Bad Oeynhausener Heilig-Geist-Kirche: Kopten ziehen Kaufangebot zurück

Bad Oeynhausen. Die gar nicht so frohe Botschaft ereilte die Emmaus-Gemeinde unmittelbar vor Weihnachten. Am vergangenen Sonntag erfuhren die Gottesdienstbesucher, dass die koptische Gemeinde Bielefeld ihr Angebot zum Kauf der Heilig-Geist-Kirche und des Wichernhauses in der Bad Oeynhausener Südstadt zurückgezogen hat. So berichtet es der Pressesprecher des evangelischen Kirchenkreises Vlotho, Kevin Potter. Christiane Kemper, Vorsitzende des Presbyteriums der Emmaus-Gemeinde und Anba Damian, Diözesanbischof der koptischen Gemeinden in Norddeutschland, bestätigten das gegenüber der Neuen Westfälischen. Nach über einem halben Jahr Verhandlungen habe sie auf eine klare Entscheidung vor Weihnachten gedrängt, berichtet Christiane Kemper. Dass die koptische Gemeinde ihr Kaufangebot daraufhin zurückgezogen habe, sei &bdquo;ärgerlich für die Emmaus-Gemeinde, aber nicht zu ändern“, so die Vorsitzende des Presbyteriums: &bdquo;Das müssen wir jetzt erstmal verdauen.“ Im Januar will das Gremium beraten, wie es nun weitergehen soll. Dann soll auch die Gemeinde in einer Versammlung über den Stand informiert werden. Für Christiane Kemper ist das Kapitel Verkauf an die koptische Gemeinde damit abgeschlossen. &bdquo;Ich fürchte, es ist an der Frage der Finanzierung, vor allem auch der laufenden Kosten, gescheitert“, sagte sie der NW. &bdquo;Wir wollten die Summe gern über zehn Jahre zahlen“ Bischof Anba Damian nennt drei wesentliche Gründe für die Entscheidung der koptischen Gemeinde. Tatsächlich seien die Kosten für den Unterhalt der Kirche und des Gemeindehauses ein entscheidender Faktor gewesen, bestätigt das Oberhaupt der koptischen Gemeinden in Norddeutschland, der seinen Sitz in einem ehemaligen Kloster der Zisterzienserinnen in Brenkhausen bei Höxter hat. Dazu komme aber auch der Aufwand, den seine Gemeinde leisten müsse, um der Emmaus-Gemeinde - wie in den Verhandlungen zugesagt - eine kostenlose Nutzung von Kirche und Wichernhaus in den Zeiten zu ermöglichen, in denen die Kopten die Räume selbst nicht brauchen. &bdquo;Die Räume zu heizen und sauber zu halten, dazu ist ein nicht unerheblicher personeller und finanzieller Aufwand notwendig“, so der Bischof. Aber auch der Kaufpreis habe eine Rolle gespielt. Anba Damian berichtet, dass 900.000 Euro als Preis für die Immobilien der ehemaligen Wicherngemeinde vereinbart gewesen seien. &bdquo;Wir wollten die Summe gern über zehn Jahre zahlen“, so der Bischof. So habe die Gemeinde geplant, 300.000 Euro sofort zu zahlen, weitere 300.000 Euro in fünf Jahren und das letzte Drittel in zehn Jahren. Nach seinen Angaben habe diese Regelung im Presbyterium der Emmaus-Gemeinde aber nur eine äußerst knappe Mehrheit von einer Stimme gefunden. Die Hälfte des Kaufpreises hätte die Diözese der koptischen Gemeinde übernehmen wollen, die andere Hälfte hätte die Bielefelder Gemeinde tragen wollen. &bdquo;Aber auch das wäre für eine kleine Gemeinde schon eine Herausforderung“, so Damian weiter. Lesen Sie auch: Kirchenverkauf sorgt für Kontroverse in der Bad Oeynhausener Emmaus-Gemeinde Der Bischof hatte sich noch im Juli ganz begeistert über die Kaufabsichten geäußert. &bdquo;Die Lage in Bad Oeynhausen ist für unsere Gemeindemitglieder aus Minden und Espelkamp, aus Bielefeld, Gütersloh und auch aus Paderborn ideal“, sagte Anba Damian da der NW. Und er schwärmte geradezu von den Gesprächen mit den Vertretern der Emmaus-Gemeinde: &bdquo;Wir wurden empfangen wie eine Schwestergemeinde.“ An dieser Begeisterung für die Menschen hat sich offenbar auch nichts geändert. Christiane Kemper, Superintendentin Dorothea Goudefroy sowie die Pfarrer Matthias Mengel und Markus Freitag seien &bdquo;sehr ehrenvolle Menschen“, betonte der Bischof. Deshalb sei für ihn das Thema auch noch nicht endgültig abgeschlossen. &bdquo;Man kann immer noch miteinander reden. Ich bin dazu bereit“, sagte er am zweiten Weihnachtstag. &bdquo;Ich sehe derzeit keinen Verhandlungsspielraum“ Christiane Kemper dagegen erklärte: &bdquo;Ich sehe derzeit keinen Verhandlungsspielraum.“ Eine konkrete Alternative zum Verkauf der Heilig-Geist-Kirche und des Wichernhauses an die koptische Gemeinde gebe es aktuell nicht. Mit dem Scheitern des Verkaufs der Wichern-Immobilien bleibt von den ursprünglichen Plänen der Emmaus-Gemeinde zur Neuordnung ihrer Immobilien nicht mehr viel übrig. Von dem Ansinnen, ein neues Gemeindehaus an der Auferstehungskirche am Kurpark zu bauen, hat sich die Gemeinde verabschiedet - wohl auch, weil es dafür kaum eine Baugenehmigung gegeben hätte. Einen Verkauf des Bonhoeffer-Hauses stoppte die Gemeinde nach massiven Protesten, vor allem von den Musikgruppen, die das Haus als Übungsstätte nutzen. Daraufhin sollten Teile des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses an die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) vermietet werden. Doch das scheitert aller Voraussicht nach daran, dass die Stadt aus rechtlichen Gründen dafür keine Nutzungsänderung genehmigen wird. Lesen Sie auch: Bielefelder Gemeinde interessiert sich für Kirche in Bad Oeynhausen - das sind die Hintergründe Die zum 1. Januar 2023 durch den Zusammenschluss der vier evangelischen Gemeinden Altstadt, Lohe, Rehme und Wichern entstandene Emmaus-Kirchengemeinde Bad Oeynhausen leidet - wie viele andere christliche Kirchengemeinden auch - unter einem massiven Rückgang der Mitgliederzahlen. Dementsprechend hat die Gemeinde mit einem jährlichen Defizit von 400.000 Euro zu rechnen, wenn denn keine Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen würden. Und dazu sollten der Verkauf der Wichern-Immobilien und die Vermietung des Bonhoeffer-Hauses einen deutlichen Beitrag leisten. Über den Stand dieser Pläne will das Presbyterium die Emmaus-Gemeinde am Sonntag, 19. Januar, nach dem Gottesdienst in der Auferstehungskirche am Kurpark informieren und Fragen dazu beantworten, kündigte Christiane Kemper an.

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