Klinikneubau in Espelkamp: Jetzt sprechen die Bürger

Espelkamp. Die Krankenhäuser Rahden und Lübbecke der kreiseigenen Mühlenkreiskliniken (MKK) sollen an einem Standort zusammengeführt werden. Noch 2022 war der Bau dieses neuen Klinikums Lübbecker Land eine erste Vision, die nicht nur auf Gegenliebe stieß. Zwei Jahre später nimmt der mögliche Neubau in der Espelkamper Gabelhorst konkrete Formen an. Nachdem die MKK die benötigten Grundstücke erworben haben und im August 2023 der Kreistag einen Architektenentwurf ausgewählt hat, ist jetzt die Stadt Espelkamp mit der konkreten Bauleitplanung im Espelkamper Westen am Zug. Das Aufstellungsverfahren des Bebauungsplanes Nr. 72 &bdquo;Klinikum Lübbecker Land“ sieht die Beteiligung der Öffentlichkeit vor. Im Bürgerhaus kamen nun die Bürger zu Wort. Wenn es um die Vorstellung einer Bauleitplanung gehe, kämen sonst in der Regel nicht so viele Bürger, begrüßte Bürgermeister Henning Vieker rund 50 Interessierte. Aber ein Großprojekt wie ein Krankenhausbau komme vielleicht alle 100 Jahre einmal vor. Das neue Klinikum sei so bedeutend, weil dadurch die Gesundheitsversorgung im Lübbecker Land auf Dauer erhalten bleibe. &bdquo;Zudem ist das Klinikum eine große Chance für die Stadtentwicklung in Espelkamp“, so Vieker. Es sei kein alltägliches Thema, für 252 Millionen Euro einen Krankenhausneubau hinzusetzen, meinte Landrat Ali Dogan. Er lobte die gute Kooperation mit der Stadt Espelkamp und skizzierte noch einmal die bisherigen Etappen auf dem Weg zum möglichen neuen Klinikum. Die sogenannte Leistungsphase II sei abgeschlossen, und das Gesamtpaket gehe Ende des Jahres an die Bezirksregierung mit Weiterleitung an das Bundesamt für soziale Sicherung. Dort werde nach Prüfung aller Unterlagen aus der Leistungsphase III Ende 2025 dann über einen möglichen Zuschuss entschieden. Landrat: &bdquo;Das wird ein gutes Krankenhaus“ Das bedeute, es gebe noch keinen Baubeschluss. Dieser werde getroffen, wenn die Förderzusage vorliege, woran er keinen Zweifel habe. Er mache sich keine Sorgen um das Projekt in Espelkamp, denn es gebe einen dringenden Bedarf, damit eine gute Gesundheitsversorgung im Lübbecker Land erhalten bleibe. &bdquo;Das wird ein gutes Krankenhaus“, sagte Dogan. Erwartet werden für die beiden geplanten Klinikneubauten in Bad Oeynhausen und Espelkamp Fördergelder von bis zu 178 Millionen von Bund und Land. Espelkamps Bauamtsleiterin Susanne Sassenberg verwies darauf, dass Stellungnahmen aus der frühzeitigen Bürgerbeteiligung durchaus zu Änderungen führen könnten, wenn es um die Festsetzungen im Bebauungsplan geht. Wie Alexander Fritz vom Büro Drees & Huesmann ausführte, würden neben den Anregungen aus der Bürgerbeteiligung auch noch die Fachbehörden wie der Landesbetrieb Wald und Holz gehört. Deren Stellungnahmen fließen ebenfalls in die Abwägungen ein. Dem Blick auf eine Luftaufnahme des Planungsgebietes in der Gabelhorst folgten Erläuterungen zum Entwurf des Bebauungsplanes. Der sieht auf der Westseite des Areals ein viergeschossiges Klinikum vor, wobei sich das Untergeschoss größtenteils unter der Erde befindet. Die Gebäudehöhe gab der Planer mit 15 Meter über Normalhöhe an, im Osten seien es 20 Meter. Zur angrenzenden Wohnbebauung soll ein Abstand von 30 Metern eingehalten werden. Den alleeartigen Baumbestand im Bereich habe man auf dem Schirm, und die Bäume sollen möglichst erhalten bleiben. 80 Prozent der Baufläche dürften den Plänen nach versiegelt werden, 20 Prozent müssten zwingend Grünfläche mit ökologischer Wertigkeit bleiben. Auswirkungen auf Menschen, Tiere und Gewässer werden geprüft Ein Streitpunkt war neben den Kosten auch immer wieder der Gabelhorst-Wald auf der Ostseite, der ursprünglich als Klinikstandort ins Auge gefasst wurde, was Baumschützer auf den Plan rief. Laut Bauleitplanung würde nunmehr ein Großteil des Waldes in Richtung B239 stehen bleiben. Im vorderen Bereich sind ein Parkhaus für rund 500 Fahrzeuge sowie eine Bushaltestelle vorgesehen. &bdquo;Wir können uns