Altkleider entsorgen: DRK spürt Verunsicherung wegen EU-Richtlinie

Espelkamp. Die EU-Richtlinie, welche die Entsorgung von Altkleidern seit 2025 neu regelt, sorgt bei Verbrauchern für Verwirrung. So machten Meldungen die Runde, dass ausgemusterte Textilien generell in die Altkleidersammlung gehören und sich strafbar macht, wer Textilien in der Restmülltonne entsorgt. Die für die Abfallentsorgung in der Region zuständige Kreis-Abfall-Verwertungs-Gesellschaft (KAVG) klärt auf ihrer Homepage so auf: &bdquo;Unbrauchbare Textilien gehören auch nach dem 1. Januar in den Restmüll.“ Der Gedanke hinter dem EU-Gesetz generell ist, dass alte Kleidung der Weiterverwertung zugeführt werden soll. Und diesen Ansatz findet Petra Krüger vom Team der DRK-Kleiderkammer erst einmal gut. Seit 22 Jahren ist die Espelkamperin schon in der Kleiderkammer aktiv, die vom DRK-Ortsverein organisiert wird. Insgesamt 12 Altkleidercontainer hat der Ortsverein über das Stadtgebiet verteilt aufgestellt. Bei der Leerung der Container arbeitet das Rote Kreuz in Espelkamp mit einer Firma aus Dortmund zusammen. Das Unternehmen sortiere die Alttextilien und führe diese anschließend der Wiederverwertung zu. Das Problem überquellender Container kennt der DRK-Ortsverein nicht. Wenn dem so ist, leere die Firma auch schon einmal außer der Reihe. Die Textilien werden gewogen und pro Kilogramm fließt eine feste Summe an das DRK Espelkamp. Der Ortsverein finanziere darüber seine Arbeit, erzählt Petra Krüger. Die 66-Jährige weiß, dass andere karitative Vereine im Lübbecker Land ihre Sammelcontainer selber leeren und auch den Inhalt vor Ort durchsortieren. Dass in den Altkleider-Behältern oftmals Dinge landen, die dort nicht hineingehören, ist nicht neu, macht es aber nicht besser. &bdquo;Da werden Nahrungsmittel hineingeworfen oder auch gebrauchte Hygieneartikel“. Dass durch die neue EU-Verordnung nun noch mehr &bdquo;Müll“ in den Containern landet, weil die Bürger verunsichert sind, kann sich Petra Krüger durchaus vorstellen. Damit meint sie speziell &bdquo;nicht mehr tragbare, zerschlissene Kleidung“. So hätte es diesbezüglich einige Anrufe gegeben, weil die Menschen nicht genau wüssten, wie das neue Gesetz denn zu verstehen sei. &bdquo;Kleidung wird zu wenig wertgeschätzt“ Die von der EU nun festgeschriebene Getrenntsammlungspflicht für alte Kleidung und Textilien, die im Gegensatz zu Deutschland in vielen Ländern generell im Haus- und Restmüll landeten, begrüßt Petra Krüger. &bdquo;Kleidung wird zu wenig wertgeschätzt und sie ist viel zu wertvoll, um sie einfach in den Abfall zu werfen“, findet die Vorsitzende des DRK-Ortsvereins Espelkamp. Gerade auch wenn man berücksichtigen würde, dass Kinderarbeit bei der Herstellung von Bekleidung weit verbreitet sei. Insbesondere günstige Kleidung würde häufig nur ein oder zweimal getragen und dann gleich wieder weggeworfen oder sogar mit dem Preisschild noch dran entsorgt. Was die Wertschätzung von Kleidung betrifft, kann das DRK Espelkamp auf einen Erfahrungsschatz von rund 70 Jahren zurückblicken. Schon Ende der 1940er-Jahre wurden Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die in Espelkamp eine neue Heimat fanden, vom DRK mit Kleidung versorgt. Die Kleiderkammer ist im Laufe der Zeit häufiger umgezogen, hat jetzt aber fest im Untergeschoss des Bürgerhauses ihr Domizil. Das Prinzip, Bedürftigen helfen zu wollen, gilt heute wie früher. Menschen mit kleiner Rente oder niedrigem Arbeitseinkommen, Bürgergeldempfänger oder Flüchtlinge – aktuell auch aus der Ukraine – nutzen das Angebot der DRK-Kleiderkammer. Gut erhaltene Kleider, Pullover, Hosen, Jacken und Mäntel sind dort ebenso kostenlos zu finden, wie Schuhe, Wäsche, Bettzeug und vieles mehr – darunter sogar Kinderspielzeug. Für fast neuwertige Markengarderobe, die an einem Extra-Ständer hängt, werden schon mal einige wenige Euro genommen. DRK-Kleiderkammer füllt sich durch Spenden Die Kleiderkammer füllt sich durch Kleiderspenden, die jeden zweiten Mittwoch im Monat von 15 Uhr bis 17 Uhr im Bürgerhaus abgegeben werden können. &bdquo;Die Kleidung sollte sauber und intakt sein.“ Besonderen Bedarf gebe es bei Kindergröße 128. Die Ausgabe von Kleidungsstücken findet jeden ersten und dritten Mittwoch im Monat in der Zeit von 14 bis 17 Uhr statt. Nicht selten stünden die Menschen schon vor 14 Uhr an, erzählt Petra Krüger. Während der Ausgabezeiten ist das gesamte fünfköpfige Team der Kleiderkammer im Einsatz. &bdquo;Zwischen 600 und 1.000 Teilen geben wir dann an einem Nachmittag aus.“ Werde eine Größe knapp, wird aus dem Lager Nachschub geholt. Dort stehen zig, nach Kleidergrößen beschriftete Kartons in den Regalen. Auch das Sortieren der Kleiderspenden gehört zur Aufgabe der ehrenamtlichen Helferinnen. Genauso wie die Frauen Gespräche mit den &bdquo;Kunden“ und &bdquo;Kundinnen“ führen, von denen sie viele seit Jahren kennen. Zu einer Familie aus dem Libanon etwa, die in die Heimat zurückgekehrt sei, gebe es immer noch Kontakt, erzählt Petra Krüger. Und sie erzählt auch, dass es Menschen gibt, für die der Besuch der Kleiderkammer eine große Hemmschwelle sei. Vor allem Menschen, die beispielsweise durch plötzliche Arbeitslosigkeit in die Bedürftigkeit gerutscht seien, würden sich schämen. Um nicht noch zusätzliche Hürden aufzubauen, würden die Helferinnen in der Kleiderkammer daher auch darauf verzichten, sich irgendwelche Dokumente vorzeigen zu lassen. Der DRK-Ortsverein weiß zudem, dass finanzielle Not nur ein gesellschaftliches Problem von vielen ist. Auch Einsamkeit und soziale Isolation zählen dazu. Unter dem Motto &bdquo;Gemeinsam ist besser als allein“ lädt der Ortsverein Espelkamp des Deutschen Roten Kreuzes daher auch in diesem Jahr wieder zu einigen Veranstaltungen wie der &bdquo;Kleinen Suppenvielfalt“, Spielenachmittag und Kaffeetrinken ins DRK-Haus, Im Walde 5, ein. Das DRK Espelkamp freut sich auch immer über ehrenamtliche Unterstützung, gerne auch bei der wichtigen Arbeit in der Kleiderkammer. Kontakt über Tel. 05772 9773535.

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