Bad Oeynhausener Arzt feiert 100. Geburtstag - Klinik-Gründer ist noch immer aktiv

Bad Oeynhausen. Geht nicht, gibt’s nicht im Leben von Kurt Salfeld. Denn Grenzen kann man verschieben. Probleme lösen. Und den Ruhestand vertagen. Auch im Alter von 100 Jahren ist der Mediziner dieser Devise treu geblieben. Wer ihn sucht, findet ihn nach wie vor in seinem Dienstzimmer in der von ihm gegründeten Artemed-Klinik in der Portastraße. Denn auch wenn der Dermatologe dort nicht mehr am Operationstisch steht, kümmert er sich weiterhin darum, dass das Räderwerk seiner Klinik rundläuft. Nur heute zu seinem besonderen Wiegenfest, da macht er mal eine Ausnahme. Aufgewachsen ist der am 18. April 1925 geborene Kurt Salfeld gemeinsam mit einem Bruder in einem kleinen Ort nahe der polnischen Stadt Allenstein. &bdquo;In der ländlichen Umgebung hatte ich eine schöne Kindheit“, sagt der Mediziner im Rückblick. Bad Oeynhausen hatte er als junger Mann vermutlich nicht auf dem Radar, als er während des Zweiten Weltkriegs als Jagdflieger ausgebildet wurde - ein Kapitel, das zu den härtesten seines Lebens zählt. Denn: &bdquo;Ich war als Jagdflieger noch nicht ganz ausgebildet, die Kriegsschulen hatten geschlossen und an Benzin war nur schwer zu kommen“, erinnert sich der Hundertjährige. Mit dieser Ausbildung begann aber auch eine der zahlreichen Leidenschaften, die den Mediziner durch sein Leben begleitet haben. Denn auch nach dem Krieg blieb er dem Luftsport als Privatflieger noch viele Jahrzehnte treu. Dass er aber einmal Arzt werden würde, hätte er selbst als junger Student der Chemie und Biologie in Mainz nicht erwartet. Denn damals lag seine Zukunftsvision noch in einer Forschungstätigkeit als Biochemiker. Aber geht nicht, gibt’s eben nicht im Leben von Kurt Salfeld. Lesen Sie auch: Der älteste Bad Oeynhausener ist 111 Jahre alt Bad Oeynhausener operierte bei schätzungsweise 50.000 Eingriffen &bdquo;Während meines Chemiestudiums bin ich offensichtlich durch gute Leistungen aufgefallen. Und weil die Medizin bis zum Physikum naturwissenschaftlich ausgerichtet ist, schlug mir mein Professor vor, doch auch dort einzusteigen“, beschreibt er die Entwicklung. Letztendlich promovierte er in beiden Fächern. Und entschied sich dann für eine Laufbahn in der Medizin. Nach seiner Facharztausbildung in Mainz und einer Oberarztstelle in Marburg wurde er 1966 zum Chefarzt der Dermatologie am Klinikum Minden, dem heutigen Johannes-Wesling-Klinikum und vier Jahre später zum außerplanmäßigen Professor an der Phillips-Universität in Marburg berufen. Die Jahre in Minden hätten zu seinen schönsten Berufsjahren gehört, sagt der Mediziner im Rückblick. Denn: &bdquo;Während die Zeit vor einer Chefarztstelle ein Strampeln ist, beginnt danach die Pionierarbeit. Die Dermatologie in Minden war heruntergekommen und schlecht angesehen. Unter meiner Regie wurde das Haus dann umgebaut und um 60 Betten erweitert“, gibt er ein Beispiel. Schon früh erkannte Kurt Salfeld seine Leidenschaft für die operative Dermatologie und entwickelte moderne Operationsverfahren wie das sogenannte Stripping am langen Faden mit kleinen Schnitten. Wie oft er in seinem Leben am Operationstisch stand? Da muss Kurt Salfeld einen Moment lang nachdenken. Dann schätzt er und sagt: &bdquo;Das waren sehr, sehr viele Eingriffe. Im Ganzen vielleicht 50.000 Operationen“. Statt mit 65 Jahren in den Ruhestand zu gehen, schlug er 1990 ein ganz neues Kapitel auf, als er die auf Venen- und Hautkrankheiten spezialisierte Artemed Fachklinik gründete. Denn Stillstand gab’s und gibt es nicht im Leben des Hundertjährigen. Mit der Gründung der Artemed Fachklinik in München 1994 und dem Krankenhaus Tabea in Hamburg 2002 legte er den Grundstein für den heutigen Klinikverbund, der mittlerweile 10.000 Mitarbeiter in 18 Kliniken beschäftigt. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener Reha-Klinik nicht im Krankenhausplan 100-Jähriger will sich langsam aus der Klinik zurückziehen Privat seien die Jahre, in denen sein Sohn und seine Tochter geboren wurden, die schönsten seines Lebens gewesen, sagt der Senior, der heute sechsfacher Großvater ist. Aber auch der 14. April 1957 war ein ganz besonderer Tag, als er seine Frau Jutta - eine Pharmaziestudentin - in Herne vor den Traualtar führte. Kennengelernt hatte er sie bereits als Werkstudent im Betrieb ihres Vaters. &bdquo;Damals habe ich ihrem Bruder bei den Hausaufgaben geholfen“, weiß der Mediziner noch ganz genau. Die erste Zeit lebte das junge Paar in Salfelds Dienstzimmer in der Dermatologischen Klinik in Mainz. &bdquo;Unsere erste Wohnung hatten wir dann am Schillerplatz. Dort, wo der Karnevalsumzug immer vorbeikommt“, weiß der Hundertjährige noch ganz genau. Gemeinsam unternahm das Ehepaar viele Schiffsreisen, die sie auch auf die Inselgruppen im Stillen Ozean führten. Denn: &bdquo;Ich bin keiner, der einen Wohnwagen nimmt und losfährt“, sagt Kurt Salfeld über seine Art zu reisen. Eine andere seiner Leidenschaften sind Kunst und Kultur. &bdquo;Ich interessiere mich wahnsinnig für Musik“, gibt er, dessen Lieblingskomponist Beethoven ist, ein Beispiel. In der modernen Kunst ist sein Steckenpferd die Informelle Malerei. &bdquo;Weil die Künstler so differenziert arbeiten“, begründet er seine Vorliebe. Und der Ruhestand? &bdquo;Langsam werde ich mich aus der Klinik zurückziehen“, gibt der Hundertjährige einen vagen Ausblick. Sein besonderes Wiegenfest feiert er heute im Schloss Ovelgönne. Mit Familie, Freunden und Wegbegleitern. &bdquo;140 Gäste haben bereits zugesagt“, weiß das Geburtstagskind. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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