Keine Schließung: Wie drei 18-Jährige eine Disco in der Lübbecker Innenstadt retten

Lübbecke/Hüllhorst/Löhne. Erst Anfang April fand in der Disco "Kunstwerk" an der Niedernstraße 41 in Lübbecke die letzte Party statt. Nur knapp ein halbes Jahr später, am 20. Oktober, soll sie nun wieder öffnen. Unterstützung bekommt Betreiber Alexander Breuer von drei 18-Jährigen. Sie gehen alle zusammen in eine Stufe: Jendrik Wohlfarth aus Hüllhorst, Jerome Kneller aus Lübbecke und Marek Müller aus Löhne wollen mit ihrer Arbeitskraft und ihrem Ersparten die Disco retten. Die drei machen gerade Abitur. Sie haben früher im Kunstwerk Stufenpartys veranstaltet und betreiben als Eventplaner die "Eventhütte Gbr". So kam auch der Kontakt zu dem Inhaber der Disco zustande. "Bei einer Party im Kunstwerk hatten wir das erste Mal über die Idee gesprochen", erinnert sich Alexander Breuer. Die drei 18-Jährigen wollen nach eigener Aussage verhindern, dass in Lübbecke eine weitere Ausgeh-Möglichkeit für junge Menschen wegfällt. Es gebe zwar große Clubs in der Region, die seien aber weit weg und sehr teuer. Junge Menschen ohne eigenes Auto auf dem Land guckten am Wochenende in die Röhre. "Ich komme zum Beispiel aus Hüllhorst, da sind die Busverbindungen auch nicht so toll", erklärt Jendrik Wohlfarth im Gespräch mit der NW. "Man hört auch immer wieder von Schlägereien" Zudem sei die Lübbecker Innenstadt und vor allem die Partymeile an der Niedernstraße am Aussterben. "Man hört auch immer wieder von Schlägereien", fügt Wohlfarth hinzu. Im Gegensatz dazu wollten sie ein günstigeres und sicheres Angebot für junge Menschen aus der Umgebung schaffen. Im Kunstwerk sollen sich einige Sachen ändern: "Wir bauen komplett um", so Wohlfarth. Früher sei der Laden sehr verwinkelt gewesen, jetzt hätten sie eine Wand durchbrochen und die Tanzfläche weiter nach hinten verschoben, um mehr Platz zu haben. Gerade sind die drei dabei, die Wände zu streichen und den Boden zu erneuern. Die Jungs investieren nicht nur ihre eigene Zeit, sondern stecken sozusagen ihr Taschengeld in den Laden. "Das ist erspartes und erarbeitetes Geld aus Ferienjobs", erläutert Wohlfarth. Damit finanzierten sie den Umbau und laufende Kosten, wie die Webseite. Die vier sind auch auf der Suche nach Sponsoren, die in den Laden investieren möchten. Was alles geändert werden soll Durch die Veranstaltungen soll wieder Geld reinkommen. Nach der Neueröffnung sollen viel mehr Events stattfinden. Früher habe es meist nur eine Party im Monat gegeben, da Alexander Breuer das Ganze alleine gestemmt habe. Nun könnten sie die Arbeit auf mehr Schultern verteilen. Das Kunstwerk wollen sie in Zukunft jeden Freitag und jeden Samstag öffnen, sodass regelmäßiger Veranstaltungen stattfinden. Breuer will sich um Cocktail-Abende und Kneipenveranstaltungen unter der Woche kümmern. Das Kunstwerk soll auch wieder Teil des Kneipenfestivals werden. "Für jede Altersgruppe und für jeden Musikgeschmack soll es Veranstaltungen geben", so Breuer. Durch die zusätzliche Arbeitskraft hätten sie mehr Möglichkeiten, den Laden zu vermarkten. "Dann können wir die Internetaccounts auch vernünftig pflegen und viel präsenter sein", so der 30-Jährige. Dass seine Mitstreiter so jung sind, empfindet er nicht als schlimm. Im Gegenteil: "Sie sind sehr motiviert", betont der 30-Jährige. Sie würden ihre eigene Altersgruppe am besten kennen. Das sieht auch Jendrik Wohlfarth so: "Wir wissen, was Leute in unserem Alter haben wollen und was sie brauchen." Als er selbst 18 geworden sei, sei es schwierig gewesen, nach eine Location zu finden. "Es gibt in der Gegend nur Dorfgemeinschaftshäuser und das Feiern da wird auch teurer", sagt Wohlfarth. Er bezieht sich damit auf die Berichterstattung der NW vom 13. September, als bekannt wurde, dass die Hüllhorster Dorfgemeinschaftshäusern ihre Preise anziehen wollen. Sie würden das Kunstwerk auch als Eventlocation zum Mieten anbieten. Weitere Leistungen, wie der DJ, die Deko oder ein Thekendienst könnten Kunden dann nach Belieben dazu buchen. Was die Eltern dazu sagen Und was sagen die Eltern der drei jungen Männer dazu? "Unsere Eltern stehen da alle voll dahinter, da kann ich auch für meine Kollegen sprechen", sagt Wohlfarth. Er gibt aber zu, dass die Angst bestehe, dass Noten darunter leiden konnten. "Dadurch, dass wir das zu viert machen, ist der Aufwand aber noch vertretbar", sagt der 18-Jährige.

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