Damals in Bad Oeynhausen: Explodierende Baukosten, Verzögerung und ein Gymnasium ohne Klassen

Bad Oeynhausen. Die Brücke über die Flutmulde bereitete schon vor 70 Jahren Probleme. 1974 hielt die Reform der Oberstufe am Gymnasium auch in Bad Oeynhausen Einzug und 1994 regte ein besonderer Bau für Aufsehen. Die Bad Oeynhausener Stadtarchivarin Stefanie Hillebrand hat in der &bdquo;NW“ und ihrer Vorgängerin, der &bdquo;Freien Presse“, 70, 50 und 30 Jahre zurückgeblättert und ist dabei auf Themen gestoßen, die sich – in abgewandelter Form – auch heute noch in der Zeitung finden. Dezember 1954 - Geduldsprobe &bdquo;Flutmuldebrücke“ Außer dem Entnehmen einiger Bodenproben ist bislang wenig passiert. Trotzdem ist der Verkehr auf der ohnehin überlasteten Eidinghausener Straße seit einem dreiviertel Jahr durch die Sperrung der Muldebrücke auf halber Fahrbahn beeinträchtigt, schreibt die &bdquo;Freie Presse“. Planmäßig hätte der Baubeginn bereits im Juni und die Brückenfertigstellung bis Jahresende 1954 erfolgen sollen. Dass seitdem nichts geschehen ist, verärgert Anlieger und Autofahrer angesichts der unerträglichen Verkehrsverhältnisse. Tatsächlich beginnt erst jetzt das Tauziehen um die Finanzierung. Die &bdquo;Genossenschaft zur Regulierung der Werre“ hat der Bauverwaltung des Landschaftsverbandes eine Ablösesumme zu zahlen, von der versprochen wurde, dass sie sich &bdquo;in erträglichen Grenzen“ bewege, die nun aber alle Möglichkeiten der Muldengenossenschaft übersteigt. Ob die Straßensperrung wieder aufgehoben wurde, bleibt dahingestellt. Die Finanzierungsfrage klärte sich jedenfalls: Einige Monate später, von März bis September 1955, erfolgte der Neubau der Muldenbrücke. Und 70 Jahre später ist die Brücke wieder ein Sanierungsfall (Erneuerung in 2024 abgeschlossen) und die Themen drumherum ähneln sich. Dezember 1974 - &bdquo;Versuch gut angelaufen“ – Keine Klassen mehr am IKG &bdquo;Die Klasse ist tot, es lebe das Klassensystem.“ Die Oberstufenreform hat seit Inkrafttreten am 1. August 1974 einige Neuerungen für die Schüler*innen und Lehrkräfte des Städtischen Gymnasiums Bad Oeynhausen mit sich gebracht. 140 Schüler*innen ab der Klasse 11 – nunmehr Oberstufe genannt – werden nicht mehr in Klassen, sondern nach Interessen und Kursen aufgeteilt und zukünftig auch nicht nach Noten, sondern nach Punkten beurteilt. Die Reform beruht auf einem bereits 1971 gefassten Beschluss der Kultusministerkonferenz und ermöglicht den Schüler*innen mehr individuelle Wahlmöglichkeit. Außerdem soll die Erziehung zu größerer Selbstständigkeit besser auf das Studium an den Universitäten vorbereiten. Das vorläufige Fazit des Schulleiters Reinhold Schmidt fällt positiv aus: &bdquo;Es ist gut angelaufen.“ Dezember 1994 - Aufsehenerregende Bauten und explodierende Kosten Der Gehry-Bau an der Mindener Straße wird 25 Prozent teurer als geplant, was zu Unmut und Empörung im Aufsichtsrat des EMR führt. Darüber kann auch nicht der Stolz hinweghelfen, dass die neue Netzleitstelle des Stromversorgers vom amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry gebaut wird. Moderne Architektur und technologischer Anspruch werden sich später im Namen &bdquo;Energie-Forum-Innovation“ wiederfinden. Ein weiteres Prestigeobjekt, das sich aktuell im Bau befindet, ist die Bali-Therme. Die Atmosphäre einer der beliebtesten tropischen Inseln nach Bad Oeynhausen zu holen, hat sich Kurdirektor Wolfgang Schmidt mit der neuen Therme zum Ziel gesetzt. Auch bei diesem Großprojekt wird über eine Kostenexplosion gemunkelt, was der Kurdirektor jedoch entschieden zurückweist.

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