Initiative gegen Klinikneubau im Lübbecker Land kommt bei Unterschriften-Aktion voran

Lübbecker Land. "Beim aufmerksamen Verfolgen der Klinikneubau-Debatte wird es immer komplizierter, dem wackeligen Argumenten-Turm der Mühlenkreiskliniken (MKK) und der politischen Befürworter Glauben zu schenken." Dieser Auffassung ist Jan Isendahl, eines der jüngeren Mitglieder der "Bürgerinitiative zur Förderung der stationären Gesundheits- und Notfallversorgung im Lübbecker Land". Auch die Grünen mischten kräftig mit, schreibt Isendahl in einer Stellungnahme. Der 2019 in Lübbecke und Hüllhorst ausgerufene Klimanotstand scheine keine Rolle mehr zu spielen. Dabei müssten alle Projekte so klimaschonend wie möglich abgewickelt und die Bodenversiegelung gestoppt werden. In diesem Zusammenhang weist das Mitglied der Bürgerinitiative darauf hin, dass es sich bei dem Favoritengrundstück für einen Neubau an der Gabelhorst in Espelkamp um einen "intakten Mischwald" handele, der bei einem Neubau zerstört würde. Prestigeträchtige Baumpflanzaktionen Ein Neubau, rechnet Isendahl vor, setze im Vergleich zu einer Sanierung das Viereinhalbfache an CO2 frei, was hinreichend belegt sei: "Somit müsste sich dieses Projekt logischerweise von selbst erledigt haben." Folglich würde es bestimmt prestigeträchtige Baumpflanzaktionen der entsprechenden Akteure geben, um das Gewissen wieder rein zu waschen. Auch die 30-prozentigen Kostensteigerungen, die in Wahrheit auf Schätzungen beruhten, und eine in der Folge vermutlich erheblich steigende Grundsteuer B in allen Kommunen des Kreises kritisiert Isendahl und fordert: "Stoppt dieses Projekt." Schulwettbewerb gestartet Die Bürgerinitiative steht inhaltlich "voll hinter" den Positionen Isendahls, sagt ihr Sprecher Klaus Peitzmeier. Hinsichtlich der CO2-Belastung durch den geplanten Krankenhaus-Neubau hat die Initiative einen Schulwettbewerb gestartet, mit dem die konkrete Belastung ermittelt werden soll. Wie die BI auf ihrer Internetseite bi-krankenhaus.de darstellt, wehrt sie sich aus finanziellen sowie aus Klima- und Umweltschutzgründen gegen einen Krankenhausneubau im Lübbecker Land. Stattdessen sollen das Lübbecker und das Rahdener Krankenhaus saniert werden. "Wir hielten es für eine gute Idee, wenn Lehrerinnen und Lehrer aller Schulen im Kreis Minden-Lübbecke an diesem konkreten Beispiel den CO2-Effekt eines Klinikneubaus mit ihren Schülerinnen und Schülern ermittelten." Die Zahlen, wie viel Beton und Stahl als wesentlicher CO2-Treiber zu verbauen geplant sei, könne bei den Mühlenkreiskliniken angefordert werden. Sofern auch der "Umweltschaden, der durch die Abholzung des Waldes an der Gabelhorst in Espelkamp entsteht", angenähert berechnet würde, wäre das dem BI-Vorstand, der die Gewinner ermittelt, einen Extrapunkt wert. 10.140 Unterschriften werden benötigt Die drei besten Berechnungen in Darstellung und Inhalt erhalten Preise für die Aufbesserung der Klassenkasse zwischen 100 und 300 Euro. Im Mittelpunkt sollen Peitzmeier zufolge aber "Spaß, Lehre und Erkenntnis" stehen. Als letzter Tag für die Einreichung der Berechnungen gibt die Initiative den 15. November dieses Jahres an. Große Hoffnung setzt die als gemeinnützig anerkannte Initiative in ihr Bemühen, rund 10.140 Unterschriften für ein Bürgerbegehren zusammen zu bekommen. Dazu hatte sie am Samstag unter anderem im Kaufland in Lübbecke einen Infostand aufgebaut und will die Aktion am kommenden Samstag dort wiederholen. Intaktes Krankenhaus aufgeben? Allein im Kaufland habe man in wechselnder Besetzung mehr als 500 Unterschriften gesammelt, teilte Peitzmeier im Anschluss mit. Der interessierte Teil der Besucher habe großes Unverständnis gezeigt, ein sicherlich sanierungsbedürftiges, aber intaktes Lübbecker Krankenhaus aufzugeben. Außerdem das Rahdener Krankenhaus, in das in den vergangenen Jahren mehr als 13 Millionen Euro investiert worden seien. Die Unterzeichner hätten das einhellig als "Geldverschwendung und verantwortungslos" empfunden, so Peitzmeier. Insgesamt habe die BI, aber auch viele Bürger, die kein Mitglied sind, in der vergangenen Woche etwa 2.500 Unterschriften gesammelt. Auch in der Innenstadt und in Geschäften liegen die Listen aus. Erreicht die BI die erforderliche Anzahl an Unterschriften und erfüllt weitere formelle Voraussetzungen, strebt sie - nach einem entsprechenden Zulassungsbeschluss des Kreistages - eine Abstimmung in der Sache an: einen Bürgerentscheid. Damit dieser erfolgreich ist, sind nach Angaben von Jan Boße von der Kreisverwaltung in Minden mindestens 38.015 Ja-Stimmen erforderlich. Homepage aktualisiert Auf der Homepage haben Peitzmeier und seine Mitstreiter mittlerweile auch die Rubrik "Argumente" angelegt. Alles, was die MKK an Gründen anführen, die für einen Neubau sprächen, wird aufgegriffen und leuchtend gelb kommentiert.

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