Stadt Bad Oeynhausen prüft Denkmalschutz für Heilig-Geist-Kirche

Bad Oeynhausen. Am Sonntag, 16. März, könnte der letzte Gottesdienst in der Heilig-Geist-Kirche in der Südstadt gefeiert werden. Die Emmaus-Gemeinde habe die Entwidmung der Kirche beantragt, bestätigte die Vorsitzende des Presbyteriums, Christiane Kemper, auf Nachfrage der NW. Sollte die evangelische Landeskirche dem zustimmen, dann wäre das Gebäude nicht mehr als Kirche ausgewiesen und würde auch nicht mehr als solche genutzt. Die Gottesdienste würden dann in den vier anderen Gotteshäusern der Emmaus-Gemeinde in Rehme, in der Altstadt, in Oberbecksen-Babbenhausen und auf der Lohe gefeiert. Parallel zum Entwidmungsverfahren prüft die Stadt, die Heilig-Geist-Kirche unter Denkmalschutz zu stellen. Angesichts sinkender Mitgliederzahlen verzeichnet die Emmaus-Kirchengemeinde ein jährliches Defizit von 400.000 Euro. Um dieses Haushaltsloch zu schließen oder zumindest spürbar zu verkleinern, plant die Großgemeinde den Verkauf der Wichern-Immobilien und die Vermietung des Bonhoeffer-Hauses. Beides aber erweist sich als schwieriger als erwartet. Eine neue Nutzung des Bonhoeffer-Hauses droht an rechtlichen Hürden zu scheitern. Und Ende Dezember zerschlug sich die Hoffnung, Wichernhaus und Heilig-Geist-Kirche an die koptische Gemeinde Bielefeld zu verkaufen. Die Kopten zogen ihr Angebot zurück, neue Interessenten sind laut Christiane Kemper aktuell nicht in Sicht. &bdquo;Das würde den Verkauf natürlich erschweren“ Die Presbyteriumsvorsitzende bestätigt, dass die Stadt derzeit prüfe, die Heilig-Geist-Kirche in die Denkmalschutzliste einzutragen. &bdquo;Das würde den Verkauf dann natürlich erschweren“, sagt Christiane Kemper. Dass der Denkmalschutz für die Kirche schon seit einigen Jahren ein Thema sei, habe man in der Gemeinde gewusst. &bdquo;Wir haben uns aber schon ein wenig gewundert, dass das jetzt so akut wird.“ Frank Tafertshofer, Pressesprecher des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster, bestätigt, dass der Anstoß dazu aus seinem Hause kam. Dort ist das Fachamt für Denkmalschutz und Denkmalpflege angesiedelt. &bdquo;Wir haben uns von 2009 bis 2018 die über 1.300 Kirchen in Westfalen-Lippe unter dem Aspekt angesehen, ob ein Gebäude denn ein Denkmal sein könnte“, erklärt Tafertshofer. Und unter den als potenziell schützenswert eingestuften Bauten sei eben auch die Heilig-Geist-Kirche in Bad Oeynhausen gewesen. &bdquo;Wir haben dann einen entsprechenden Hinweis an die Stadt weitergegeben.“ Und dort prüft nun die untere Denkmalbehörde die Schutzwürdigkeit der Kirche. &bdquo;Nüchternheit und Funktionalität der Nachkriegszeit“ Die sieht Stadtheimatpfleger Klaus Peter Schumann unbedingt gegeben. &bdquo;Ich habe auf den Denkmalwert schon hingewiesen, als die Emmaus-Gemeinde ihre Pläne erstmals im Ausschuss für Stadtentwicklung vorgestellt hat“, sagt Schumann. &bdquo;Die Heilig-Geist-Kirche ist in ihrer Nüchternheit und Funktionalität typisch für die Architektur der Nachkriegszeit“, erklärt er. Zudem stammten die Pläne von einem renommierten Architekten: Karl Wilhelm Ochs. Der 1988 in Berlin gestorbene Planer zeichnet nicht nur für Universitätsbauten in Dresden und Berlin und etliche Kirchen in Berlin verantwortlich, sondern er hat auch Spuren in der Region hinterlassen. So hat Ochs die 1958 in Herford eingeweihte Christuskirche geplant, dessen fünf Jahre jüngere Schwester die Heilig-Geist-Kirche in der Wicherngemeinde ist. Auch das Bonhoeffer-Haus der Altstadtgemeinde Bad Oeynhausen stammt vom Zeichentisch des Karl Wilhelm Ochs. Und auch das Wichernhaus. &bdquo;Ochs hat Kirche und Gemeindehaus von Anfang an zusammen konzipiert“, sagt Schumann. Deshalb halte er es für geboten, dass das Ensemble auch als Ganzes unter Denkmalschutz gestellt werden solle. Gemeinde hat Projektentwickler eingeschaltet Christiane Kemper überlegt derweil: &bdquo;Wenn wir die Kirche nicht verkaufen können und nicht abreißen dürfen, dann müsste dafür wohl die Stadt einspringen. Denn dauerhaft unterhalten können wir sie nicht.“ Wie Kemper weiter berichtet, hat die Emmaus-Gemeinde inzwischen einen Projektentwickler eingeschaltet. Der Immoblilienexperte suche nach Investoren. &bdquo;Die denken nicht unbedingt sofort an Abriss“, ist Christiane Kemper überzeugt. Man müsse nun aber erstmal das Gespräch mit dem Denkmalamt der Stadt abwarten, das Ende Februar stattfinden solle. Man müsse für solch ein Unterschutzstellungs-Verfahren mit rund einem halben Jahr Bearbeitungszeit rechnen, stellt Stadt-Pressesprecher Volker Müller-Ulrich in Aussicht. Mit der Entwidmung der Kirche will die Emmaus-Gemeinde unmittelbarer Geld sparen. &bdquo;Zum einen müssen wir für den Erhalt der Kirche Rücklagen bilden“, erläutert die Vorsitzende des Presbyteriums. Zum anderen müsse die Kirche, wenn sie denn nicht mehr genutzt werde, auch nicht mehr geheizt werden, so Kemper. Dieser Unterhalt sowie die Substanzerhaltungsrücklage machten zusammen rund 30.000 Euro pro Jahr aus, die die Gemeinde gern sparen würde. Der Entwidmung muss nun aber noch die evangelische Kirche von Westfalen zustimmen. &bdquo;Ich gehe davon aus, dass wir die bekommen“, sagt Christiane Kemper. Man brauche dafür eine schlüssige Begründung und ein Gebäudekonzept. &bdquo;Beides haben wir ja“, so die Presbyteriumsvorsitzende.

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