Alternative Wohnform im Alter: Einblicke in Bad Oeynhausens Senioren-WG

Bad Oeynhausen. Eine Wohngemeinschaft ist nur was für junge Menschen? Nicht, wenn man Klaus Marholdt fragt. Der 89-Jährige lebt seit gut drei Jahren in einer WG für Senioren in dem Neubau der Diakonie an der Hermann-Löns-Straße. Und fühlt sich dort, wie er selbst sagt, &bdquo;sauwohl“. Der gelernte Drogist geht sogar noch weiter, als er versichert: &bdquo;Das hier ist das Paradies“. Die Bausteine aus seinem Garten Eden hat der Rentner für einen gedruckten Bildband zusammengestellt, der den Titel &bdquo;Aus der Neuen Welt“ trägt. Anders als in anderen Gegenden hat sich diese moderne Wohnform im Kreis Minden-Lübbecke noch nicht wirklich etabliert. &bdquo;Außer einem anderen Anbieter sind wir damit hier allein auf weiter Flur“, weiß Anna Beckmann, die Geschäftsbereichsleiterin &bdquo;Menschen im Alter“. Keine Privatsphäre mehr? Vorgegebene Tagesabläufe? Zimmereinrichtungen nach Standard? Gegessen wird, was auf den Tisch kommt? Oder vorgeschriebene Besuchszeiten? Ganz im Gegenteil: Klaus Marholdt hat Möbel aus seiner früheren Wohnung in Gifhorn mitgebracht und damit sein knapp 20 Quadratmeter großes Zimmer mit Blick auf das Wiehengebirge eingerichtet. Der Senior ist hier Hausherr, denn er ist der Mieter seiner neuen Bleibe, zu der auch ein barrierefreies Badezimmer gehört. Lesen Sie auch: Warum zwei Rentner Mitbewohner für besondere WG suchen Tägliches Frühstücksbuffet in der Bad Oeynhausener Senioren-WG Ein großer antiquarischer Schrank, in dem er seine Wäsche aufbewahrt. Ein geräumiger Schreibtisch mit zwei Bildschirmen für seinen Computer. Regale voller Bücher. Historische Apothekergefäße. Ein akkurat beschrifteter Karteikarten-Schrank. Getrocknete Blüten in Glasflaschen. Und jede Menge Bilder an den Wänden, die ihn an besondere Stationen seines Lebens von Grönland über Spitzbergen bis Ramsau erinnern. Für das, was er in seinem Zimmer nicht mehr unterbringen kann, gibts immer noch ein Plätzchen an den Wänden und in den Nischen der Flure. Von dort ist es nicht weit bis in das Wohnzimmer der WG mit bequemen Sesseln und einem großen Fernseher. Oder in die Küche. Dort schält eine Nachbarin von Klaus Marholdt gerade Kartoffeln zu Johanna von Koczians Schlager &bdquo;Das bisschen Haushalt“. Die gibt es heute zu Nürnberger Rostbratwürstchen und Sauerkraut. Was gekocht wird, entscheiden die Mieter in der Gemeinschaft. Wer möchte, packt bei den Vorbereitungen mit an. Den Rest erledigt Hauswirtschafterin Steffi Ferreira. Frühstück und Abendbrot steht den Mietern täglich in Buffet-Form zur Verfügung. &bdquo;Damit jeder essen kann, wann er möchte. Denn manche Bewohner schlafen gerne bis 11 Uhr. Und andere sind es gewohnt, um 22 Uhr noch einmal eine Kleinigkeit zu essen“, weiß Anna Beckmann. Lesen Sie auch: Senioren-WG in Bünde wegen Schimmel geschlossen 24-Stunden-Versorgung und individuelle Pflege in der Senioren-WG Nicht nur die Wäsche wird gewaschen und das Zimmer gereinigt, sondern auf Wunsch werden auch die Medikamente der Mieter verwaltet. Darüber hinaus ist für Freizeitangebote gesorgt. &bdquo;Wir liefern ein Rahmenprogramm und jeder Mieter entscheidet für sich, ob er daran teilnehmen möchte. Dazu gehören Gymnastik, Bastel- und Malangebote, aber auch Spielenachmittage, Ausflüge etwa mit der Bimmelbahn, ins Wildtiergehege oder ins Café“, beschreibt die Geschäftsbereichsleiterin das System. Wie sie Feiertage etwa zu Ostern oder zu Weihnachten miteinander verbringen möchten, entscheiden die Mieter gemeinsam. &bdquo;Im Fokus steht die Selbstbestimmung“, fasst Stefanie Popa, die Leiterin der Wohngemeinschaft, das Prinzip zusammen. Denn: &bdquo;So individuell wie der Mensch ist, soll auch sein Tagesablauf sein“. Die einen schauen gern den Kindern der angrenzenden Kita beim Spielen zu, die anderen zieht es eher in den Quartiersgarten mit Himbeerecke und Kräuterbeeten. Und weil die Bewohner der beiden WGs ihre eigenen Hausherren sind, entscheiden sie auch, wann sie nach Hause kommen oder wer bei ihnen übernachtet - so wie früher in typischen Studenten-WGs. &bdquo;Darüber hinaus garantieren wir eine tägliche 24-Stunden-Versorgung und individuell abgestimmte Pflege- und Betreuungsleistungen“, beschreibt Anna Beckmann das Angebot. Weitere Informationen: www.diakonie-vlotho.de. Fragen zur Finanzierung beantwortet die Geschäftsbereichsleiterin unter Tel. 05731 252386 oder per E-Mail a.beckmann@diakonie-vlotho.de. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

Meistgelesen