Mühlenkreiskliniken: Jahresdefizit fällt deutlich geringer aus als erwartet

Kreis Minden-Lübbecke. Das Jahresergebnis 2024 der kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) wird nach aktuellen Hochrechnungen deutlich besser ausfallen als im Wirtschaftsplan angenommen. Das teilte am Montag, 18. November, Nicole Schnelle mit, Referentin Unternehmenskommunikation/Marketing bei den MKK. Der Mitteilung zufolge wird aktuell von einem Defizit in Höhe von minus 13,3 Millionen Euro ausgegangen. Im Wirtschaftsplan sei noch mit einem Defizit in Höhe von minus 23,7 Millionen geplant worden, also rund zehn Millionen Euro mehr. Diese aus Sicht der MKK &bdquo;erfreuliche Nachricht“ habe der Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier im öffentlichen Teil der jüngsten Verwaltungsratssitzung berichtet, heißt es weiter. Diese Nachricht dürfte bei den Städten und Gemeinden im Kreis Minden-Lübbecke positiv aufgenommen werden. Vor gut vier Wochen hatten sie in einer gemeinsamen Stellungnahme auf die Finanzplanung des Kreises verwiesen. Nach der mittelfristigen Finanzplanung des Kreises seien weitere Erhöhungen der Umlagesätze vorgesehen. Dagegen wehren die Kommunen sich, schlossen notfalls auch eine Klage gegen den Kreis nicht aus. Kritik von Kommunen und Bürgerinitiative Dabei seien die Belastungen des Kreises Minden-Lübbecke durch die Neubauvorhaben der Mühlenkreiskliniken, die sich in den kommenden Jahren auf die Höhe der Kreisumlage auswirken würden, noch gar nicht in den erwarteten Erhöhungen enthalten, so die Bürgermeister in der gemeinsamen Stellungnahme. Und weiter: &bdquo;Die Frage ist schon, wie die Kommunen diese Belastungen, die durch die Neustrukturierungspläne der MKK auch auf den Kreis zukommen, noch stemmen sollen. Die finanzielle Lage der Städte und Gemeinden ist jetzt schon dramatisch.“ Auch die Bürgerinitiative (BI) für den Erhalt der Krankenhäuser Lübbecke und Rahden fragt kritisch: &bdquo;Wer soll das bezahlen?“ Gemeint ist der Plan der MKK, die beiden Krankenhäuser Lübbecke und Rahden in einem möglichen Neubau in der Espelkamper Gabelhorst zusammenführen. Dagegen wehrt sich die von Klaus Peitzmeier angeführte BI. Angesichts der Schließung von Krankenhäusern in der Region würden die Wege immer weiter. BI-Vertreter bezeichnen Bereiche mit schlechter Klinik-Erreichbarkeit als Sahel-Zone und sehen auch das Lübbecker Land auf dem Weg dorthin. Die BI hofft deshalb auf Klagen der Minden-Lübbecker Kommunen gegen die MKK-Pläne. Vor diesem Hintergrund betonte der Landrat und MKK-Verwaltungsratsvorsitzende Ali Dogan jetzt, wie wichtig eine solche Nachricht sei: &bdquo;In dieser herausfordernden Zeit sind solche positiven Nachrichten umso wichtiger.“ Er danke allen Mitarbeitenden der Mühlenkreiskliniken für ihre wertvolle Tätigkeit und das Verständnis für die Einschränkungen aufgrund der wirtschaftlichen Herausforderungen. Er dankte laut Mitteilung aber auch den Kreistagsmitgliedern, den Mitarbeitern der Kreisverwaltung und den Städten und Gemeinden sowie den Bürgern, dass man gemeinsam die Herausforderungen, vor der alle Krankenhausträger stünden, gemeinsam schultere und sich nicht auseinanderdividieren lasse. Restrukturierung mit voller Kraft fortsetzen &bdquo;Aus voller Überzeugung sage ich, dass die stationäre Gesundheitsversorgung in die Hand der Allgemeinheit gehört. Und als kommunale Familie müssen wir uns insbesondere in der Krise des Gesundheitssystems bewähren“, wird Dogan weiter zitiert. Als Grund für die deutlich besseren Wirtschaftszahlen für 2024 nennen die MKK die Auflösung einer Steuerrückstellung in Höhe von 13 Millionen Euro. Die Rückstellung sei gebildet worden, weil es im Zuge der Corona-Pandemie offene Fragen bei der steuerlichen Einordnung gegeben habe. Diese seien nach mehrjähriger Prüfung durch die Finanzämter nun aber zugunsten der Mühlenkreiskliniken gewertet worden. &bdquo;Gleichwohl liegt unser auf Grundlage des dritten Quartalsberichts hochgerechnetes Defizit immer noch bei minus 13,3 Millionen Euro – trotz dieses einmaligen Sondereffekts. Unser Restrukturierungsprozess muss daher mit voller Kraft und Engagement weitergeführt werden“, wird der MKK-Vorstandsvorsitzende Olaf Bornemeier in der Mitteilung zitiert. Bei der Restrukturierung seien bereits Einsparungen in Höhe von 9,0 Millionen Euro erzielt worden. Wachstum könnte schneller sein Dass ein Unternehmen Rückstellung bildet, ist nach Darstellung der MKK nichts Ungewöhnliches. Damit würden in Bilanzen Risiken wie beispielsweise unklare rechtliche Einordnungen abgebildet. &bdquo;Ich habe in den vergangenen Jahren immer wieder auch öffentlich betont, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten im Gesundheitsmarkt extrem gestiegen sind. Ich stehe dafür, diese Risiken sehr gewissenhaft und mit einer buchhalterischen Vorsicht im ständigen Austausch mit unseren Wirtschaftsprüfern in den Bilanzen abzubilden“, heißt es dazu von Bornemeier. Die Zahl der Patienten sowie die für die Abrechnung relevanten sogenannten &bdquo;Casemix-Punkte“ liegen laut MKK mit fünf bis sieben Prozent deutlich unter der Prognose des Wirtschaftsplans. Im Vergleich zum Vorjahr sei jedoch mit knapp zwei Prozent ein leichtes, aber spürbares Wachstum gegeben. &bdquo;Das Wachstum ist da – nicht so schnell und so stark wie wir uns das gewünscht hätten, aber die Richtung stimmt“, wird der Vorstandsvorsitzende zitiert. Ein wesentlicher Grund für die Verfehlung der angepeilten Casemix-Punkte sei der Fachkräftemangel im Bereich der OP-Pflege, der Anästhesiepflege und der Intensivpflege. Im Funktionsdienst fehlten aktuell 64 Vollkräfte gegenüber dem Plan. &bdquo;Wir suchen intensiv nach diesen Fachkräften und haben unsere Ausbildungskapazitäten im Bereich operationstechnische Assistenz und anästhesietechnische Assistenz deutlich ausgeweitet. Auf absehbare Zeit werden diese Bereiche aber deutschlandweit trotz aller Anstrengungen ein absoluter Mangelbereich bleiben“, glaubt Bornemeier.

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