Hüllhorst. „Wir hätten gerne mit dir weitergearbeitet, es hat Spaß gemacht.“ Bei der letzten Sitzung vor der neuen Ratsperiode wurde nicht nur Bürgermeister Bernd Rührup, sondern auch eine Reihe von Ratsmitgliedern verabschiedet.
In dieser Form wird der Rat Hüllhorst nie mehr zusammenkommen, dafür hat die jüngste Kommunalwahl gesorgt. Insgesamt 16 Ratsmitglieder aus mehreren Parteien wurden bei der jüngsten Ratssitzung verabschiedet, teilweise auch aus Altersgründen. Am längsten gehörten Günter Niedringhaus (SPD, 80 Jahre alt) und Willi Oevermann (CDU, 80 Jahre alt) dem Rat an, nämlich beide seit 1979. Bürgermeister Bernd Rührup bezeichnete Niedringhaus und Oevermann als „zwei Urgesteine des Rates“.
Daneben sind weitere Ratsmitglieder aus dem Rat ausgeschieden und geehrt worden: Ulrich Asmus (Ratsmitglied 1989 bis 1994, 2004 bis 2009, 2014 bis 2020), Yasemin Demir (seit 2014), Hermann Döpke (seit 1999), Dirk Fißmer (seit 2014), Heinz-Hermann Hägerbäumer (seit 2014), Michael Kasche (seit 2014), Jutta Klare-Steinbrink (seit 2014), Frank Kleine (seit 2004), Markus Rettberg (seit 2014), Reinhard Scheerer (seit 2009), Anja Schmidt (seit 2014), Jürgen Wiemann (seit 1999), Friedhelm Wölker (seit 2016). Den 16 scheidenden Ratsmitgliedern dankte Rührup für „232 Jahre Ratsarbeit“, eine „bemerkenswert große Zahl, die Ihr Engagement und Ihren Einsatz zeigt“.
"Solide finanzielle Basis" der Gemeinde und sechs Millionen Euro Schulden weniger als 2014
Es folgte eine Abschiedsrede, in der Rührup auf einige wesentliche Projekte und die gute finanzielle Situation der Gemeinde hinwies. Hüllhorst habe eine „solide finanzielle Basis“ und „weitgehend ausgeglichene Haushalte“, vor allem aber sechs Millionen Euro Schulden weniger als 2014 und rund vier Millionen auf der hohen Kante.
Daneben sei ein Sanierungskonzept für die Infrastruktur in Höhe von mehr als drei Millionen Euro aufgelegt worden. „Ich denke, das sind gute Voraussetzungen für die Protagonisten der nächsten Ratsperiode“, sagte Rührup. Freuen könne sich die Gemeinde schon jetzt auf zahlreiche Einweihungen: neben dem Lehrschwimmbecken in Oberbauerschaft die des Bürgerradwegs an der Schnathorster Straße, eines neuen Feuerwehrhauses in Hüllhorst, auch einiger Dorfplätze, eines Umwelthofes, des Projekts „Grüne Mitte Hüllhorst/Ärztehaus“, des Hochbehälters für Wasserversorgung in Bergkirchen, einer neuwertigen Sporthalle und eines Sportlergebäude, eines sanierten historischen Feuerwehrgerätehauses und einer neuen Kläranlage.
»Ich denke, das sind gute Voraussetzungen für den nächsten Rat«
Er hoffe, dass Hüllhorst eine Flüchtlingswelle, eine Finanzkrise mit Haushaltssperre, Starkregenlagen mit Überschwemmungen oder eine (Corona)-Pandemie in Zukunft erspart blieben.
Frank Picker verabschiedete Bernd Rührup mit einem Geschenk und warmen Worten. „Es gab schon schönere Momente für mich als Fraktionsvorsitzender“, meinte ein geknickt wirkender Picker. „Du hättest gerne an den Projekten, die in den nächsten Jahren zur Vollendung kommen, weitergearbeitet.“ Die Zusammenarbeit mit Rührup habe der Fraktion „viel Spaß“ gemacht. Für Bernd Rührup war es die letzte Ratssitzung, offiziell endet seine Amtszeit am 31. Oktober.
Der Wehmut zum Trotz galt es auch in der letzten Sitzung, zahlreiche Anträge abzuarbeiten. Darunter zwei fast gleichlautende, einmal zur „Einrichtung von Tempo-30-Zonen auf der Wurlitzer Straße und der Beendorfer Straße“ (SPD) und einen zum Bau von „Straßenschwellen in gefährdeten 30er-Zonen in Wohngebieten“ (CDU). Für den SPD-Antrag erklärte Frank Picker, beide Straßen würden oft als „Abkürzung“ genutzt. Die CDU unterstützte den Vorschlag. „Wir als CDU unterstützen den Antrag, weil er die Sicherheit auf unseren Straßen erhöht“, sagte Michael Kasche.
Mehr Streit gab es bei dem CDU-Antrag, Schwellen einzubauen, den Kasche folgendermaßen begründete: „Gerade in den 30er-Zonen wird häufig zu schnell gefahren. Wir sind der Meinung, dass man mit Schwellen das Tempo drosseln könnte.“ Frank Picker konnte dem Antrag zwar grundsätzlich etwas abgewinnen, erinnerte aber an einen ähnlichen Vorschlag zu Beginn der Ratsperiode, den die CDU abgelehnt hatte. „Was hat die CDU in dieser Frage zum Umdenken bewogen?“, wollte er wissen. Kasche verwies auf die lange Zeit, die zwischen den beiden Anträgen liege - „man kann sich auch belehren lassen, man muss schließlich nicht sechs Jahre lang nur eine Meinung haben“.
»Man muss nicht sechs Jahre lang nur eine Meinung haben«
Nicht zufrieden war Erwin Heemeier (SPD), der monierte, dass ein Tempo-30-Schild völlig ausreichend sei. „Die zusätzlichen Huckel sorgen dafür, dass die Autos kaputtgehen“, sagte der Ratsherr. Dazu komme, dass die Autos zwischen den Schwellen beschleunigen müssten. Jürgen Friese (Bündnis 90/Die Grünen) wollte wissen, ob die Einrichtung grundsätzlich für alle Tempo-30-Zonen gelten solle. Das bejahte Kasche.
Der Rat verwies beide Anträge zur weiteren Beratung an den Fachausschuss.