„Du bist ein toter Mann“: Zehn Anklagen wegen Taten in Bünde und dem Lübbecker Land

Lübbecke. Er stand nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens, der 42-jährige Mann aus Bünde. Seine Eltern hatten sich früh getrennt, niemand fühlte sich für ihn zuständig. Die Oma kümmerte sich um ihn. Zeitweise war der Mann wohnungslos, bis sich eine Bünderin, die den Mann schon aus dessen Jugendzeit kennt, verantwortlich fühlte und ihm eine Wohnung besorgte. Der Mann stand aber in seinem Leben immer wieder vor Gericht. Nun musste er sich wegen einer Vielzahl von Delikten vor dem Lübbecker Amtsgericht verantworten. Sollte das Urteil von Richter Bastian Janotta rechtskräftig werden, dürfte der Bünder einige Zeit hinter Gittern verschwinden. Zwischen Sommer 2022 und Mai dieses Jahres soll der Mann wiederholt straffällig geworden sein. In Bünde und Preußisch Oldendorf soll er Ladendiebstähle begangen und rauchend gegen das Hausverbot im Bahnhof Bünde verstoßen haben – das brachte eine Anzeige wegen Hausfriedensbruchs ein. An einem Bus in Bünde soll er eine Tür beschädigt haben. Insgesamt verlas die Vertreterin der Staatsanwältin bei dem Verfahren in Lübbecke zehn Anklagen. Besonders schwerwiegend waren Vorfälle in Lübbecke, Preußisch Oldendorf und Bünde: Hier soll der Mann andere Menschen beleidigt, bedroht und teilweise auch verletzt haben. Lesen Sie auch: Rahdener Gericht verurteilt Mann aus Stemwede mit pädophiler Neigung Mehrere Verkäufer und Marktleiter bedroht Nachdem er einen Mitarbeiter zu Boden geschubst hatte, erhielt der Bünder in einem Pr. Oldendorfer Supermarkt Hausverbot. Trotzdem kehrte er im Sommer 2022 dorthin zurück. Der Marktleiter verwies ihn der Räume. Daraufhin soll der Bünder ihm gedroht haben: &bdquo;Du bist ein toter Mann“. Kurz vor Weihnachten 2022 soll er auf dem Parkplatz eines Lübbecker Supermarktes Kunden eines Imbiss’ um Geld angebettelt und bei der Imbiss-Verkäuferin nach kostenlosem Essen gefragt haben. Mehrfach soll er laut Anklage der Frau gesagt haben, dass er das Essen mit sexuellen Gefälligkeiten begleichen könne. Eine Petershägerin, die mit ihrem Kind an dem Imbiss stand, schritt ein und wollte der Verkäuferin helfen. Der Bünder soll sie dann beleidigt, gegen das Schienbein getreten und geschlagen haben. Ein Espelkamper ging dazwischen, um die Frau zu schützen. Daraufhin flüchtete der Bünder. In einem Bünder Supermarkt soll der Mann im September 2023 ebenfalls Kunden um Geld angebettelt und an der Fischtheke nach Gratis-Fisch gefragt haben. Den bekam er nicht. Die Verkäuferin soll der Mann daraufhin bedroht haben: &bdquo;Pass auf du Spasti, ich knall euch alle ab.“ Auch die heutige Leiterin eines Supermarktes in Pr. Oldendorf soll der Mann im April 2024 bedroht haben, nachdem er beim Ladendiebstahl erwischt worden war. Er komme am Abend wieder und knalle sie ab, soll er der Frau gesagt haben. Auch interessant: Wegen Beleidigung von Grünen-Politikerin: Rentner aus Stemwede soll Strafe zahlen .responsive23-rnBtQSQbQ8JjaYZi-bar-vertical-anteil-deliktgruppen-straftaten { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-rnBtQSQbQ8JjaYZi-bar-vertical-anteil-deliktgruppen-straftaten { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-rnBtQSQbQ8JjaYZi-bar-vertical-anteil-deliktgruppen-straftaten { padding-top: 142.86%; } } Hinweise auf Wahnvorstellungen des Angeklagten? Den Hausfriedensbruch im Bünder Bahnhof räumte der