lübbecke bedeutet für mich Heimat“ Von Hlidbeki zu Lübbecke: Bei welchem historischen Ereignis in der Stadtgeschichte wären Sie gern dabei gewesen? Gleich zu Beginn der ersten Erwähnungen von Hlidbeki trafen Karl der Große und Widukind angeblich im Wiehengebirge aufeinander. Das Leben auf der Fluchtburg &bdquo;Babilonie“ hätte mich interessiert. Schon in meiner Kindheit faszinierten mich einige der sogenannten &bdquo;Wesersagen“ von Karl Paetow. Unter anderem ging es auch um einen Schatz, der sich in einem unterirdischen Tunnel innerhalb des Wiehengebirges befinden soll. Widukind selbst hat ihn dort angeblich versteckt. Auch die Wiege soll sich dort befinden. Als Kind habe ich mit meinen Geschwistern immer wieder im Wald nach dem Eingang gesucht, es war ein spannendes Abenteuerspiel. Widukind und seine Familie könnten mir sicherlich einiges berichten von Schätzen, Schlachten und der Christianisierung. Wenn Zeitreisen möglich wären: Welchen historischen Lübbecker würden Sie gern treffen? Ich hätte es spannend gefunden in den Nächten mit einem Nachtwächter, wie z. B. Henrich Hermann Niemeyer, Mitte des 18. Jahrhunderts, durch Lübbecke zu gehen, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Damals war die Gefahr von Stadtbränden um ein Vielfaches höher als heute. Umso wichtiger waren die Prävention und die Aufgabenverteilung, denn nur gemeinsam konnten die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Stadt vor Großfeuern bewahren bzw. im Falle eines Brandes möglichst schnell eindämmen. Eine wichtige Aufgabe, bis heute. Mein Dank an alle Tätigen in den Freiwilligen Feuerwehren und Rettungsdiensten. Was sagen Sie, welche drei Orte im Stadtgebiet Lübbecke muss ein auswärtiger Gast unbedingt gesehen haben? Den Marktplatz mit seinen historischen Gebäuden ringsherum. Vieles wurde in den letzten Jahren restauriert, darüber hinaus erzählen viele alte Steine ihre Geschichte. Auch das Blumenbeet mit dem Tanzpaar an der Danzelstätte wird seit einiger Zeit sehr liebevoll von Bürgerinnen und Bürgern aus der Nachbarschaft gepflegt. Mehr zum Thema: Lübbecke feiert 1.250. Geburtstag: Was für das Jubiläumsjahr geplant ist Wenn der Gast im Frühjahr zur Kirschblüte mit dem Fahrrad unterwegs ist, lohnt sich besonders eine Radtour entlang des Mittellandkanals nach Stockhausen. Von der Kirschenallee über das Gut Stockhausen und durch das ehemalige Golddorf Stockhausen zurück nach Lübbecke. Auch eine Wanderung durch das Große Torfmoor ist zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten eine Bereicherung. Welches ist Ihr Lieblingsplatz in der Stadt Lübbecke? Neben dem Wiehengebirge ist für mich die Katholische Kirche St. Johannes Baptist ein wichtiger Ort. Dieser Kirchenraum birgt so viel von meinem Leben. Er prägt meinen Glauben und begleitet mich seit vier Jahrzehnten in Freud und Leid und gibt viel Gemeinschaft und Hoffnung. Neben der Spiritualität sind es die vielen Symbole und die Kunst dieses Bauwerkes. Besonders sind die üppigen bunten Kirchenfenster, die je nach Lichteinfall ein einzigartiges Lichtspiel hervorbringen, das einen wirklich verzaubern kann. Unvergesslich für mich ein Osterfest zu Coronazeiten, wo ich ganz früh als einzige Person in der Kirche war und erleben durfte, wie das Kreuz nach und nach von der Sonne erhellt wurde. Was für eine unglaubliche Oster-Symbolik. Als Messdiener durfte ich schon oft weitere Lichtspiele erblicken. Auf welche Veranstaltung im Lübbecker Jubiläumsjahr freuen Sie sich besonders? Der Höhepunkt war ohne Zweifel das Theaterspektakel Anfang Juli. Die Premierenvorstellung bei herrlichem Sommerwetter war ein unvergesslicher Abend, der viele Emotionen in mir ausgelöst hat. Vor der Leistung aller Akteure, egal ob professionelle Schauspieler oder Laiendarsteller, der Tänzer und Musiker, aber auch jeder helfenden Hand im Hintergrund, ziehe ich meinen Hut. Was für eine Aufführung! Die Freude am gemeinsamen Auftritt, der Zusammenhalt, die Motivation, das Gemeinschaftsgefühl – es schwappte an diesem Abend von der Bühne auf fast alle anwesenden Menschen im Publikum über. Diese Stimmung ist eine Bereicherung für unsere Stadt, die uns hoffentlich motivierend in die Zukunft blicken lässt. Dieses Wochenende wird in die Geschichte unserer Stadt eingehen. An dieser Stelle sei mir erlaubt, auch die Hauptverantwortlichen dieses Stadt-Theater-Spektakel meinen Dank auszusprechen: Mario Holetzeck, Franziska Fuhlrott und Gundula Peuthert, Barbara Nestler, vonseiten der Stadt Lübbecke Linda Kowsky und Christel Droste. Das Jubiläumsjahr ist aber noch lange nicht zu Ende. So bieten das Bierbrunnenfest der Blasheimer Markt sowie der Abend der Künste, auf diesen freue ich mich besonders, Gelegenheit zum Feiern und miteinander fröhlich sein. Lesen Sie auch: Stadtjubiläum: Wie mit regionalem Stolz ein echter Theaterzauber in Lübbecke entstand Was wünschen Sie Lübbecke im Jahr des 1.250. Stadtjubiläums? Dass wir alle, die wir in Lübbecke leben und arbeiten, dankbar sind, für das, was wir haben: einen lebens- und liebenswerten Ort, zwischen Berg und Moor, modern, wirtschaftlich stark und mit Traditionen und kulturellem Leben. Begeben wir uns auf Schatzsuche, unsere (Heimat-)Stadt neu zu entdecken, mit positivem Willen und aus wertschätzenden Blickwinkeln. Ich bin mir sicher: Lübbecke hat viel mehr zu bieten, als viele von uns meinen. Und ja, es liegt vieles im Argen, auch da dürfen wir die Augen nicht verschließen, wir sollten nach geeigneten Möglichkeiten suchen, diese Dinge positiv zum Wohle aller Bürgerinnen und Bürger und all unseren Gästen zu verändern. Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft sind gefragt, mit allen Sinnen, mit Engagement und Respekt. Jede und jeder kann seinen persönlichen Betrag leisten, denn zusammen sind wir Lübbecke! In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch, Lübbecke! 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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