hier aber auch noch Begleitnutzungen zum Klinikum wie eine Kita oder eine Einrichtung für Senioren vorstellen“, führte Fritz weiter aus. Nun gelte es im Rahmen der Bauleitplanung, weitere Dinge zu prüfen. Dazu zählen die Auswirkungen des Bauvorhabens auf Menschen, Tiere und Gewässer. Das schließe beispielsweise eine verkehrs- und schalltechnische Prüfung ebenso ein wie eine Umwelt- und Artenschutzprüfung. Wem etwas &bdquo;unter den Nägeln brennt, der kann jederzeit ins Rathaus kommen oder seine Anregungen schriftlich einreichen“, ergänzte Susanne Sassenberg. Zu den Gästen gehörten Susanne Bartens-Korn und Isolde Renger von der Aktionsgruppe zum Erhalt des Gabelhorst-Waldes. Die beiden Frauen hielten ein flammendes Plädoyer für den Erhalt des gesamten Waldes. &bdquo;Für ein Parkhaus einen Wald platt zu machen ist nicht zeitgemäß“, so Isolde Renger. Sie hätten einen Vorschlag gemacht, wie das Parkhaus auch an anderer Stelle Platz finden könnte und würden darum bitten, diesen noch einmal in Erwägung zu ziehen. Susanne Bartens-Korn befürchtete, dass vom vorderen Teil des Waldes nichts mehr bleiben würde, wenn der Bebauungsplan die Chance biete, dort noch weitere Bauten wie eine Apotheke oder eine Kita &bdquo;hinzusetzen“. Gerade aber der westliche Teil des Waldes sei wegen seiner Beschaffenheit und dem Insektenreichtum ein wichtiges Biotop für die Tiere, zu denen Fledermäuse oder auch der seltene Springfrosch zählen würden. Zudem sei der vordere Waldteil eine Art Schutzwall. &bdquo;Wenn der wegfällt, kann der restliche Wald den Klimawandel nicht überleben“, so Bartens-Korn. Damit entfalle auch seine Funktion als Klimaschutz für die Stadt. &bdquo;Planer sollten Gehirnschmalz aufbringen“ Er habe sich schon vor 25 Jahren dafür eingesetzt, den Wald für die nächste Generation zu erhalten und nicht damit die nächste Generation ihn dann abholzt“, sprach sich auch Jürgen Erber gegen eine Bebauung im Wald aus. Die Planer sollten Gehirnschmalz aufbringen, um ein Parkhaus im Wald zu verhindern, befand Klaus Peitzmeier von der Bürgerinitiative zum Erhalt der Krankenhäuser Lübbecke und Rahden. Auch vom Parkhaus aus über die Straße zum Klinikum gehen zu müssen, sei &bdquo;nicht ganz sinnvoll.“ Man könne das Klinikum höher bauen, was Platz für Parken auf der Westseite bieten würde, schlug er vor. Man könne es nicht allen Recht machen. Auf ein fünfgeschossiges Parkhaus auf der Westseite wolle auch niemand schauen, meinte Landrat Dogan. Die Anlieger aus den angrenzenden Wohngebieten äußerten noch ganz andere Sorgen. Dazu zählt unter anderem eine erhöhte Verkehrsbelastung sowie eine Lärmbelastung auch durch an- und abfahrende Liefer- und Rettungsfahrzeuge. Manch einer wünschte sich das Klinikum, das ja grundsätzlich gut sei, gleich an ganz anderer Stelle und nicht unmittelbar angrenzend an ein Wohngebiet. Weiter östlich zum Beispiel mit Zufahrt von der Bundesstraße. Bürgermeister: &bdquo;Ich glaube, das bekommen wir hin“ Da sich das geplante Parkhaus, was noch nicht in die Kosten für das neue Klinikum eingepreist ist, refinanzieren muss, befürchten Anwohner bereits jetzt &bdquo;wildes Parken“ in ihren Straßen, weil die Besucher Gebühren sparen wollen. Zudem wünschten sich Anwesende eine stärke Einbindung in den Prozess und eine bessere Kommunikation zwischen Stadt und Anliegern. Susanne Sassenberg verwies auf öffentliche Sitzungen und sagte: &bdquo;Sie können auch jederzeit gerne anrufen im Rathaus.“ Alexander Fritz vom Büro Drees & Huesmann wies noch einmal drauf hin, dass der Schutzanspruch für die Anlieger immer der gleiche bleibe – egal ob Wohnbauten oder Klinikum. In etwa drei Monaten werde es erneut eine Öffentlichkeitsbeteiligung geben: &bdquo;Seien Sie aufmerksam und besuchen Sie gerne die Sitzungen.“ Jetzt gehe es um das Abwägen von Interessen mit dem Ziel, zu einem guten Ergebnis zu kommen, sagte Henning Vieker und bedankte sich für den Dialog: &bdquo;Ich glaube, das bekommen wir hin.“

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