Das ist der neue Klinikchef in Bad Oeynhausen

Bad Oeynhausen. Wenn sich Patrick Orth an seinem neuen Lieblingsplatz umdreht, kann er durchs Fenster auf die Bäume am Kokturkanal schauen. Doch diesen Blick durch die Fenster des Operationssaals gönnt sich der Professor für Orthopädie und Direktor der Universitätsklinik für Allgemeine Orthopädie nur mal zwischen zwei Operationen. Am 1. März hat der 44-jährige Mediziner die Nachfolge von Christian Götze angetreten. Sein Team und die Mitarbeitenden in der AVK hat Orth bereits kennen und schätzen gelernt. &bdquo;Die Kollegen in der AVK und am Johannes-Wesling-Klinikum sind extrem kollegial und offen“, sagt Patrick Orth. Mit der NW hat er über seine klinischen Schwerpunkte, seine Forschungsambitionen, seine Aufgaben als Professor der Ruhr-Universität Bochum und über die Zukunft der Fachklinik gesprochen. Und auch sein Spezialgebiet – die Tumororthopädie. Denn die Anzahl der Operationen im Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung an der Auguste-Viktoria-Klinik wird sich künftig deutlich erhöhen – vor allem die der anspruchsvolleren Revisionsoperationen. Also dem Austausch von künstlichen Knie- und Hüftgelenken. Von den 19 Kliniken in OWL, die diese Eingriffe bisher gemacht haben, dürfen diese Eingriffe nach der NRW-Krankenhausplanung nur noch fünf Kliniken vornehmen. Und eines dieser fünf Zentren ist die AVK. Deshalb dürfte die Zahl dieser Operationen langfristig und vor allem demografisch bedingt allerdings zunehmen, obwohl die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke deutlich gestiegen ist. Der Verschleiß der Endoprothesen-Teile trete demzufolge immer weiter in den Hintergrund. &bdquo;Als Gründe für einen Austausch bleiben aber noch Infektionen, schlecht eingebaute sowie nicht passende Ersatzgelenke oder auch Fehlstellungen“, weiß Patrick Orth. Zum ersten Text: Zum Abschied für Bad Oeynhausener Klinikchef: Viel Lob und eine Operation Infektionen sind auch nach Jahren noch möglich Wichtig sei in diesem Zusammenhang eine regelmäßige Nachsorge. &bdquo;Es gibt Risiken direkt bei der OP, das Risiko ist niedrig, aber nicht gleich Null. Infektionen können aber leider auch Jahre nach der Ur-OP nicht ausgeschlossen werden“, sagt Orth. Bakterien können über Wunden jeglicher Art in den Blutkreislauf gelangen. Die Keime siedeln sich dann vorzugsweise an körperfremden Materialien an. &bdquo;Docken Bakterien an körpereigenes Gewebe an, provoziert das sofort eine Immunantwort“, so der Mediziner. Am künstlichen Gelenk können die Keime nahezu ungehemmt eine Infektion auslösen. Aus diesem Grund empfehle sich bei Verletzungen ein Antibiotikum. Aus diesem Grund sollten Patienten auch ihren Zahnarzt über ein künstliches Gelenk informieren. Bevor Patrick Orth allerdings zu einem künstlichen Gelenk rät, steht für ihn der Gelenkerhalt im Vordergrund - auch mit operativen Methoden. Und so ist die Grundlagenforschung zum Knorpelerhalt denn auch einer seiner Forschungsschwerpunkte. &bdquo;Knorpelschäden entstehen meistens nach Unfällen oder durch Durchblutungsstörungen“, sagt der Wissenschaftler. &bdquo;Unbehandelt weitet sich der Schaden aus und kann sich zu einer Arthrose entwickeln.“ Hier könne vor allem jungen Patienten, die sich einen Knorpelschaden beim Sport zugezogen haben, mit neuen Methoden geholfen werden. Lesen Sie auch: Aus dem Ruhestand zurück: 70-Jähriger leitet mit Kollegen neue Gefäßmedizin in Bad Oeynhausen Stammzellen motivieren, Reparaturgewebe zu bilden So können etwa körpereigene Stammzellen motiviert werden, sogenanntes &bdquo;Reparaturgewebe“ zu bilden, das die Knorpelschäden behebt. &bdquo;Ein anderes Verfahren ist das Züchten körpereigener Knorpelzellen im Labor, die dann retransplantiert werden“, erläutert der Professor für Orthopädie. Hat sich die Arthrose bereits gebildet, kann eine operative Begradigung der Beinachse für Entlastung sorgen oder eine Teilendoprothese - ein sogenannter &bdquo;Schlitten“. Patrick Orths dritter klinischer Schwerpunkt ist die Behandlung von Tumoren am Bewegungsapparat. Und zwar um primäre maligne also bösartige Knochentumore und um Metastasen anderer Krebsarten im Bewegungsapparat. Sein besonderes Augenmerk richtet Patrick Orth auf seltene Fälle von Osteosarkomen. &bdquo;Hier geht es darum, Behandlungspfade aufzuzeigen und Strukturen in OWL zu schaffen, denn im schlimmsten Fall werden solche Fälle gar nicht erst erkannt“, befürchtet der Mediziner. Wie der Arzt schafft, alles unter einen Hut zu bringen Wie lassen sich nun all diese Schwerpunkte und dazu noch die Lehrtätigkeit unter einen Hut bringen? Der 44-Jährige hat sich einen festen Wochenplan auferlegt. Drei Arbeitstage möchte er im OP verbringen, ein Tag ist für Patienten-Sprechstunden reserviert und der fünften Tag gehört administrative Aufgaben. &bdquo;Es sei denn, es kommt eine OP dazwischen“, so Orth. Dann habe sein Lieblingsplatz in der Klinik, der OP-Saal, Vorrang. Als einer von zwei ordentlichen Professoren für Orthopädie ist Patrick Orth an OWL Campus, Standort Minden, abgeordnet. &bdquo;Vorlesungen haben wir aber nur im Wintersemester, im Sommersemester haben die Studierenden Praktika und dabei werden sie auch von den Ärzten der AVK betreut. Lehre und Forschung gruppieren sich bei mir um die OP-Tätigkeit“, so der Wissenschaftler. Patrick Orth hat für sich und seine Familie ein Haus in ländlicher Umgebung gesucht und ist in Löhne fündig gefunden. Nun steht für die Familie Orth der Umzug von Zweibrücken nach Ostwestfalen auf dem Programm. Der neue Direktor der Klinik für allgemeine Orthopädie an der AVK ist, wie er selbst sagt: &bdquo;Gekommen, um zu bleiben.“ 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Zur Person: Patrick Orth (44) studierte von 2001 bis 2007 Humanmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg. Er promovierte 2009 mit einer Arbeit zur Verbesserung der Knorpelreparatur durch Gentransfer und habilitierte 2014 zum Thema &bdquo;Die Rolle des subchondralen Knochens bei der Reparatur osteochondraler Defekte“. Im Jahr 2019 wurde ihm die außerplanmäßige Professur an der Universität des Saarlandes verliehen. Zusätzlich erwarb er 2022 den Master of Health Business Administration (MHBA) an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine berufliche Laufbahn begann Orth mit Tätigkeiten in Kliniken im In- und Ausland. Er absolvierte Fellowships im europäischen und angloamerikanischen Ausland. Über viele Jahre hinweg arbeitete er am Universitätsklinikum des Saarlandes, zuletzt als Leitender Oberarzt und stellvertretender Direktor der Klinik für Orthopädie und orthopädische Chirurgie.

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