angeklagte Bünder ein, alles andere nicht. Schubsen oder drohen, so verhalte er sich nicht. Acht Zeuginnen und Zeugen bestätigten dagegen die Vorwürfe der einzelnen Anklageschriften gegen den Bünder. Wiederholt gab es Hinweise auf eine Alkoholisierung des Mannes während der angeklagten Tatvorwürfe. Früher sei der Mann höflich gewesen, sagte eine Zeugin, die wegen des Hausfriedensbruchs im Bahnhof Bünde gehört wurde. Mit einsetzendem Alkoholkonsum des Mannes habe sich das geändert. Ein Gutachter aus der forensischen Psychiatrie hatte sich mit dem Bünder befasst. Auch die Zeugen fragte er während der Verhandlung immer wieder nach Details. Während der Verhandlung hatte der Angeklagte wiederholt von einem &bdquo;unbekannten Freund“ oder auch von einer Frau gesprochen, die ihm bei verschiedenen Gelegenheiten geholfen haben sollen. Unklar sei, ob das ein Hinweis auf Wahnvorstellungen sei, merkte der Gutachter an. Das könne auch vom Angeklagten gesagt worden sein, um andere zu verwirren und eine Hilfsbedürftigkeit zu erwecken. Schizophrenie könne er nicht zu einhundert Prozent ausschließen, aber er könne auch keine positive Diagnose stellen. Sehr wohl könne er aber Aussagen zur Alkoholabhängigkeit des Mannes treffen, sagt der Gutachter. Denkbar sei eine alkoholbedingte Veränderung der Persönlichkeit. Eine Alkoholabhängigkeit sei anzunehmen. Das komme einer krankhaften seelischen Störung gleich. Lesen Sie auch: Drohte Espelkamperin mit Säure-Anschlag: 46-Jähriger zum 29. Mal verurteilt Gutachter sieht keine Schuldunfähigkeit Die entscheidende Frage vor Gericht war, wie sich das auf die Tatvorwürfe und auf die Schuldfähigkeit des Mannes auswirkt. Ein Verlust der Steuerungsfähigkeit sei etwa bei den Vorfällen an den Supermärkten in Lübbecke und Preußisch Oldendorf nicht erkennbar. Zielgerichtet sei er vorgegangen. Das Fazit des Gutachters: Die Einsichtsfähigkeit des Bünders sei nicht eingeschränkt: &bdquo;Das steht für mich außer Frage.“ Die Steuerungsfähigkeit sei nicht erheblich eingeschränkt. Die Frage, ob es eine dauerhafte Schuldunfähigkeit gebe, habe sich damit erledigt. Die Bewährungshelferin des Mannes erinnerte an eine laufende Bewährungsfrist, die für den Mann gilt. Sie habe einen Widerruf der Bewährung angeregt – auch aus medizinischer Sicht. Der Mann sei &bdquo;nur auf Trebe“. Das sei schon lebensbedrohlich, denn der Mann müsse regelmäßig Herzmedikamente einnehmen. Auch sei er einer Geldauflage nicht nachgekommen. Die Staatsanwältin erinnerte an diverse Verurteilungen und beantragte für die Taten &bdquo;quer durch das Strafgesetzbuch“ 15 Monate Haft. Der Mann habe die Taten unter zwei laufenden Bewährungen begangen. Der Anwalt des Bünders sah schon &bdquo;eine gewisse diagnostische Lage“, aber die sei nicht ausreichend für eine Schuldfähigkeit. Acht Monate Haft seien tat- und schuldangemessen. Richter Bastian Janotta verhängte ein Jahr Haft. Die diversen Vorstrafen hätten auch gezeigt, dass der Mann nicht wirklich empfänglich sei für Hilfsangebote des Staates. Sogar die Bewährungshelferin habe den Widerruf der Bewährung gefordert. Die zwölf Monate Haft ohne Bewährung würden einen &bdquo;Kaskaden-Effekt“ haben, wandte sich Janotta an den angeklagten Bünder. Auch die beiden anderen Bewährungsstrafen dürften widerrufen werden: &bdquo;Das ist das Ergebnis allein Ihres Handelns.“ Das Urteil ist nicht rechtskräftig. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen